Saisonstart 2024 der SOLAWI Isartal

Von Baumspenden, Kinderbeeten und emsigen Vorbereitungen. + Pflanztermine vormerken!

Das Frühlingserwachen ist deutlich zu spüren bei der SOLAWI Isartal. Bereits seit März wird der Acker emsig für die Pflanz-Saison vorbereitet. Hier ein Überblick, über das, was sich seither getan hat.

Neue Bäume!

Am 20. März 2024 rückte unser Obstbaum-Gärtner Oliver Braunhold mit kleinem Bagger an. Damit konnten  9 weitere Obstbäume gepflanzt werden:

  • 2 x Kirsche: Schubacks Frühe Schwarze, Lucienkirsche,
  • 1 x Ouillins Reneklode,
  • 1 x Birne Madame Verté,
  • 1 x Birne Herzogin Elsa, 
  • 1 x Hauszwetschge, 1 x Apfel Zabergäurenette
  • 1 x Kirsche Frühe Rote Meckenheimer

Einige der Sorten sind Wildformen und unterscheiden sich von der Kulturform. Die Blätter der Bäume dienen als Futter für viele Schmetterlingsarten. Das Herbstlaub schützt zudem den Boden vor Erosion und Frost und fördert als Mulch und Kompost die Humusbildung.

Dank an die noblen Spender*innen: Dieter, Elvy, Eva B., und Heidi! Dank an Ella für die Koordination und besonders an Dieter für die Initiative! 

Bild: Helmut
Bild: Eva

Hanami auf der Streuobstwiese

Wer noch einen Grund zum Feiern sucht, der wird im Frühling beim Hanami-Fest fündig. In Japan genießt man ein Picknick unter den blühenden Obstbäumen. Die kurze Blütezeit erinnert uns an die Vergänglichkeit des Lebens und, dass wir es genießen sollten.

Zugegeben, die Blütenpracht auf unserer Streuobstwiese in Schäftlarn muss man noch suchen und die Knospen auf dem Acker sind auch noch übersichtlich, aber Vorfreude ist die schönste Freude.

Erste Blüten auf dem Acker
Die Obstbäume auf der Streuobstwiese Ebenhausen-Schäftlarn wirken noch unscheinbar.

Neues „Ackerchen“

Im März hat eine Kindergruppe vom BUND Naturschutz und zwei Mitglieds-Kinder unseren Acker besucht und einen Kinder-Acker angelegt. Mehr zum Beet für Buddler und Experimentiererinnen gibt’s in diesem Bericht. (Bild: Eva W.)

Acker-Vorbereitung

Neuer Graben

Mit Hilfe eines kleinen Baggers und vielen Helfer*innen mit Schaufel und Spaten wurde im März um unser Zelt herum ein kleiner Graben realisiert. Der schützt den Boden im Zelt vor Überschwemmungen. (Bild Walter K.)

Neue Gründüngung

Das Kleegrasfeld wurde von den Mäusen etwas mitgenommen. Auf einem Teil des Feldes wurde daher mithilfe eines Vredo-Nachsaatgerätes Rotkleegras nachgesät. Die Maßnahme über den Maschinenring ist sinnvoll, damit ausreichend Mulchgras geerntet werden kann. Nun muss das Wetter sein übriges tun, damit die Saat gut aufgeht.

Zudem wurde ein Teil der Gründüngung bereits geerntet und kann bereits zu Heuballen gepresst werden. Diese Silage wird dann als Mulchmaterial verwendet.

Erste Radieserl sprießen

Hier muss man schon genau hinschauen. Aber die ersten angesäten Rasieserl schauen schon hervor. Hoffentlich wird’s ihnen die nächsten Tage nicht zu kalt.

So gut wie neu: die Bodenfräse

Die Bodenfräse ist runderneuert samt Messermontage. Danke an Bernhard und das gesamte Acker-Team, das das Reparaturprojekt so toll gepackt hat! (Bild: Walter K.)

Neue Pflanztermine im Mai

Für Mitglieder und interessierte bieten wir gemeinsame Pflanz-Tage an:

  • Frühlingsfest am 11.05.2024
  • Wilde Tomaten um den 15.05.2024
  • Pflanz in den Mai! Fruchtgemüse am 19.05.2024

Bitte informiert euch über die internen Signal-Gruppen!

Für Interessierte, die den Acker besuchen und mehr zur solidarischen Landwirtschaft erfahren möchten, haben wir öffentliche Acker-Führungen am

27.04.2024, 14 Uhr: Acker-Führung nachhaltige regenerative Landwirtschaft erleben auf dem Acker der SOLAWI Isartal neu

Willkommen auf dem Acker!

Die Teilnehmer*innen erfahren, was ökologische Landwirtschaft mit Klimawandel, Arten- und Vogelschutz sowie nachhaltiger Ernährung zu tun hat. In Kooperation mit dem BUND Naturschutz wird erklärt, wie die SOLAWI mit verschiedenen Methoden die Artenvielfalt auf dem Acker vergrößert und gleichzeitig gesundes Gemüse erntet, Lebensmittel rettet und die Transportwege verkürzt.

Die genossenschaftlich geführte Bio-Gärtnerei arbeitet auf 2,7 ha Ackerfläche. 160 Haushalte zwischen Wolfratshausen und Solln werden wöchentlich mit regionalem Bio-Gemüse beliefert. Die Mitglieder der SOLAWI können auf dem Feld selbst mitarbeiten.
Kinder sind herzlich willkommen, beim Acker-Bingo Gemüse zu suchen.

Teilnahmegebühr: 7 EUR, Kinder bis 15 Jahre frei.

Hallo Frühling! Hallo Ackerchen!

Auf dem SOLAWI Isartal Acker entsteht ein Kinder-Beet

Am 16. März 2024 haben die Baierbrunner Kinder der BUND Naturschutzgruppe Isarkieselchen (6-7 Jahre) den Frühling auf dem SOLAWI Isartal Acker begrüßt. Etwas bleibendes haben sie hinterlassen: denn mit Hilfe der Erwachsenen haben sie ein Kinder-Beet angelegt, das in Zukunft für die Feldversuche der Kinder dient. Die ersten Blumen wurden bereits ausgesät.

Eva und Christina haben die Planung und Umsetzung des Acker-Vormittags für die Kindergruppe übernommen. Nach dem gegenseitigen Kennenlernen haben sich die Kinder in einer Bewegungsmeditation in die Samen und Wurzeln eingefühlt, die im Boden überwintern. Musikalisch begleitet haben wir gespürt, wie die ersten Sonnenstrahlen alles wärmen und die Wurzeln, Blätter und Blüten sich in alle Richtungen strecken.

Danach schwärmten die Kinder aus und entdeckten den Acker. Die Reste einiger Kohlsorten waren noch zu finden, ein zerfressener Kohlrabi und die ein oder andere pfrenniggute Karotte. Außerdem glitzernde, farbige Steine. Die vielen Funde wurden zusammengetragen, den Farben zugeordnet und es gab einen lebendigen Austausch über das Wachsen, Vergehen und Entstehen von fruchtbarem Boden.

Jetzt war es aber Zeit für eine Brotzeit. Frisch gestärkt durften die Kinder endlich ihre mitgebrachten Schaufeln nutzen. Neben der Gerätehütte war ein Kinder-Beet abgesteckt. Die Erwachsenen lockerten die Grasnarbe und die Kinder durften nach Herzenslust buddeln. So viele Regenwürmer, Larven und Krabbeltiere wurden entdeckt. Manche davon konnten in Becherlupen genauer betrachtet werden. Andere Fundstücke wanderten auf eine Plane. Das kleine Ackerchen wurde von den stärksten mit großen Steinen vom Lesesteinhaufen umrandet.

Auf diesem ca. 3×5 m große „Ackerchen“ können die Kinder nach Herzenslust buddeln, entdecken und Pflanzexperimente machen.

Zum Abschluss untersuchten wir noch Samenkörner von verschiedenen Blumen. Eifrig wurden diese dann zum umgegrabenen Teil des Beetes getragen und sorgsam verbuddelt.

Wir freuen uns schon sehr auf das erste Keimen bis hin zu den duftenden, bunten Blüten. Danke an die interessierten und tatkräftigen Kinder der Isarkieselchen! Und natürlich laden wir alle Kinder der SOLAWI Isartal und unsere Gäste dazu ein, sich dem Boden im Kinderbeet spielerisch zu nähern.

Wer den Acker und das Ackerchen kennenlernen möchte, eine individuelle Tour buchen oder sich gern beteiligen oder Material spenden möchte, kann sich melden unter oeko-bildung@solawi-isartal.de

04.05.2024, 15 Uhr: Ackerführung zum Klimafrühling

Die Landkreise und Gemeinden des Oberlandes sind zum einen vom Klimawandel betroffen und müssen sich auf vielfältige Herausforderungen und Veränderungen einstellen. Mit dem Klimafrühling Oberland wollen sie mit sehr unterschiedlichen Veranstaltungen Engagement im Bereich Klimaschutz sichtbar machen.

Im Rahmen des Klimafrühling Oberland bieten wir eine Ackerführung zum regenerativen Gemüseanbau in unserer solidarischen Landwirtschaft an.

Die Teilnehmer*innen erfahren, was ökologische Landwirtschaft mit Klimawandel, Arten- und Vogelschutz sowie nachhaltiger Ernährung zu tun hat. Es wird erklärt, wie die SOLAWI mit verschiedenen Methoden die Artenvielfalt auf dem Acker vergrößert und gleichzeitig gesundes Gemüse erntet, Lebensmittel rettet und die Transportwege verkürzt.

Die genossenschaftlich geführte Bio-Gärtnerei arbeitet auf 2,7 ha Ackerfläche. 160 Haushalte zwischen Wolfratshausen und Solln werden wöchentlich mit regionalem Bio-Gemüse beliefert. Die Mitglieder der SOLAWI können auf dem Feld selbst mitarbeiten.
Kinder sind herzlich willkommen, beim Acker-Bingo Gemüse zu suchen.

Teilnahmegebühr: Es wird um freiwillige Förderbeträge gebeten.

08. Juni 2024, 15 Uhr: VHS-Ackerführung „Nachhaltige, regenerative Landwirtschaft erleben auf dem Acker der SOLAWI Isartal“

Willkommen auf dem Acker!

Die Teilnehmer*innen erfahren, was ökologische Landwirtschaft mit Klimawandel, Arten- und Vogelschutz sowie nachhaltiger Ernährung zu tun hat. In Kooperation mit dem BUND Naturschutz wird erklärt, wie die SOLAWI mit verschiedenen Methoden die Artenvielfalt auf dem Acker vergrößert und gleichzeitig gesundes Gemüse erntet, Lebensmittel rettet und die Transportwege verkürzt.

Die genossenschaftlich geführte Bio-Gärtnerei arbeitet auf 2,7 ha Ackerfläche. 160 Haushalte zwischen Wolfratshausen und Solln werden wöchentlich mit regionalem Bio-Gemüse beliefert. Die Mitglieder der SOLAWI können auf dem Feld selbst mitarbeiten.
Kinder sind herzlich willkommen, beim Acker-Bingo Gemüse zu suchen.

Teilnahmegebühr: 8 EUR, Kinder bis 15 Jahre frei.

Landwirtschaft zwischen Klimasünderin und Klimaschützerin

Landwirtschaft als Klimatreiberin und Klimabetroffene – das beschäftigt die Medien in Zeiten des rasanten Klimawandels zunehmend. So berichteten diese zwei Beiträge in der Süddeutschen Zeitung wie sich die Bauern der Region auf Wetterextreme einstellen und teilweise versuchen ihnen vorzubeugen:
(1) 18. August 23 – Anpassen an die Extreme
(2) 02.September 23, Feldforschung am Klimawandel

Im Folgenden sollen die Inhalte zusammengefasst werden und die SOLAWI Isartal zeigt eine Übersicht auf, was sie für Klimaschonenden Anbau betreibt, der auch zur Prävention von Starkwetter-Ereignissen geeignet ist.

Warum ist die Landwirtschaft sowohl Klima-Treiberin, als auch eine der am stärksten Betroffenen?

Der vergangene Juli gilt global als heißester Monat seit Beginn der Messungen. Auf Hitzewellen folgten Starkregen, Stürme und Hagel prasselte auf Ackerböden „Damit könnte diese Periode einen Vorgeschmack auf die Folgen der Erderwärmung geben, denn für die Zukunft rechnen Klimaforscher mit einer Zunahme an Starkwetterereignissen. Die Landwirtschaft ist in diese Veränderungen doppelt involviert: Einerseits werden vor allem in der Viehhaltung und Düngung Methan und Kohlenstoffdioxid ausgestoßen, etwa sieben Prozent der CO₂ -Emissionen gehen in Deutschland auf die Landwirtschaft zurück. Andererseits sind die Betriebe auch unmittelbar von Wetterextremen betroffen, die die Erträge bedrohen.“ (1)

Wie stellen Ackerbauern sich auf Starkwetterereignisse ein?

„Das Wetter können die Landwirte nicht kontrollieren, wie sie auf ihren Feldern arbeiten jedoch schon. Dabei geht es einerseits darum, sich auf die veränderten Bedingungen einzustellen und den eigenen Ertrag zu sichern. Andererseits kann eine nachhaltige Landwirtschaft auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“ (2) Den Ackerbau vor Hagel- und Regenschäden zu schützen ist nicht einfach. Viele Ackerbauern stellen hier auf Grünland um, da der Ertrag durch Abmähen und Viehwirtschaft mehrmals im Jahr eingeholt werden kann, während ein „verhageltes“ Gemüse die Ernte des ganzen Jahres bedroht. Zudem werden bestimmte Fruchtfolgen eingehalten, Trockenheits-unempfindliche Pflanzen eingesetzt und sogenannte Legumiosen angebaut, die in einer Symbiose mit bestimmten Bakterien Stickstoff im Boden binden. „Seit dem Artenschutz-Volksbegehren werde der Anbau von mehr als fünf verschiedenen Früchten auf einem Feld von der Regierung gefördert„. (2) „Eine vorbeugende Maßnahme, um Äcker vor Starkregen zu schützen, gibt es [dem Landwirt] Fichtner zufolge noch nicht. Derzeit ließe sich Saatgut über Zuchtverfahren unempfindlicher gegenüber Trockenheit und Pilzen designen, aber Kulturen, die Starkregen und Hagel abkönnen, „dahin führt noch kein Weg.“ Die einzige Möglichkeit zur Prävention besteht für Fichtner darin, dass Versicherungen durch den Klimawandel verursachte Schäden abdecken.“ (1)

Nun ist klar: solche Versicherungen werden immer teurer und können gerade für kleinere Betriebe unbezahlbar werden, je größer die Schäden sind, die zunehmenden Wetterextreme auf dem Acker anrichten. Anstatt dann aber nach staatlichen Hilfen zu rufen, bieten sich nicht nur andere Anbaumethoden an, die die Schäden z.B. durch Starkregen verringern können.

Wie schützt die SOLAWI Isartal das Klima?

In dem vorgenannten SZ-Artikel kommt auch die Aufsichtsrätin der Gemüse-Genossenschaft Solawi Isartal eG, Ella von der Haide, zu Wort. Sie beschreibt, wie eine „langfristige Prävention“ aussehen könnte und verweist auf die Praxis der Genossenschaft auf ihrem Acker bei Münsing. Wie im Bio-Landbau üblich, wird großer Wert auf die Förderung des Bodenlebens und die Erhöhung des Humusanteils in der Erde gelegt. Dies führt u.a. dazu, dass der Boden mehr Wasser für Trockenperioden aufnehmen und speichern kann als im konventionellen Anbau. Zudem werden auf dem Acker Kulturen gepflanzt, die mit ihren Wurzeln den Boden tiefer durchstoßen und ihn so durchlässiger machen. Weiter hilft der praktizierte Gemüseanbau in Dammkulturen dabei, die Folgen von Starkregen abzumildern. Die Gemüsesorten werden auf den Spitzen von 30 cm hohen Dämmen angebaut. Bei großen Niederschlagsmengen verschlammt das Wasser die Dämme nicht so stark, die Damm-Spitzen bleiben weitgehend verschont.

Durch die Damkultur stehen die Pflanzen nach Starkregen nicht im Wasser. Bildrechte: Walter Kunert

Aber auch unter einem anderen Aspekt ist die Solawi Isartal eG interessant. Die Idee der „Solidarischen Landwirtschaft“ beruht darauf, dass das Risiko von Missernten zB durch den Klimawandel nicht der Produzent allein trägt. Es wird auf viele Schultern verteilt, wenn eine Genossenschaft dahintersteht, deren Mitglieder die Ernte unter sich aufteilen, egal wie gut oder schlecht sie ausfällt. Die „Gemeinschaft von Produzenten und Konsumenten“ trägt das Risiko gemeinsam. Die Solawi hat sich deshalb bewusst gegen den Abschluss solcher Versicherungen entschieden.

Regional und Saisonal aus Klimaschutzgründen

Regionale Frischware hat beim Verbraucher oft einen Bonus, doch sie steht auch mit dem Weltmarkt in Konkurrenz. Dabei ist es wichtig, dass Verbraucher wieder lernen, regional und saisonal einzukaufen und zu kochen. „Schließlich verringern kürzere Transportwege auch die Emissionen. Die Landwirte selbst wollen ebenfalls vermehrt regional vermarkten, Anna-Maria Stürzer träumt von einem eigenen Hofverkauf. Die Umsetzung gestalte sich jedoch schwierig, sowohl rechtlich als auch praktisch. Die [Landwirtin] ist überzeugt davon, dass wir uns in Deutschland selbst versorgen könnten. Deshalb sei es auch so unverständlich, gerade in Anbetracht der Klimakrise, so sehr auf Import und Export zu setzen.“ (2)
Von politischer Seite besteht Nachholbedarf. Die Förderungen müssen umgebaut werden, damit die richtigen Praktiken zum Schutz der Natur, des Bodens und damit auch des Klimas überhaupt angestrebt werden. Vor allem große Betriebe haben Probleme, sich auf einen diverseren Anbau umzustellen, deshalb ist das Überleben von kleinen Betrieben enorm wichtig.

Text: Eva Weigell und Hans-Werner Thürk, Auszüge aus den genannten Artikeln

Vogelkunde auf dem SOLAWI Isartal Acker

Ackerführung zusammen mit dem Vogelexperten Manfred Siering (BUND Naturschutz, Grünwald)

Auf dem SOLAWI Isartal-Acker wird nicht nur Gemüse produziert, sondern durch unterschiedliche Maßnahmen die Artenvielfalt von Vögeln, Insekten, Würmern und Mikroben gefördert. Der weithin bekannte Ornithologe und engagierte Naturschützer Manfred Siering gab uns am Samstag, 28.10.2023 einen Einblick in die Bedeutung regenerativer Landwirtschaft für die Vogelwelt.

Rund 40 Besucher tummelten sich auf dem sonnigen Acker mit bestem Blick auf die Alpen. Nicht sofort erspäht man die scheuen Vögel, doch wer Augen und Ohren offen hält und sich auf die Umgebung einlässt, sieht und hört es plötzlich auffliegen, zwitschern, rufen, spähen, gleiten… Der Vogelkundler Manfred Siering führte über das Feld, ließ die Besucher durch sein Fernrohr spähen und erzählte anschaulich und abwechslungsreich über die Vogelwelt, ihre Herkunft, ihre Beobachtung, über die Zusammenhänge mit der umgebenden Fauna und Flora und kannte jedes Kraut und jedes Mäuschen mit Vor- und Nachnamen.

Und tatsächlich schwirrten die Goldammern in Schwärmen über unsere Köpfe, der Mäusebussard umkreiste uns, die Bachstelze eilte im schnellen Bogenflug Richtung iberischer Halbinsel und der Turmfalke spie sein Gewölle auf der Sitzstange aus und flog dann scheinbar erleichtert zur nächsten Jagd. Nur der Rotmilan, der sonst unsere Felder überfliegt, ließ sich diesmal nicht blicken.

Was die Vögel am Acker der SOLAWI Isartal schätzen ist das reiche Speiseangebot. So picken sie Körner aus den Blumen und naschen an Kräutern, finden ein reiches Buffet an Insekten und Würmern und jagen spektakulär nach den Wühlmäusen, die unsere Rüben anknabbern. In Hecken und Bäumen, die das Feld säumen, finden sie bald auch ausreichend Nistplätze und Verstecke. Auch die Steinhaufen der Lesesteine dienen als Wohnraum für Eidechsen und andere Amphibien. So soll auf dem Acker ein ökologisches Gleichgewicht entstehen. Wir profitieren davon, da wir keine Pestizide einsetzen müssen, um trotzdem eine gute Ernte ohne Knabberstellen einfahren zu können. Na und schöner, ist es auf einem lebendigen Acker sowieso.

Text: Eva-Maria Weigell

07. 10.2023, 15 Uhr: Nachhaltige Landwirtschaft erleben mit der SOLAWI Isartal

Die SOLAWI Isartal und der BUND Naturschutz laden zur Führung auf den Acker in Umstellung auf Bio-Anbau ein.

  • Was hat sich nach dem ersten Anbaujahr auf dem Acker getan?
  • Wie verändern sich Flora und Fauna?
  • Welche Anbaumethoden sind nachhaltig?
  • Was wächst wann vor unserer Haustür?
  • Wie schmeckt das junge Gemüse direkt aus der Erde?
  • Was kommt in die SOLAWI Isartal Gemüsekiste?

Die Führung findet am 07.10.2023 um 15 Uhr statt.

Anfahrt: Sie finden den SOLAWI Isartal Acker auf der Degerndorfer Straße zwischen Münsing und Degerndorf.

Die genossenschaftlich geführte Bio-Gärtnerei SOLAWI Isartal pachtete den konventionell bewirtschafteten Acker und begann 2022 den eigenen regenerativen Bio-Anbau. Bis 2024 soll die Bio-Zertifizierung abgeschlossen sein. „Wir haben bei unseren Gärtnerinnen und Mitgliedern viel Wissen zum ökologischen Anbau und bilden uns gemeinsam weiter. Unser Ziel ist es, mit verschiedenen Methoden die Artenvielfalt auf unserem Acker zu vergrößern und gleichzeitig gesundes Gemüse zu ernten. Wir fördern Bodenlebewesen, Insekten, Reptilien und Vögel. Gemüseanbau ist nur selten regenerativ. Die Erfahrungen, die wir jetzt als Vorreiterin in diesem Feld machen, werden auch der Agrarwende und der Landwirtschaft der Zukunft zu Gute kommen.“, so Aufsichtsrätin und Gärtnerin Ella von der Haide.

In diesen Artikeln berichtet die SOLAWI Isartal über das Abenteuer Acker-Umstellung:

Wir nehmen weitere Abonnent*innen Anfang 2024 auf!

Und das Konzept der nachhaltigen, regenerativen Landwirtschaft geht auf: Im ersten Jahr wurden bereits 120 Haushalte mit wöchentlichen Gemüsekisten versorgt und die SOLAWI Isartal nimmt ab 2024 noch weitere Gemüsekisten-Abonnent*innen auf und plant sogar eine weitere Gemüse-Station in Starnberg.

  • Werde Fördermitglied und kaufe je nach Geldbeutel Anteile an der Genossenschaft
  • Werde Gemüsekisten-Abonnent*in
  • Werde aktiv auf dem Acker oder anderen ökologischen Projekten
  • Erlebe nachhaltigen Gemüseanbau und gesunde Ernährung aus eigener Produktion

Kürbis- und Karottenernte in den Ferien

In der letzten Ferienwoche haben wir besonders auch die Familien eingeladen bei der Ernte zu helfen. Dran waren die Karotten und Kürbisse. In 2 Stunden waren 4 Erwachsene und 5 Kinder Erntehelfer. „Viele Hände, rasches Ende!“, so Jan, unser Gärtner.

Die Karotten haben mit ihren verschlungenen Formen für Begeisterung gesorgt und die Kinder waren stolz, wenn sie ein besonders dickes Exemplar aus der Erde zogen. Außerdem haben wir bunte Raupen – vermutlich vom Schwalbenschwanz-Schmetterling – gefunden und in einzelnen Rettungsaktionen zu anderen Karottenpflanzen gebracht.

Die Kürbisernte war direkt eine Schatzsuche. Die verschiedenen Sorten (Butternut, Hokaido, Sweet Dumpling und Reste vom Rondini) verstecken sich unter dem dichten Blätterdach. So staksen wir durch das Grün und finden alle paar Schritte einen Kürbis. Die bleiben auf dem Acker zu Sortenhaufen sortiert zum trocknen.

Was für ein Erlebnis!

Dem Boden auf den Grund gehen. Wie die SOLAWI ihren Boden kennen lernt.

Am Samstag 29.7.2023 analysierten Interessierte gemeinsam mit einer Bodenkundlerin Ruth Mahla den SOLAWI Isartal Ackerboden. Weitere Termine sind in Planung, auch zum Thema Humus und Kompost.

Der Boden ist die wichtigste Ressource für den Ackerbau. Die erfahrene Bodenkundlerin und Gartenpädagogin Ruth Mahla („BODEN.KENNEN.LERNEN“) führte im Workshop durch die Bodenuntersuchung mit den einfachen Mitteln im Bodenkoffer. Die erlernten Methoden lassen sich auch im eigenen Garten anwenden:

  • Wir schärfen unsere Sinne für den Zustand unseres Bodens.
  • Wie hängen Probleme bei der Bewirtschaftung mit dem Boden zusammen?
  • Welches Gemüse braucht welchen Boden?
  • Wie erkennt man den Zustand des Bodens und wie kann ich die Qualität des Bodens verbessern oder halten?
  • Wie viel muss ich meinen Boden gießen?
  • Was erzählt die Zusammensetzung des Bodens über seine Geschichte?

Unsere Bodenstruktur haben wir z.B. in einem Filter und einem Versickerungsring getestet und herausgefunden, dass wir auf dem Acker eine gute Bodenstruktur haben. Es könnte noch etwas mehr Humus im Boden eingelagert sein aber ansonsten haben wir wirklich Glück gehabt mit unserem Acker, und das trotz konventioneller Landwirtschaft vor uns. 

Jeder, der Boden bewirtschaftet, kann durch besseres Bodenverständnis sehr viel zu seinem Schutz und Gesundung beitragen, und damit auch etwas für Klima- und Biodiversität in seiner Region tun. 

Bodenbeobachtungen im Acker-Alltag

Klar, wer auf’s Feld kommt, der hat sofort mit dem Boden zu tun: Wie riecht’s denn hier? Sinkt man bei jedem Schritt ein, oder ist der Boden hart und Trocken? Wie viele große Steine müssen wir beim Einpflanzen zur Seite räumen? Und und und..

In der SOLAWI wollen wir Regenerative Landwirtschaft betreiben, dass heisst, dass wir die Lebewesen, die im Boden leben – von Regenwürmern bis hin zu Bakterien und Pilzen – hegen und pflegen. Denn ein gesundes vielfältiges Bodenleben baut aus den Mineralien (Sand, Schluff und Ton) und dem Humus (Organische Anteile) eine stabile und gleichzeitig poröse Bodenstruktur auf. Man nennt dass Lebendverbauung. 

Je besser die Bodenkrümelstruktur, um so mehr Wasser und Luft kann der Boden aufnehmen und um so besser Nährstoffe halten und zur Verfügung stellen. 

Wir beobachten das Wetter und freuen uns, wenn der Boden nach einer Durststrecke wieder genug Regenwasser bekommt und genug Zeit es auch aufzunehmen. Zu viel des guten Wassers führt sonst auch wieder zu Nährstoff-Auswaschung und Luftmangel. Ein guter Grund für unsere Agroforstwirtschaft. Denn die Bäume und Sträucher helfen dem Boden unter anderem das Wasser aufzunehmen und zu halten. Außerdem fördert es das Bodenleben, dass z.B. hilft, den Boden zu durchlüften.

„Endlich haben wir wieder genug Bodenfeuchte für die Pflanzen in allen Bodentiefen. Die kommenden Tage ist zwar sehr viel Regen angesagt. Aber der Boden kann auch noch locker 50 l/qm  aufnehmen… Wenn es allerdings viel mehr wird, wird es wieder ungesund…

Dieter S.
Stationsgrafik Bodenfeuchte vom 31.07.2023, Deutscher Wetterdienst

Nicht zu Letzt achten wir sehr genau darauf, was unsere Anbaumethoden „bringen“. Wir experimentieren aktuell mit der Dammkultur und nutzen den Turiel-Pflug für eine schonende Bodenbearbeitung. Damit aber nicht genug: Im Juli 2023 haben wir einige Pflanzreihen mit verschiedenen Anbaumethoden nebeneinander angelegt, um so den direkten Vergleich zu haben. Die Unterschiede werden z.B. bemerkbar sein, wie die Pflanzen unterschiedlich wachsen, das Wasser halten, wie sich das Bodenleben entwickelt, aber auch wie leicht die Pflege und Ernte von der Hand geht.

Zum Vergleich von Anbaumethoden: In der Mitte zwei Reihen Dammkultur mit 90er Dämmen (wie bisher in diesem Jahr), rechts drei Reihen Dammkultur mit 60er-Dämmen und 50% mehr Pflanzen, links ebenfalls 50% mehr Pflanzen, aber vierreichig mit mehr Abstand in der Reihe auf einem Flachbeet (statt Dammkulur). Bild: Estelle

Weitere Infos zu unserem Acker-Boden findest du hier in der Bodenkundlichen Bewertung.