Auch wir haben es satt! Stellungnahme der SOLAWI Isartal eG zu den Agrarprotesten

Viele von unseren landwirtschaftlichen Berufskolleg*innen sind gerade mit ihren Treckern auf der Straße. Der Unmut ist groß. Jahrzehnte fehlgeleiteter Agrarpolitik haben dramatische Folgen in der Landwirtschaft hinterlassen. 2019 haben wir genau aus diesem Unmut heraus, die SOLAWI Isartal eG gegründet, um die Agrarwende vor unserer eigene Haustür ganz praktisch und mit unseren Mitteln umzusetzen.

Wir haben inzwischen 270 Mitstreiter*innen gefunden, eine Genossenschaft gegründet und gemeinsam einen 2,8 ha großen Acker bei Münsing gepachtet und auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt. Zwei professionelle Gärtner, die wir anstellen, bauen dort zusammen mit der ehrenamtlichen Hilfe der Mitglieder Bio-Gemüse und Bio-Obst an. Die Ernte wird geteilt und wöchentlich in 150 Gemüsekisten an Mitgliedshaushalte zwischen Wolfratshausen, Starnberg und München geliefert.

Wir begrüßen die aufflammende Diskussion um die Agrarsubventionen, wenn sie nicht nur zu Streichungen führt, sondern zu einer Korrektur zu Gunsten von Kleinbäuer*innen und nachhaltig geführten Agrar-Betrieben.
In unserem konkreten Fall bezieht unser „kleinbäuerlicher Betrieb“:

  • Direktzahlung/Flächenprämien von der EU ( als landwirtschaftlicher Betrieb pauschal pro ha)  = 710,06€ 
  • Ökolandbauförderung vom Bayerischen Staat (KULAP) = 1442,12€
  • Diesel für unseren leichten Traktor ca. 560 Liter = ca. 120 Euro 

All das zusammen ist jedoch nur ein Bruchteil unseres Umsatzes und gleicht die Kosten für eine regionale, faire, ökologische und vielfältige Produktion nicht aus. Unser Gemüse ist daher teurer als im Supermarkt. Die Mitglieder der SOLAWI sind bereit diesen realen Preis der Nahrungsmittel zu zahlen, da sie wissen, dass wir regenerativ, ressourcenschonend und artenvielfaltsfördernd anbauen.

Wir unterstützen die Agrarproteste mit dem Titel „Wir haben es satt“ (www.wir-haben-es-satt.de) am 20. Januar in Berlin. Bäuerinnen und Bauern, konventionell und bio, Imkerinnen, Umwelt- und Tierschützerinnen und Verbraucher*innen demonstrieren dort für eine bäuerliche, ökologischere und gentechnikfreie Landwirtschaft. Die SOLAWI ist solidarisch, bunt und vielfältig, ohne Hass und Hetze.

Wer die SOLAWI Isartal kennenlernen möchte hat die Möglichkeit:
am 26.01.24, 19:00 Uhr beim Theater „The circle of nature“ in Baierbrunn
oder in einer Online-Präsentation am 30.01. und 07.02.24 um 19 Uhr.
Infos und Anmeldung unter www.solawi-isartal.de

Mehr zum Thema auch in diesem Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 17.01.2024

Landwirtschaft zwischen Klimasünderin und Klimaschützerin

Landwirtschaft als Klimatreiberin und Klimabetroffene – das beschäftigt die Medien in Zeiten des rasanten Klimawandels zunehmend. So berichteten diese zwei Beiträge in der Süddeutschen Zeitung wie sich die Bauern der Region auf Wetterextreme einstellen und teilweise versuchen ihnen vorzubeugen:
(1) 18. August 23 – Anpassen an die Extreme
(2) 02.September 23, Feldforschung am Klimawandel

Im Folgenden sollen die Inhalte zusammengefasst werden und die SOLAWI Isartal zeigt eine Übersicht auf, was sie für Klimaschonenden Anbau betreibt, der auch zur Prävention von Starkwetter-Ereignissen geeignet ist.

Warum ist die Landwirtschaft sowohl Klima-Treiberin, als auch eine der am stärksten Betroffenen?

Der vergangene Juli gilt global als heißester Monat seit Beginn der Messungen. Auf Hitzewellen folgten Starkregen, Stürme und Hagel prasselte auf Ackerböden „Damit könnte diese Periode einen Vorgeschmack auf die Folgen der Erderwärmung geben, denn für die Zukunft rechnen Klimaforscher mit einer Zunahme an Starkwetterereignissen. Die Landwirtschaft ist in diese Veränderungen doppelt involviert: Einerseits werden vor allem in der Viehhaltung und Düngung Methan und Kohlenstoffdioxid ausgestoßen, etwa sieben Prozent der CO₂ -Emissionen gehen in Deutschland auf die Landwirtschaft zurück. Andererseits sind die Betriebe auch unmittelbar von Wetterextremen betroffen, die die Erträge bedrohen.“ (1)

Wie stellen Ackerbauern sich auf Starkwetterereignisse ein?

„Das Wetter können die Landwirte nicht kontrollieren, wie sie auf ihren Feldern arbeiten jedoch schon. Dabei geht es einerseits darum, sich auf die veränderten Bedingungen einzustellen und den eigenen Ertrag zu sichern. Andererseits kann eine nachhaltige Landwirtschaft auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“ (2) Den Ackerbau vor Hagel- und Regenschäden zu schützen ist nicht einfach. Viele Ackerbauern stellen hier auf Grünland um, da der Ertrag durch Abmähen und Viehwirtschaft mehrmals im Jahr eingeholt werden kann, während ein „verhageltes“ Gemüse die Ernte des ganzen Jahres bedroht. Zudem werden bestimmte Fruchtfolgen eingehalten, Trockenheits-unempfindliche Pflanzen eingesetzt und sogenannte Legumiosen angebaut, die in einer Symbiose mit bestimmten Bakterien Stickstoff im Boden binden. „Seit dem Artenschutz-Volksbegehren werde der Anbau von mehr als fünf verschiedenen Früchten auf einem Feld von der Regierung gefördert„. (2) „Eine vorbeugende Maßnahme, um Äcker vor Starkregen zu schützen, gibt es [dem Landwirt] Fichtner zufolge noch nicht. Derzeit ließe sich Saatgut über Zuchtverfahren unempfindlicher gegenüber Trockenheit und Pilzen designen, aber Kulturen, die Starkregen und Hagel abkönnen, „dahin führt noch kein Weg.“ Die einzige Möglichkeit zur Prävention besteht für Fichtner darin, dass Versicherungen durch den Klimawandel verursachte Schäden abdecken.“ (1)

Nun ist klar: solche Versicherungen werden immer teurer und können gerade für kleinere Betriebe unbezahlbar werden, je größer die Schäden sind, die zunehmenden Wetterextreme auf dem Acker anrichten. Anstatt dann aber nach staatlichen Hilfen zu rufen, bieten sich nicht nur andere Anbaumethoden an, die die Schäden z.B. durch Starkregen verringern können.

Wie schützt die SOLAWI Isartal das Klima?

In dem vorgenannten SZ-Artikel kommt auch die Aufsichtsrätin der Gemüse-Genossenschaft Solawi Isartal eG, Ella von der Haide, zu Wort. Sie beschreibt, wie eine „langfristige Prävention“ aussehen könnte und verweist auf die Praxis der Genossenschaft auf ihrem Acker bei Münsing. Wie im Bio-Landbau üblich, wird großer Wert auf die Förderung des Bodenlebens und die Erhöhung des Humusanteils in der Erde gelegt. Dies führt u.a. dazu, dass der Boden mehr Wasser für Trockenperioden aufnehmen und speichern kann als im konventionellen Anbau. Zudem werden auf dem Acker Kulturen gepflanzt, die mit ihren Wurzeln den Boden tiefer durchstoßen und ihn so durchlässiger machen. Weiter hilft der praktizierte Gemüseanbau in Dammkulturen dabei, die Folgen von Starkregen abzumildern. Die Gemüsesorten werden auf den Spitzen von 30 cm hohen Dämmen angebaut. Bei großen Niederschlagsmengen verschlammt das Wasser die Dämme nicht so stark, die Damm-Spitzen bleiben weitgehend verschont.

Durch die Damkultur stehen die Pflanzen nach Starkregen nicht im Wasser. Bildrechte: Walter Kunert

Aber auch unter einem anderen Aspekt ist die Solawi Isartal eG interessant. Die Idee der „Solidarischen Landwirtschaft“ beruht darauf, dass das Risiko von Missernten zB durch den Klimawandel nicht der Produzent allein trägt. Es wird auf viele Schultern verteilt, wenn eine Genossenschaft dahintersteht, deren Mitglieder die Ernte unter sich aufteilen, egal wie gut oder schlecht sie ausfällt. Die „Gemeinschaft von Produzenten und Konsumenten“ trägt das Risiko gemeinsam. Die Solawi hat sich deshalb bewusst gegen den Abschluss solcher Versicherungen entschieden.

Regional und Saisonal aus Klimaschutzgründen

Regionale Frischware hat beim Verbraucher oft einen Bonus, doch sie steht auch mit dem Weltmarkt in Konkurrenz. Dabei ist es wichtig, dass Verbraucher wieder lernen, regional und saisonal einzukaufen und zu kochen. „Schließlich verringern kürzere Transportwege auch die Emissionen. Die Landwirte selbst wollen ebenfalls vermehrt regional vermarkten, Anna-Maria Stürzer träumt von einem eigenen Hofverkauf. Die Umsetzung gestalte sich jedoch schwierig, sowohl rechtlich als auch praktisch. Die [Landwirtin] ist überzeugt davon, dass wir uns in Deutschland selbst versorgen könnten. Deshalb sei es auch so unverständlich, gerade in Anbetracht der Klimakrise, so sehr auf Import und Export zu setzen.“ (2)
Von politischer Seite besteht Nachholbedarf. Die Förderungen müssen umgebaut werden, damit die richtigen Praktiken zum Schutz der Natur, des Bodens und damit auch des Klimas überhaupt angestrebt werden. Vor allem große Betriebe haben Probleme, sich auf einen diverseren Anbau umzustellen, deshalb ist das Überleben von kleinen Betrieben enorm wichtig.

Text: Eva Weigell und Hans-Werner Thürk, Auszüge aus den genannten Artikeln

Die SOLAWI Isartal Schulstunde

Im Oktober besuchte unser Mitglied Eva Weigell, mit Unterstützung des Vereins Bürkerkraft Isartal, die dritten Klassen der Baierbrunner Grundschule. Im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche der Schule, kam sie als Referentin mit Spielen und Gemüse zum Erleben mit allen Sinnen.

Unsere ca. 30-minütige Schulstunde besteht aus:

  • Kennenlernen der Referent*in und der Kinder
  • Zuordnung von Gemüse und Obst zur jeweiligen Erntesaison im Sitzkreis
  • Gemeinsames Besprechen: Was fällt uns auf? Was heißt saisonal und regional? Warum ist es gut regional und saisonal einzukaufen und zu essen?
  • Schmecken: Gemüsesorten können verkostet werden und die Kinder schreiben zu jeder Sorte 3 Adjektive auf.
  • Fühlen: Gemüsesorten werden in einer Tüte erfühlt
  • Riechen: Kräuter in einer Riechdose werden erschnüffelt
  • nachhaltige Pausenbox: Die Kinder packen eine Pausenbox, wie sie ihnen schmeckt und lernen, Plakstikverpackungen zu vermeiden. Auf das Arbeitsblatt schreiben sie für die Eltern Ideen auf, was sie mitnehmen möchten.
  • Ergebnisse werden in der Klasse besprochen und als Dank gibt es eine Postkarte

Mit viel Spaß und direktem Erleben, führen wir so die Kinder an die Themen heran:

  • Saisonal und regional
  • nachhaltige Landwirtschaft
  • Gemüse und Obst
  • gesunde Ernährung
  • Verpackung vermeiden

Wenn Sie oder Ihre Schule Interesse an unserem Angebot haben, wenden Sie sich gern an:

oeko-bildung@solawi-isartal.de

Dem Boden auf den Grund gehen. Wie die SOLAWI ihren Boden kennen lernt.

Am Samstag 29.7.2023 analysierten Interessierte gemeinsam mit einer Bodenkundlerin Ruth Mahla den SOLAWI Isartal Ackerboden. Weitere Termine sind in Planung, auch zum Thema Humus und Kompost.

Der Boden ist die wichtigste Ressource für den Ackerbau. Die erfahrene Bodenkundlerin und Gartenpädagogin Ruth Mahla („BODEN.KENNEN.LERNEN“) führte im Workshop durch die Bodenuntersuchung mit den einfachen Mitteln im Bodenkoffer. Die erlernten Methoden lassen sich auch im eigenen Garten anwenden:

  • Wir schärfen unsere Sinne für den Zustand unseres Bodens.
  • Wie hängen Probleme bei der Bewirtschaftung mit dem Boden zusammen?
  • Welches Gemüse braucht welchen Boden?
  • Wie erkennt man den Zustand des Bodens und wie kann ich die Qualität des Bodens verbessern oder halten?
  • Wie viel muss ich meinen Boden gießen?
  • Was erzählt die Zusammensetzung des Bodens über seine Geschichte?

Unsere Bodenstruktur haben wir z.B. in einem Filter und einem Versickerungsring getestet und herausgefunden, dass wir auf dem Acker eine gute Bodenstruktur haben. Es könnte noch etwas mehr Humus im Boden eingelagert sein aber ansonsten haben wir wirklich Glück gehabt mit unserem Acker, und das trotz konventioneller Landwirtschaft vor uns. 

Jeder, der Boden bewirtschaftet, kann durch besseres Bodenverständnis sehr viel zu seinem Schutz und Gesundung beitragen, und damit auch etwas für Klima- und Biodiversität in seiner Region tun. 

Bodenbeobachtungen im Acker-Alltag

Klar, wer auf’s Feld kommt, der hat sofort mit dem Boden zu tun: Wie riecht’s denn hier? Sinkt man bei jedem Schritt ein, oder ist der Boden hart und Trocken? Wie viele große Steine müssen wir beim Einpflanzen zur Seite räumen? Und und und..

In der SOLAWI wollen wir Regenerative Landwirtschaft betreiben, dass heisst, dass wir die Lebewesen, die im Boden leben – von Regenwürmern bis hin zu Bakterien und Pilzen – hegen und pflegen. Denn ein gesundes vielfältiges Bodenleben baut aus den Mineralien (Sand, Schluff und Ton) und dem Humus (Organische Anteile) eine stabile und gleichzeitig poröse Bodenstruktur auf. Man nennt dass Lebendverbauung. 

Je besser die Bodenkrümelstruktur, um so mehr Wasser und Luft kann der Boden aufnehmen und um so besser Nährstoffe halten und zur Verfügung stellen. 

Wir beobachten das Wetter und freuen uns, wenn der Boden nach einer Durststrecke wieder genug Regenwasser bekommt und genug Zeit es auch aufzunehmen. Zu viel des guten Wassers führt sonst auch wieder zu Nährstoff-Auswaschung und Luftmangel. Ein guter Grund für unsere Agroforstwirtschaft. Denn die Bäume und Sträucher helfen dem Boden unter anderem das Wasser aufzunehmen und zu halten. Außerdem fördert es das Bodenleben, dass z.B. hilft, den Boden zu durchlüften.

„Endlich haben wir wieder genug Bodenfeuchte für die Pflanzen in allen Bodentiefen. Die kommenden Tage ist zwar sehr viel Regen angesagt. Aber der Boden kann auch noch locker 50 l/qm  aufnehmen… Wenn es allerdings viel mehr wird, wird es wieder ungesund…

Dieter S.
Stationsgrafik Bodenfeuchte vom 31.07.2023, Deutscher Wetterdienst

Nicht zu Letzt achten wir sehr genau darauf, was unsere Anbaumethoden „bringen“. Wir experimentieren aktuell mit der Dammkultur und nutzen den Turiel-Pflug für eine schonende Bodenbearbeitung. Damit aber nicht genug: Im Juli 2023 haben wir einige Pflanzreihen mit verschiedenen Anbaumethoden nebeneinander angelegt, um so den direkten Vergleich zu haben. Die Unterschiede werden z.B. bemerkbar sein, wie die Pflanzen unterschiedlich wachsen, das Wasser halten, wie sich das Bodenleben entwickelt, aber auch wie leicht die Pflege und Ernte von der Hand geht.

Zum Vergleich von Anbaumethoden: In der Mitte zwei Reihen Dammkultur mit 90er Dämmen (wie bisher in diesem Jahr), rechts drei Reihen Dammkultur mit 60er-Dämmen und 50% mehr Pflanzen, links ebenfalls 50% mehr Pflanzen, aber vierreichig mit mehr Abstand in der Reihe auf einem Flachbeet (statt Dammkulur). Bild: Estelle

Weitere Infos zu unserem Acker-Boden findest du hier in der Bodenkundlichen Bewertung.

Open-Air-Kino im Tiny PopUp Pullach zusammen mit der SOLAWI Isartal eG

Tiny House Führung mit anschließendem Filmabend über queere Gärten in Nordamerika und Diskussion mit der Regisseurin

Am 20.7.23 öffnete das Tiny PopUp seine Tore in Pullach, Marienstraße 9. Ca. 30 Teilnehmer*innen wurden durch das 18 m² kleine Tiny House und seinen Garten geführt. Im Anschluss stellte sich die solidarische Landwirtschaft SOLAWI Isartal vor und berichtete darüber, wie sie in der genossenschaftlichen Gärtnerei Umweltschutz und Gemeinwohl vorantreibt. Zum Abschluss lud der Dokumentarfilm „Queer Gardening“ im Open-Air-Kino zu einem neuen Blick auf Gemeinschaftsgärten ein und die Regisseurin beantwortete nach dem Film noch Fragen.

Das Tiny House Projekt macht seit ca. 2022 in Großhesselohe Ressourcenschonung erlebbar, bietet Umweltbildung an und stellt die Frage, ob weniger auch genug sein kann. Die Bewohner*innen des Tiny House werden mit einer wöchentlichen Gemüsekiste der SOLAWI Isartal versorgt.

Die Pullacherin Ella von der Haide, Aufsichtsrätin der SOLAWI Isartal, zeigte ihren neusten Film „Queer Gardening“ und bot mit dem Dokumentarfilm einen neuen Blickwinkel auf urbane Gärten und ihre sozialen Auswirkungen. Der Film führt unter anderem zu einem urbanen Gemeinschaftsgarten in New York City, zu einer Gemüsegärtnerei in Oakland und zu einem künstlerischen Projekt zur Pflege indigener Apfelbäume in British Columbia. Diskutiert werden Fragen der Dekolonisierung des Gartenbaus, der Ausrottung des Rassismus in den Umweltbewegungen, der Wiederaneignung von Spiritualität und queere Lebensformen in der Natur. Wer nicht dabei war, kann sich den Film hier streamen.

Mit einem Klick geht’s zum Film

Die Turiel-Dammkultur

Oft fällt in Bezug auf die bodenschonende Bearbeitung unseres Ackers der Begriff „Turiel-Pflug“. Was steckt dahinter?

Wir nutzen auf dem Acker in diesem Jahr zum ersten Mal ein von Julien Turiel entwickeltes Anbausystem für Dammkultur, welches ein spezielles Bodenbearbeitungsgerät (der Turiel-Rahmen) als Basis hat, an dem verschiedene Werkzeuge angebaut werden können. Ein solches Gerät wird uns zur Zeit zum Testen als Leihgabe von Tom Braun, unserem Kooperationspartner aus Letten und Weidenkam zur Verfügung gestellt.

Nutzpflanzen auf Dämmen anzubauen hat eine lange Tradition und wird in Südländern immer noch häufig praktiziert. Auch bei uns werden z.B. Kartoffeln meist in Dämmen kultiviert. Außerdem gibt es auch in unseren Breiten immer mehr Landwirte und Gemüsebauer (z.B. Tom Braun), die ihre Betriebe auf Dammkultur umgestellt haben, mit oft erstaunlichen Ergebnissen.

Was ist die Turiel-Dammkultur?

Julien Turiel ist in Spanien aufgewachsen, wo in seinem Umfeld Dammkultur betrieben wurde. Als Landwirt und Metallbaumeister hat er die sogenannte Turiel-Dammkultur entwickelt, die er nach Deutschland gebracht hat und seit 25 Jahren mit seinem Sohn weiterentwickelt und vertreibt.

Ein auffälliges Merkmal des Turiel-Rahmens ist, dass er mit besonderen Zinken (genannt: Grindel) bestückt wird, die zwischen den Dämmen gefahren werden und eine fixe Spur im Boden hinterlassen, in die sie bei wiederholtem Fahren immer wieder hineinfinden und somit eine exakte Bodenlockerung sehr nahe an der Kulturpflanze möglich wird.

Mit dem sogenannten Turiel-Gerät kann man Dämme in unterschiedlich breiten Abständen formen. Außerdem kann man mittels entsprechend angebauten Werkzeugen die Dämme während der Kultursaison hacken oder striegeln, sodass die Dämme und Zwischenräume immer eine gelockerte Oberfläche haben und weitgehend unkrautfrei gehalten werden können.

Vorteile der Dammkultur

Der Vorteil der Dammkultur gegenüber der Beetkultur besteht in unseren Breiten wohl hauptsächlich darin, dass die Bodenoberfläche vergrößert ist und dadurch mehr Oberboden durchlüftet wird. Außerdem erwärmen sich die Dämme im Frühjahr schneller als flacher Boden, was bei frühen Kulturen ein schnelleres Wachstum generiert.

Der Boden wird nicht gewendet, sondern es wird immer nur die obere Humusschicht auf die Dämme gehäufelt, sodaß die Dämme gegenüber den „Tälern“ tendenziell eine erhöhte Bodenqualität erhalten. Wenn man die Dämme mehrjährig anlegt, bleibt die Bodenschichtung in den Dämmen die Gleiche, was für einen langfristigen Aufbau der Bodenstruktur und -belebung durch die Bodenorganismen vorteilhaft ist.

Mehr durchlüftete Oberkrume und eine erhöhte Erwärmung haben zur Folge, dass sowohl die Pflanzenwurzeln als auch das Bodenleben bessere Wachstumsbedingungen vorfinden. Das Bodenleben kann dann Stickstoff und andere Nährstoffe aus dem Boden mobilisieren und den Pflanzen verfügbar machen.

Ein schnelleres Abtrocknen der Dämme in Nässeperioden kann als Vorteil angesehen werden, ein schnelleres Austrocknen in Trockenperioden, speziell in leichten Böden, wiederum als Nachteil.

Dieses Frühjahr stand unser Acker wegen der andauernden Niederschläge teilweise unter Wasser, wobei die Pflanzen auf den Dämmen glücklicherweise vor dem Ertrinken gerettet werden konnten.

Bei allen Vorteilen darf allerdings nicht vergessen werden, daß die durch die Dammkultur vermehrte Aktivierung des Bodenlebens dazu führt, daß der im Boden vorhandenen Humus schneller abgebaut wird als im Flachanbau, was durch verstärkte humusaufbauende Maßnahmen ausgeglichen werden muß.

Es grüßt die Ackergruppe

Humus ist nicht gleich Humus – Teil 3

In dieser dreiteiligen Serie berichtet Dieter über unser schwarzes Gold, den Humus. Im ersten Teil fragen wir uns: was ist das eigentlich genau? Im zweiten Teil geht es um die Humusfördernden Maßnahmen auf dem SOLAWI Isartal Acker. Im dritten Teil fragen wir nach den CO2-bindenden Eigenschaften des Humus.

Humusaufbau zur CO²-Speicherung

Da ein Humusaufbau in Ackerböden einen erheblichen Beitrag leisten könnte, CO² aus der Atmosphäre zu entnehmen und im Boden zu speichern, wird zunehmend über entsprechende Maßnahmen diskutiert.

Es werden Zertifikate ausgestellt, die eine Festlegung von CO² dokumentieren und z.B. Unternehmen, die viel CO² ausstoßen, die Möglichkeit geben, durch den Kauf solcher Zertifikate ihren Ausstoß “kleinzurechnen“ und sich z.B. als CO²-neutrale Unternehmen darzustellen.

Dabei spielen Fragen über die Möglichkeit einer realistischen Dokumentation eines Humusaufbaus bzw. über die Stabilität bzw. Langlebigkeit eines aufgebauten Humusgehaltes eine bedeutende Rolle. Hier ist noch vieles unklar und es gibt großen Diskussionsbedarf.

Schwierigkeiten bei der Messung des Humusaufbaus

Bei der üblichen Messung des Humusgehaltes im Labor wird der organisch gebundene Kohlenstoffgehalt (von allen Teilchen, die durch ein 2 mm-Sieb passen) des Bodens bestimmt, der multipliziert mit einem Umrechnungsfaktor von 1.724 den Gesamthumusgehalt ergibt, wobei nicht zwischen Dauer- oder Nährhumus unterschieden wird (siehe dazu Teil 1). Die Umrechnung beruht auf der statistischen Annahme, dass Humus durchschnittlich 58% Kohlenstoff enthält, was allerdings schwankungsanfällig ist.

Humusaufbau in Jahresabständen zu messen und zu dokumentieren, ist kaum möglich, da die jährlich mögliche Erhöhung im besten Fall 0,1% beträgt, die Fehlerquote durch Probenahme und Labortechnik jedoch in ähnlicher Größenordnung liegt.

Auf einer Ackerparzelle kann der Humusgehalt an verschiedenen Stellen nicht selten um mehr als 0,5% schwanken. Außerdem gibt es auch erhebliche Schwankungen des Gehaltes im Laufe eines Jahres.

So kann man feststellen, dass wir relevante Aussagen über ein eventuelles Ansteigen des Humusgehaltes frühestens nach Ablauf von ca. 10 Jahren treffen können, und das auch nur, wenn wir häufig testen und bei den Probenahmen sehr auf repräsentative Qualität achten. Aber auch wenn eine CO²-Speicherung durch Humusaufbau dokumentiert werden kann, bleibt die Frage im Raum, was mit dem gespeicherten CO² passiert, wenn irgendwann der Landwirt oder Gärtner keine intensiven humusaufbauenden Maßnahmen mehr ergreift.

Wird der erhöhte Humusgehalt wieder abgebaut, geht das gespeicherte CO² wieder in die Atmosphäre zurück, oder wieviel von dem gespeicherten CO² bleibt langfristig im Boden gespeichert?

Hier sind sich Wissenschaftler uneinig, was die Zertifizierung von CO²-Speicherung im Boden zumindest derzeit als fragwürdig erscheinen lässt.

Artenvielfalt fördern über und unter der Erde

Heute haben wir entlang der Nordseite unseres Ackers bei Münsing auf 500qm einen Blühenden Bienensaum und eine artenvielfältige Wiese gepflanzt. Ziel ist die Artenvielfalt auf unserem Acker zu erhöhen und dadurch viele Nützlinge über und im Boden einzuladen bei uns zu wohnen und sich gemeinsam mit uns um die Gesundheit unserer Gemüsepflanzen zu kümmern.

Finanziert zu 75% durch das Amt für ländliche Entwicklung. Danke!

Wir haben erst das Gras oberflächlich gekreiselt, dann abgerecht und anschließend die Samen angewalzt. Beim nächsten Regen sollen die Samen keimen. Das bringt uns dem Artenschutz ein Stückchen näher. Im August kommen nochmal 300 qm dazu. Wir werden die Wiesen dann 1 bis 2 mal im Jahr mähen und wir hoffen, dass sich die Arten auch in die anderen Wiesenstücke verbreiten werden.

Wir wollen die Vielfalt der Pflanzen auf unserem Acker  und dadurch die Vielfalt der Nützlinge (Insekten, Bakterien, Einzeller, Pilze, Würmer … ) unter und über der Erde erhöhen, um so weniger Schädlinge und Krankheiten in unseren Kulturen zu haben.

Mit unserem Heu mulchen wir unsere Pflanzen. Dadurch wird der Boden geschützt, der Humus aufgebaut, das Bodenleben genährt und Beikräuter unterdrückt. Bei der Arbeit beobachten uns die Vögel, wie der Rotmilan, Bussarde, Falken und Raben.

Eine gemeinsame Pause musste natürlich auch sein. Geholfen haben Ella, Jan, Peter, Hans-Werner, Walter und Dieter. Bernd hat unseren Parkplatz gemäht. DANKE an alle!

Das Abenteuer der Ackerumstellung Teil 3

Wie wir bei der SOLAWI lernen, Regenwürmer zu füttern

In drei Teilen nimmt das Acker-Team euch auf unser gemeinsames Abenteuer der Ackerumstellung von konventionell zu biologisch mit. Im ersten Teil berichtet das Team, wie sie den Acker vorgefunden und im ersten Jahr ihre Erfahrungen gemacht haben. Im zweiten Teil werden der Boden und die Zusammenhänge von seinen Bewohnern und den Inhaltsstoffen beschrieben. Jetzt lasst uns direkt ansehen, wie die konkreten Anbaumethoden aussehen, die gut für unseren Boden sind.

Wir werden zum Beispiel dieses Jahr (2023) im Rahmen der Förderung des Amtes für Ländliche Entwicklung eine artenreiche Blumenwiese pflanzen auf 900 Quadratmetern zwischen den Apfelbäumen, in der viele verschiedene heimische Kräuter und Gräser vorkommen. Diese Pflanzen wurzeln unterschiedlich tief und bereichern dadurch das Bodenleben, sie können auch Nährstoffe aus anderen Bodenschichten aktivieren. Zum Beispiel Luzerne und Bibernelle kommen mit ihren Wurzeln 3 Meter tief in den Boden.
Dadurch, dass wir das Mähgut dann auf anderen Flächen ausbringen, werden sich diese Kräuter und Gräser dann auch weiter verbreiten. Zum Beispiel auf den Wiesenflächen hinter und unter den Hecken.

Um zu leben und wirksam zu sein, braucht das Bodenleben Energie in Form von energiereichen Kohlenstoffverbindungen (z.B. Zucker, Zellulose etc.), welche, wie fast alles organische Material, von Pflanzen durch Fotosynthese mit Hilfe des Sonnenlichtes hergestellt werden.
Wir “füttern“ also das Bodenleben durch den gezielten Anbau von vielfältigen Pflanzen. Die kontinuierlich absterbenden Feinwurzeln dienen als “Nahrung“. Außerdem schicken die Pflanzen verschiedene Stoffe (z.B. Zuckermoleküle) über die Wurzeln in den Boden, um das Bodenleben zu ernähren, damit dieses wiederum Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar macht.

Ein weiteres “Futter“ stellen wir durch Mulchen mittels “Transfer-Heu“ von einer Grünfläche zur Verfügung, welches sich das Bodenleben schrittweise “einverleibt“ und umwandelt. Das Mulchen schützt außerdem vor Austrocknung und Erhitzung der Böden, was für uns von besonderer Bedeutung ist, da wir leider nur äußerst begrenzte Möglichkeiten haben, die Kulturen zu begießen. Wir haben in einem ersten Schritt vorgesehen, 30% der Ackerfläche weiterhin als Kleegras zu belassen und dieses Gras 3 bis 4 mal im Jahr zu mähen, um daraus Heu oder Silage zu gewinnen, welche wir dann auf den Gemüseanbauflächen ausbringen werden. Dafür haben wir jetzt schon eine Mähmaschine, einen Heuwender und Heuschwader gekauft. Die Heuballen werden wir dann vom Maschinenring pressen lassen, so dass wir das Heu lagern können bis wir es brauchen.

Wie wir jetzt im Einzelnen auf unserem Acker die verschiedenen Maßnahmen einsetzen, hängt von vielen Faktoren ab. Dabei spielt natürlich eine Rolle, wie wir eine Fruchtfolge planen, welche Kulturen wir in welcher Reihenfolge und auf welchen Beeten bauen, welche Bodenbarbeitung wir zu welchem Zeitpunkt durchführen, wieviel Arbeitskräfte und welche Maschinen zu welchen Zeiten verfügbar sind etc. Die jeweilig Vorfrucht oder z.B. die Wetterbedingungen spielen dabei natürlich auch immer eine Rolle.

Im Moment planen wir z.B. auf einer Fläche, die mit frühen Kulturen wie zum Beispiel erste Salate bepflanzt sind, nach der Ernte im Juli gleich wieder ein artenreiches Kleegras einzusäen. Dieses wird dann im Rest vom Jahr und im Folgejahr Stickstoff für uns binden und Pflanzenmasse bilden. Unter die Kohlpflanzen werden wir, noch während sie wachsen, auch artenreiche Untersaaten einsäen, so dass der Boden rechts und links vom Kohl bedeckt ist und das Bodenleben genährt wird.

Wir haben uns in der diesjährigen Anbauplanung entschieden, unseren neuen Schlepper und den von der Gärtnerei Weidenkam geliehenen Damm-Kultivator (Turielpflug) zu nutzen und die Kulturen auf Dämmen (90cm Abstand und ca. 20cm hoch) anzubauen. Dies verspricht eine erhöhte Durchlüftung und damit einhergehende Aktivierung des Bodenlebens mit all den beschriebenen Vorteilen. Die Herausforderung bei diesem System ist, daß die Gefahr besteht, daß durch die Aktivierung mehr Humus ab- als aufgebaut wird.

Wir achten deshalb noch mehr auf humusaufbauende Maßnahmen wie Dauerbegrünung, Zwischenfruchtanbau, Mulchen etc. Wir werden zum Beispiel auch die Täler zwischen den einzelnen Dämmen mit artenreichen Mischungen bepflanzen, die immer Leguminosen (Stickstoffsammler), aber teilweise auch Blühpflanzen für die Insekten beinhalten.
Eine Vision ist, den Boden und das Bodenleben durch die beschriebenen Maßnahmen in 3-5 Jahren so weit aufzubauen, daß wir schrittweise immer weniger und irgendwann vielleicht gar keinen Handelsdünger von außen mehr zuführen müssen, und wir dennoch hohe Erträge mit hochwertigem Biogemüse ernten können. Im Moment düngen wir noch mit einem Bio-Dünger pflanzlicher Herkunft.

Eine größere Herausforderung, der wir im Moment begegnen, ist der Umbruch des 1,5-jährigen Kleegras auf denjenigen Flächen, die wir dieses Jahr mit Gemüse bebauen wollen.
Wir unterschneiden die Grasnarbe mit speziellen Werkzeugen, die an dem Turielpflug angebaut werden, den wir wiederum am Schlepper angehängt haben. Hier braucht es mehrere Arbeitsgänge. Nach ein paar Tagen des Abtrocknens wird das aufgerissene Kleegras mit einer aus der Gärtnerei Weidenkam geliehenen Kreiselegge weiter gelockert und die Erde aus dem Wurzelwerk abgeklopft, sodaß es weiter abtrocknen kann und nicht mehr anwurzelt. Das nun abgestorbene organische Material kann jetzt oberflächlich in die zu bildenden Dämme eingarbeitet werden und als Nährstofflieferant für Pflanzen und Bodenleben dienen.

Ihr seht also, die Sache wird spannend, und es gibt unendlich viel zu erforschen und zu entdecken. Allerdings gibt es auch eine Menge zu tun.

Jeder in der Genossenschaft ist eingeladen, sich durch Nachfragen, Mithelfen oder Einbringen von Know How oder auch durch finanzielle Zuschüsse (wir brauchen noch Maschinen und Geräte) an dem Abenteuer zu beteiligen. Wir können jede Hilfe gebrauchen, vor allem, solange wir noch keinen professionellen Gärtnerin in Vollzeit gefunden haben.

Dieter, Ella und Walter – Mitglieder Ackergruppe

Das Abenteuer der Ackerumstellung Teil 2

Wie wir in der SOLAWI einen nachhaltigen Weg suchen

In drei Teilen nimmt das Acker-Team euch auf unser gemeinsames Abenteuer der Ackerumstellung von konventionell zu biologisch mit. Im ersten Teil berichtet das Team, wie sie den Acker vorgefunden und im ersten Jahr ihre Erfahrungen gemacht haben. Die Bodenproben zeigten, wie der Zustand des Bodens ist.

Wie sieht ein gesunder Boden aus?

Bodengesundheit bedeutet z.B., dass der Boden gut und tiefgründig durchwurzelt ist, dass es möglichst keine Verdichtungen gibt und die Erde eine gute Bodenstruktur (Durchlüftung, Wasserhaltefähigkeit) mit möglichst viel Dauerhumus aufweist und ein hochdiversifiziertes, aktives Bodenleben in sich trägt. Vorbild für einen gesunden Boden in unserer Region wäre z.B. ein ungestörter Mischwaldboden.

Wohin geht die spannende Reise jetzt?

Der wichtigste Schlüssel zum Aufbau eines gesunden Bodens liegt im Unterstützen des Bodenlebens. Das sollte die Basis aller Anbauplanung sein. Dazu braucht es ein ausgeklügeltes System von unterschiedlichen Maßnahmen, mit denen wir in Zukunft experimentieren wollen.

Solche Maßnahmen sind:

  • Ganzjährige, permanente Begrünung: Diese dient zuallererst der konstanten Durchwurzelung des Bodens, was wiederum für das “Füttern“ des Bodenlebens, die Verbesserung der Bodenstruktur und einen Humusaufbau Bedeutung hat. Offene Erde wird außerdem im Sommer stark erhitzt, was das Bodenleben in der oberen Schicht einschränkt. Sie neigt zudem bei Starkregen zur Verschlemmung (Verkrustung), was eine Durchlüftung des Bodens behindert.
  • Anbau von vielen unterschiedlichen Pflanzenarten, damit die mit den verschiedenen Pflanzen assoziierten Bodenlebewesen sich nicht einseitig entwickeln und immer Patner*innen für Symbiosen finden. Auch, weil unterschiedliche Pflanzen unterschiedliche Nährstoffe verbrauchen.
  • Mulchen von Flächen zwischen und unter den Kulturpflanzen: Mulchen bedeutet, dass wir Pflanzenreste oder Gras/Heu auf den Boden legen und damit immer wieder Biomasse (Kohlenstoff und Nährstoffe) zuführen, um Nährstoffe auszugleichen, die wir mit der Ernte entnehmen und darüber hinaus das Bodenleben “füttern“. Außerdem schützen wir den Boden dadurch vor Austrocknung und können, falls gewünscht, bei dicker Auflage auch die Ausbreitung von Beikräutern zumindest teilweise unterdrücken .
  • Schonende Bodenbearbeitung: Zur Beikrautregulierung und zur Bodendurchlüftung braucht es eine Bodenbearbeitung, die wir versuchen zu minimieren, um das Bodenleben, die natürliche Bodenstruktur und z.B. Regenwurmtunnel und die Pilzgeflechte nicht zu stören.
  • Bodenverdichtung soweit wie möglich vermeiden oder minimieren. Also den Boden nur befahren, wenn notwendig.
  • Fruchtfolge, die viel Raum lässt für bodenverbessernde und humusmehrende Maßnahmen: Zwischenfruchtanbau, Gesundungsjahr, Untersaaten, jeweils mit den unterschiedlichsten und vielfältigsten Pflanzenmischungen.
  • Stickstoffsammlung durch Leguminoseneinsaat: z.B. Erbsen, Wicken, alle Kleearten, Luzerne, Lupine, Bohnen etc., welche an den Wurzeln in Symbiose mit speziellen Bakterien den Stickstoff aus der Luft einbauen und verwerten können.
  • Transfermulchprinzip: Grünflächen eines Gesundungsjahres werden gemäht und das Schnittgut auf die Kulturbeete aufgebracht.
  • Agroforstwirtschaft: Die Hecken und Obstbäume, die wir schon gepflanzt haben, wurzeln besonders tief. Sie erhöhen die Vielfalt, liefern Biomasse durch ihre Blätter und sorgen für eine bessere Wasserhaltefähigkeit.

Im Grunde geht es neben einer geschickten Bodenbearbeitung hauptsächlich um das “Füttern“ des Bodenlebens, denn letztlich findet durch dieses die Bodengesundung und das möglichst harmonische und bedarfsgerechte Zurverfügungstellen von Nährstoffen für die Kulturpflanzen statt.

Nährstoffe sind Mineralien und Spurenelemente, die wir bei der Ernte dem Acker entziehen.

In einem tiefgründigen Boden, der wie bei uns aus Sand und Lehm besteht, können in der Regel, d.h. wenn er nicht inzwischen durch Wind und Wasser erodiert wird, Mikroben über Jahrtausende die benötigten Nährstoffe aus der Bodensubstanz herauslösen und für die Pflanzen verfügbar machen. Es wird sich aus dem Untergrundgestein in solchen Zeiträumen zusätzlich weitere Bodensubstanz bilden. Durch Mulchmaterial, das wir eventuell von äußeren Quellen (z.B. Schnittgut von Landschaftsschutzflächen oder zugekauftes Stroh oder Heu vom Biobauern) einführen, können wir aber auch einen Teil der Nährstoffe wieder auf den Acker zurückführen.

Welche Rolle spielt das Bodenleben für den Boden und die Nährstoffe?

Das Bodenleben besteht aus sichtbaren Lebewesen (Regenwürmer und Millionen Käfer, Larven und sonstige Krabbeltiere) und Mikroben, die großenteils nur mit dem Mikroskop erkennbar sind (Bakterien, einem – im besten Fall – riesigen Pilzgeflecht), die in einem ungeheuer komplexen Zusammenspiel Nährstoffe aus dem Boden lösen, verarbeiten und mit den Kulturpflanzen symbiotisch kooperieren. Gleichzeitig bauen diese Lebewesen gemeinsam die Krümelstruktur der Ton-Humus-Komplexe, den stabilen Dauerhumus und somit einen feinkrümeligen Boden mit guter Durchlüftung und Wasserhaltefähigkeit auf.

Jedes Prozent mehr Humusgehalt in den oberen 30 cm des Bodens kann bis zu 400m³/ha mehr Wasser speichern. Außerdem werden mit jedem Prozent mehr Humus pro Hektar ca. 40 Tonnen CO2 aus der Luft entnommen und im Boden eingelagert. Wir bemühen uns gerade darum diese CO2-Speicherung zertifizieren zu lassen.

Die Vielfalt des Bodenlebens (Diversifikation) ist dabei ein entscheidender Faktor, was wiederum von der Vielfältigkeit des oberirdischen Bewuchses und dessen Wurzelwerkes abhängig ist. Monokulturen sind hier kontraproduktiv.

Lest im dritten Teil, die konkrete Umsetzung sinnvoller Maßnahmen und die Herausforderungen und weitere Planung auf dem SOLAWI-Acker. Die Sache wird spannend, und es gibt unendlich viel zu erforschen und zu entdecken.
Allerdings gibt es auch eine Menge zu tun.

Jeder in der Genossenschaft ist eingeladen, sich durch Nachfragen, Mithelfen oder Einbringen von Know-how oder auch durch finanzielle Zuschüsse (wir brauchen noch Maschinen und Geräte) an dem Abenteuer zu beteiligen. Wir können jede Hilfe gebrauchen, vor allem, solange wir noch keinen professionellen Gärtnerin in Vollzeit gefunden haben. Ihr erreicht das Acker-Team z.B. per E-Mail.