Unser Acker

Nachhaltiger, regenerativer Anbau

Im März 2022 haben wir mit dem Freiland-Gemüseanbau auf unserem eigenen Acker (2,7 ha) in Degerndorf bei Münsing begonnen. Im gleichen Jahr wurden über 25 verschiedene Gemüsekulturen auf einer Fläche von etwa 6000 m² angebaut. 2024 wird unser Anbau nach 2 Jahren Umstellung biozertifiziert sein.

Wir betreiben regenerative Landwirtschaft, dass heißt die Fläche wird ökologisch aufgewertet:

  • Wir fördern das mikrobielle Bodenleben und die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen. 
  • 2023 haben wir eine Hecke mit regionalen Beerensträuchern und 30 alte Äpflbäume gepflanzt. 
  • Mindesten 30% der Fläche sind immer Gründüngung, und wir arbeiten mit Untersaaten und Mulch.
  • Wir säen insektenfördernden Blühmischungen und eine Wildblumenwiese.
  • Es gibt Steinhaufen als Unterschlupf für Amphibien und Ansitzstangen für Raubvögel.
Auf dem Acker mit ehemals konventionellem Anbau (z.B. Mais) werden jetzt vielfältige Gemüsesorgen mit nachhaltigen, regenerativen Methoden angebaut und ist ein Ort des sozialen Miteinanders.

Anreise

Die Adresse des Ackers ist die Degerndorfer Straße zwischen Münsing und Degerndorf. Der Feldweg ist durch einen schönen Baum markiert und beim Zugang zum Acker ist unser Geräteschuppen zu erkennen.

Mit S-Bahn und Bus kommst du auch mit dem ÖPNV zu unserem Acker, wenn du dort z.B. beim Pflanzen oder Ernten helfen möchtest. Fast jede Stunde fährt ein Bus (Bus 373 Richtung Ambach) in 20 Minuten von Wolfratshausen zum Acker (Haltestelle Degerndorf).

Historisches und Geologisches zum SOLAWI Acker und Umgebung

von Ella vorgetragen während des SOLAWI-Ernte-Dank-Festes am 23.10.2022, aufgeschrieben von Adelheid Lange.

Ella von der Haide erfuhr von Hannes Holzer, der aus einer alteingesessenen Familie aus der benachbarten Ortschaft Degerndorf stammt, folgendes über unsere Ackerfläche und die sie umgebende Gegend:

  1. Unser Acker hat den Flurnamen Reichental und wird von Locals „Reichentoi“ genannt. Der Name ist entweder darauf zurückzuführen, dass dieses Tal und der Acker darin besonders fruchtbar sind, oder es hieß ursprünglich Reihental weil dort die Äcker aufgereiht waren. Da unsere Ernte dieses Jahr aber so gut war, tendiere ich, Ella, zur ersten Erklärung.
  2. Der Acker liegt auf 681 Meter über dem Meer und 97 Meter über dem Starnberger See.
  3. An der südwestlichen Ecke des Grundstücks befindet sich ein Hügelgrab vorgeschichtlicher Zeitstellung. Das bedeutet, dass nicht genau bekannt ist wie alt der Grabhügel ist, nur dass er über 2000 Jahre alt ist. Es könnte evtl. keltischen Ursprungs sein. Das Grab ist gut zu erkennen und unsere Hecke wird dort eine Lücke haben, da wir nichts darauf pflanzen dürfen. Die Erhebung zum Lüssbach hin (nordöstliche Ecke und dahinter) war ein Brandopferplatz der späten Hallstatt- und frühen Latènezeit sowie der römischen Kaiserzeit, d. h. 800 vor Chr. bis 284 nach Chr (Evtl. keltisch, Bronze und Eisenzeit). Grabhügel und Brandopferplatz wurden noch nicht erforscht. Mehr Infos zum Hügelgrab im Geoportal Bayern.
  4. Das Gebiet östlich vom Acker rund um den Lüßbach (oder auch Ließbach) ist sumpfig und moorig. Die tieferliegende Fläche südlich von unserem Acker heißt bei den „Locals“ D’Nüß, also die Nässe. Die kleine Lichtung im Wald, die wir von unserm Acker aus sehen, auf der anderen Seite des Lüßbachs war ein kleiner natürlicher Weiher. Und der Wald selber war eigentlich ein Moor. In dem Moor wurde von den Degerndorfer*innen Torf zum Heizen abgebaut.
    Das Moor mit dem Namen „Münsinger Filz“ und der Weiher wurde schon im ersten Weltkrieg und später nochmal im Zuge der Flurbereinigung trockengelegt. Weil Moore aus heutiger Sicht wertvolle CO-2-Speicher sind, wurde jetzt begonnen, das Moor und Teil des Feld nördlich von uns wieder zu vernäßen.
    Der Münsinger Filz und die Bachränder sind Biotope, die unter Naturschutz stehen.
  5. Der Hügel, der südlich von unserm Acker liegt und über den die Straße nach Degerndorf verläuft, heißt Kreuzberg. Auf der westlichen Seite hinter dem Hügel wurde wohl geköhlert. Denn dieser Bereich heißt immer noch Kohlstatt.
  6. Die Krautgärten der Degerndorfer*innen waren ursprünglich südlich von Degerndorf.
  7. Richtung Wolfratshausen am Isarhochufer hinter der Autobahn, und doch nicht weit weg von uns, lagen die Weinberge des Klosters Beuerberg.
  8. Das ganze Gebiet wurde durch das Geröllgeschiebe beim Abschmelzen der letzten Eiszeit geformt, was eine hügelige Moränenlandschaft hervorbrachte. Nach der Eiszeit scheint auch nochmal ein größerer Fluss durch unser Tal geflossen zu sein, denn es zeigen sich Terrassen aus Sedimenten z.B. oberhalb von unserm Acker.
  9. Bis zur Eingemeindung von Degerndorf in die Gemeinde Münsing 1978 gehörte der Acker der SOLAWI zur Gemeinde Degerndorf, die seit dem Jahr 721 namentlich als „Tighearna“ in Dokumenten auftaucht und seit 814 eine eigene Kirche besitzt. Mehr zu Deggendorf hier.
  10. Westlich von Degerndorf steht auf einer nicht bewaldeten, 719 m hohen Bergkuppe mit weiter Rundum-Aussicht die kleine Maria-Dank-Kapelle, die nach dem 2. Weltkrieg errichtet wurde als Dank dafür das Degerndorf von einem Flugzeugabsturz knapp verschont wurde. Einer der Piloten überlebte damals den Absturz und wurde in Degerndorf von den Verwandten von Hannes Holze versorgt und versteckt und konnte so überleben.
  11. Am Rand von Degerndorf in Richtung des SOLAWI-Ackers gibt es die kleine Bio-Hofbäckerei Ludwig Derleder, deren Laden freitags geöffnet hat.

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