Humus ist nicht gleich Humus – Teil 1
In dieser dreiteiligen Serie berichtet Dieter über unser schwarzes Gold, den Humus. Im ersten Teil fragen wir uns: was ist das eigentlich genau? Im zweiten Teil geht es um die Humusfördernden Maßnahmen auf dem SOLAWI Isartal Acker. Im dritten Teil widmen wir uns der CO2-bindenden Eigenschaften des Humus.
Was ist eigentlich Humus und wieviel Humus braucht ein gesunder Boden?
Wenn wir vom Humus in einem Boden reden, meinen wir den Anteil der organischen Substanz im Boden. Der Rest der Bodens besteht in der Regel aus mineralischen Bestandteilen, die in unterschiedlichen Teilchengrößen (Sand-Schluff-Ton) vorliegen und ihren Ursprung zumeist in dem unterliegenden Gestein haben, aus dem sie über Jahrtausende gebildet wurden.
Die organische Substanz besteht aus allen pflanzlichen und tierischen Teilen und deren Abbauprodukten. All diese Teile bestehen im Grunde aus energiereichen Kohlenstoffverbindungen, die ursprünglich über die Fotosynthese (CO² aus der Luft + H²O + Sonnenlicht) durch grüne Pflanzen assimiliert wurden.
Deshalb können wir den Humusgehalt eines Bodens durch das Messen des Kohlenstoffgehaltes bestimmen.
Grundsätzlich beschreibt man zwei Arten von Humus: Den Dauer- und den Nährhumus, wobei dies nur eine grobe Einordnung ist, denn eine klar definierte Abgrenzung zwischen diesen beiden ist nicht möglich, weil wir es mit lebendigen und dynamischen Prozessen zu tun haben.
Dauerhumus
Der Dauerhumus ist eine Art Endprodukt der äußerst komplexen biologischen Abbauvorgänge von organischer Substanz durch die riesige Anzahl vielfältiger Bodenorganismen(z.B. Regenwürmer, Springschwänze, Bakterien, Pilze) und besteht hauptsächlich aus stabilen Ton-Humus-Komplexen. Die Höhe des Dauerhumus ist sehr konstant, weitgehend boden- und standortspezifisch und ist kaum oder nur sehr schwer veränderbar. Sie hat sich also in der Regel langfristig auf Grund der Bodenart und der klimatischen Situation eingestellt. Sandböden können z.B. nur wenig Dauerhumus (meist weniger als 1%) enthalten, während tonhaltige Böden wesentlich höhere Werte (meist 2-4%) aufweisen können. Sogenannte „Schwarzerdeböden“ können noch viel höhere Gehalte haben.
Nährhumus
Der Nährhumus beinhaltet alle Stadien des Verrottungsprozesses von organischer Substanz (im Boden eingearbeitete Blätter- oder Erntereste, lebende und abgestorbene Wurzeln, Macro- und Microorganismen, Abbauprodukte aus dem Bodenleben etc). Dieser Teil des Humus unterliegt dauernden Umwandlungsprozessen, wobei der enthaltene Kohlenstoff zum großen Teil schrittweise von den Bodenorganismen “veratmet“ wird und weitgehend als CO², Methan oder Lachgas in die Atmosphäre entweicht. Die ursprünglich in der organischen Substanz enthaltenen Mineralstoffe bleiben übrig (Mineralisation) und stehen den Pflanzen als Nährstoffe zur Verfügung oder werden in den Unterboden oder das Grundwasser verlagert bzw. ausgewaschen.
Als grober Anhaltspunkt kann gesagt werden, daß im Durchschnitt nur ca 10% der zugeführten organischen Substanz letztlich zum Aufbau von Nähr- oder Dauerhumus zur Verfügung steht.
Der Rest wird zur Energielieferung für das Bodenleben verbraucht.
Wie oben erwähnt, ist der gemessene Humusgehalt nur ein Überbegriff für die Menge an organischer Substanz im Boden. Ob es sich dabei um nur leicht verrottete Erntereste, Gras oder Wurzelreste handelt oder ob es hauptsächlich Zwischenprodukte des Verrottungsprozesses sind, die gemessen werden, oder inwieweit sich schon in größerem Maße wertvolle Humusstrukturen (z.B. sogenannte Lebendverbauungen: Verklebungen von Bodenteilchen durch Abfallprodukte der Microorganismen) oder stabile Ton-Humuskomplexe gebildet haben, gibt es keine Aussage.
Humus ist also nicht gleich Humus. Bei einer Bodenbewertung sollte also neben dem Humusgehalt auch die Zusammensetzung und Qualität des Humus berücksichtigt werden.
Die stabilen oder auch weniger stabilen Humusstrukturen sind es letztlich, die für die Qualität der Bodenstruktur (Krümelstruktur) verantwortlich sind.
Außerdem besitzen sie eine außerordentlich hohe Quellfähigkeit und können wie ein Schwamm sehr viel Wasser speichern. Zudem haben sie eine äußerst große Oberfläche, an der sich Nährstoffe binden bzw. ausgetauscht werden können.
Alle lebenden Organismen wie die Pflanzenwurzeln, Regenwürmer, Insekten, Bakterien und Pilze bilden in einem gesunden Boden ansich schon eine enorme Biomasse, wobei es unter anderem bedeutsam ist, in welcher Tiefe der Boden belebt ist. Je vollständiger und tiefer der Boden mit Pflanzenwurzeln, Regenwurmgängen und Pilzhyphen durchdrungen ist, desto mehr sind die Nährstoffe auch aus tiefen Bodenschichten für die Pflanzen verfügbar und desto besser wird auch die Bodenstruktur sein.
Je nach Tiefgründigkeit, Bodenart, Verdichtungsgrad und Bewuchs des Bodens kann die belebte Bodenschicht zwischen 30 und 300cm dick sein.
Von Apfelblüten und Edelreis
Die SOLAWI Isartal hat eine Fallobstwiese in Schäftlarn und auf dem eigenen Acker angelegt und pflegt diese jetzt. Diesen Mai wurden die Bäumchen nun veredelt.
Wie werden Obstbäume veredelt?
Das Veredeln ist ein Sonderfall der vegetativen Vermehrung: Zwei Pflanzen werden zu einer verbunden, indem man ein sogenanntes Edelreis oder Edelauge auf eine Unterlage (Wurzel mit Stammstück) setzt. Welche Apfelsorte man erntet, hängt also vom verwendeten Edelreis ab. (Quelle: Mein-schöner-Garten.de)
Vorfreude auf die alten Apfelsorten
Herzlichen Dank für die nun erledigte Veredelung durch unseren kooperierenden Obstbauern Oli. Die in den nächsten Jahren heranreifenden Früchte sind folgende Sorten:
- Alkmene
- Falchs Gulderling
- Gustavs Dauerapfel
- Holsteiner Cox
- Jakob Fischer
- Kanada Renette
- Korbiniansapfel
- Königin-Sophien-Apfel
- Luxemburger Renette
- Napoleon Apfel
- Piemonteser
- Rodauner Goldapfel
- Roter Bellefleur
- Wiltshire
- Winston
- Wintergravensteiner
- Winterhimbeerapfel
- Zabergäurenette
Übrigens hat unser Vorbild schon Früchte getragen. Da wir im Dezember ein Loch zu viel ausgehoben hatten, hat ein Nachbar die Chance ergriffen und noch eine Kirsche dazu gespendet. Danke sehr!
Gut Ding will Weile und Pflege haben
So eine Fallobstwiese hat Tradition und ist recht pflegeleicht. Aber ein bisschen was muss schon getan werden. So müssen diesen Frühsommer zum Beispiel die Baumscheiben durchhackt werden, so dass der Apfelbaum keine Konkurenz durch nachwachsende Pflänzchen bekommt. Eine Arbeit, die die Genossenschaft druch Ehrenamtliches Engagement und Freude an der Gärtnerei stemmt.
Lust aufs (An-)Packen
Bei der Genossenschaft der SOLAWI Isartal werden die Aufgaben auf viele ehrenamtliche Helfer verteilt. Jedes Mitglied kann, muss aber nicht mitmachen – jeder so, wie er kann und will. Dabei macht die Arbeit in der Gemeinschaft allen Anpacker*innen Spaß und meist gibt es da noch den wunderschönen Ausblick im Voralpenland noch dazu. Das gilt für viele Bereiche, die bei uns in Arbeitskreise aufgeteilt sind:
- Kistenorganisation
- Öffentlichkeitsarbeit
- Anbau und Infrastruktur
- Feste und Events
- Leitungskreis
Wer Lust auf’s Mitmachen hat, meldet sich für weitere Informationen gern unter mitmachen@solawi-isartal.de oder bei den jeweiligen Arbeitskreisen (Ansprechpartner im internen Bereich mit Login).
Beim Gemüsekisten-Packen ist Teamwork gefragt
Neben dem Anbau auf unserem eigenen Acker ist eine der wichtigsten Aufgaben das Kistenpacken für unsere ca. 130 Kisten-Abonnent*innen. Jeden Mittwoch Nachmittag wird die Ernte und Gemüse/Obst z.B. von der Gärtnerei Weidenkam von Angie und 2-3 Freiwilligen aufgeteilt. Da ist Konzentration und Teamwork gefragt.
Swantje erzählt vom Packen diese Woche: „Punktlandung bei 1000 g Äpfeln pro Kiste! Hat Spaß gemacht im super Team: eine an den Zwiebeln, eine an den Kartoffeln, ich an den Äpfeln. Angie und Estelle haben den Rest befüllt“
Auf die Bilder klicken für Beschreibung und Bildrechte.
Online-Info-Abend am 25.05.23: Weitere Gemüsekisten-Abos diesen Sommer
Lust auf regionales und saisonales Gemüse?
Ein letzter SOLAWI Isartal Online-Infoabend diese Saison steht fest:
- Donnerstag 25. Mai 2023, 19:30 Uhr
Wir sind eine gemeinschaftsgetragene Gemüse-Genossenschaft mit Acker und einer Bio-Gärtnerei.
Wir wachsen und Du kannst eine wöchentliche Gemüsekiste beziehen, oder uns als Fördermitglied unterstützen, beim Anbau und vielem mehr aktiv teilnehmen!
Wir stellen uns und unsere nachhaltige Bewirtschaftung vor und zeigen dir, was dir eine ökologische, saisonale und regionale Ernährung bringt. Neugierig? Dann werde Teil unserer SOLAWI Community. Melde dich über das Kontaktformular unverbindlich zum Online-Infoabend an, um eine E-Mail mit Videokonferenz-Link zu erhalten.
Hier geht’s zum entsprechenden Zeitpunkt direkt in die Videokonferenz:
PS: Schnelle Entscheidungen werden belohnt: Wer seinen Vertrag bis 16.06.23 einsendet und Mitglied mit Gemüseabo wird, bekommt die Gelegenheit eine Traktor-Einweisung zu erhalten und eine Runde auf dem Acker zu drehen.
Solidarische Landwirtschaft in Deiner Region
Agrarwende – Fördern – Mitgestalten – Erleben
Infomail15.05.2023: Abonennten werben und Trecker fahren, Online-Infoabend, weiteres vom Acker und PR
Das Abenteuer der Ackerumstellung Teil 3
Wie wir bei der SOLAWI lernen, Regenwürmer zu füttern
In drei Teilen nimmt das Acker-Team euch auf unser gemeinsames Abenteuer der Ackerumstellung von konventionell zu biologisch mit. Im ersten Teil berichtet das Team, wie sie den Acker vorgefunden und im ersten Jahr ihre Erfahrungen gemacht haben. Im zweiten Teil werden der Boden und die Zusammenhänge von seinen Bewohnern und den Inhaltsstoffen beschrieben. Jetzt lasst uns direkt ansehen, wie die konkreten Anbaumethoden aussehen, die gut für unseren Boden sind.
Wir werden zum Beispiel dieses Jahr (2023) im Rahmen der Förderung des Amtes für Ländliche Entwicklung eine artenreiche Blumenwiese pflanzen auf 900 Quadratmetern zwischen den Apfelbäumen, in der viele verschiedene heimische Kräuter und Gräser vorkommen. Diese Pflanzen wurzeln unterschiedlich tief und bereichern dadurch das Bodenleben, sie können auch Nährstoffe aus anderen Bodenschichten aktivieren. Zum Beispiel Luzerne und Bibernelle kommen mit ihren Wurzeln 3 Meter tief in den Boden.
Dadurch, dass wir das Mähgut dann auf anderen Flächen ausbringen, werden sich diese Kräuter und Gräser dann auch weiter verbreiten. Zum Beispiel auf den Wiesenflächen hinter und unter den Hecken.
Um zu leben und wirksam zu sein, braucht das Bodenleben Energie in Form von energiereichen Kohlenstoffverbindungen (z.B. Zucker, Zellulose etc.), welche, wie fast alles organische Material, von Pflanzen durch Fotosynthese mit Hilfe des Sonnenlichtes hergestellt werden.
Wir “füttern“ also das Bodenleben durch den gezielten Anbau von vielfältigen Pflanzen. Die kontinuierlich absterbenden Feinwurzeln dienen als “Nahrung“. Außerdem schicken die Pflanzen verschiedene Stoffe (z.B. Zuckermoleküle) über die Wurzeln in den Boden, um das Bodenleben zu ernähren, damit dieses wiederum Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar macht.
Ein weiteres “Futter“ stellen wir durch Mulchen mittels “Transfer-Heu“ von einer Grünfläche zur Verfügung, welches sich das Bodenleben schrittweise “einverleibt“ und umwandelt. Das Mulchen schützt außerdem vor Austrocknung und Erhitzung der Böden, was für uns von besonderer Bedeutung ist, da wir leider nur äußerst begrenzte Möglichkeiten haben, die Kulturen zu begießen. Wir haben in einem ersten Schritt vorgesehen, 30% der Ackerfläche weiterhin als Kleegras zu belassen und dieses Gras 3 bis 4 mal im Jahr zu mähen, um daraus Heu oder Silage zu gewinnen, welche wir dann auf den Gemüseanbauflächen ausbringen werden. Dafür haben wir jetzt schon eine Mähmaschine, einen Heuwender und Heuschwader gekauft. Die Heuballen werden wir dann vom Maschinenring pressen lassen, so dass wir das Heu lagern können bis wir es brauchen.
Wie wir jetzt im Einzelnen auf unserem Acker die verschiedenen Maßnahmen einsetzen, hängt von vielen Faktoren ab. Dabei spielt natürlich eine Rolle, wie wir eine Fruchtfolge planen, welche Kulturen wir in welcher Reihenfolge und auf welchen Beeten bauen, welche Bodenbarbeitung wir zu welchem Zeitpunkt durchführen, wieviel Arbeitskräfte und welche Maschinen zu welchen Zeiten verfügbar sind etc. Die jeweilig Vorfrucht oder z.B. die Wetterbedingungen spielen dabei natürlich auch immer eine Rolle.
Im Moment planen wir z.B. auf einer Fläche, die mit frühen Kulturen wie zum Beispiel erste Salate bepflanzt sind, nach der Ernte im Juli gleich wieder ein artenreiches Kleegras einzusäen. Dieses wird dann im Rest vom Jahr und im Folgejahr Stickstoff für uns binden und Pflanzenmasse bilden. Unter die Kohlpflanzen werden wir, noch während sie wachsen, auch artenreiche Untersaaten einsäen, so dass der Boden rechts und links vom Kohl bedeckt ist und das Bodenleben genährt wird.
Wir haben uns in der diesjährigen Anbauplanung entschieden, unseren neuen Schlepper und den von der Gärtnerei Weidenkam geliehenen Damm-Kultivator (Turielpflug) zu nutzen und die Kulturen auf Dämmen (90cm Abstand und ca. 20cm hoch) anzubauen. Dies verspricht eine erhöhte Durchlüftung und damit einhergehende Aktivierung des Bodenlebens mit all den beschriebenen Vorteilen. Die Herausforderung bei diesem System ist, daß die Gefahr besteht, daß durch die Aktivierung mehr Humus ab- als aufgebaut wird.
Wir achten deshalb noch mehr auf humusaufbauende Maßnahmen wie Dauerbegrünung, Zwischenfruchtanbau, Mulchen etc. Wir werden zum Beispiel auch die Täler zwischen den einzelnen Dämmen mit artenreichen Mischungen bepflanzen, die immer Leguminosen (Stickstoffsammler), aber teilweise auch Blühpflanzen für die Insekten beinhalten.
Eine Vision ist, den Boden und das Bodenleben durch die beschriebenen Maßnahmen in 3-5 Jahren so weit aufzubauen, daß wir schrittweise immer weniger und irgendwann vielleicht gar keinen Handelsdünger von außen mehr zuführen müssen, und wir dennoch hohe Erträge mit hochwertigem Biogemüse ernten können. Im Moment düngen wir noch mit einem Bio-Dünger pflanzlicher Herkunft.
Eine größere Herausforderung, der wir im Moment begegnen, ist der Umbruch des 1,5-jährigen Kleegras auf denjenigen Flächen, die wir dieses Jahr mit Gemüse bebauen wollen.
Wir unterschneiden die Grasnarbe mit speziellen Werkzeugen, die an dem Turielpflug angebaut werden, den wir wiederum am Schlepper angehängt haben. Hier braucht es mehrere Arbeitsgänge. Nach ein paar Tagen des Abtrocknens wird das aufgerissene Kleegras mit einer aus der Gärtnerei Weidenkam geliehenen Kreiselegge weiter gelockert und die Erde aus dem Wurzelwerk abgeklopft, sodaß es weiter abtrocknen kann und nicht mehr anwurzelt. Das nun abgestorbene organische Material kann jetzt oberflächlich in die zu bildenden Dämme eingarbeitet werden und als Nährstofflieferant für Pflanzen und Bodenleben dienen.
Ihr seht also, die Sache wird spannend, und es gibt unendlich viel zu erforschen und zu entdecken. Allerdings gibt es auch eine Menge zu tun.
Jeder in der Genossenschaft ist eingeladen, sich durch Nachfragen, Mithelfen oder Einbringen von Know How oder auch durch finanzielle Zuschüsse (wir brauchen noch Maschinen und Geräte) an dem Abenteuer zu beteiligen. Wir können jede Hilfe gebrauchen, vor allem, solange wir noch keinen professionellen Gärtnerin in Vollzeit gefunden haben.
Dieter, Ella und Walter – Mitglieder Ackergruppe
Pflanz in den Mai: gemeinsames Anpflanzen und Säen am 06. Mai 2023
Der landwirtschaftliche Frühling hat wegen kühler Witterung und Dauerregen auf sich warten lassen. Aber am Samstag, den 06. Mai 2023 haben so über den Daumen gepeilt 25 Solawisti beeindruckende 5000 Pflänzchen in die Erde gebracht.
Die vorgezogenen Salat-, Brokkoli-, Kohlrabi-, Blumenkohl-, Mangold,- Fenchel-Pflänzchen wurden in die vorbereiteten Dämme gesetzt. Am 09. Mai 2023 haben weitere 5 Helfer Zwiebeln und Mangold in die Erde gebracht und die Karotten doppelreihig gesäht. Der Regen kann kommen!
Grüsse vom Ackerteam: Ella, Walter, Dieter und Estelle
Den Acker findet ihr zwischen Münsing und Degerndorf auf der Degerndorfer Straße (beim schönsten Baum in den Feldweg einbiegen 😉 Google-Maps-Standort
Infomail 01.05.2023: Termine, Mitarbeit, Acker-Umstellung, lernt Eva kennen
Das Abenteuer der Ackerumstellung Teil 2
Wie wir in der SOLAWI einen nachhaltigen Weg suchen
In drei Teilen nimmt das Acker-Team euch auf unser gemeinsames Abenteuer der Ackerumstellung von konventionell zu biologisch mit. Im ersten Teil berichtet das Team, wie sie den Acker vorgefunden und im ersten Jahr ihre Erfahrungen gemacht haben. Die Bodenproben zeigten, wie der Zustand des Bodens ist.
Wie sieht ein gesunder Boden aus?
Bodengesundheit bedeutet z.B., dass der Boden gut und tiefgründig durchwurzelt ist, dass es möglichst keine Verdichtungen gibt und die Erde eine gute Bodenstruktur (Durchlüftung, Wasserhaltefähigkeit) mit möglichst viel Dauerhumus aufweist und ein hochdiversifiziertes, aktives Bodenleben in sich trägt. Vorbild für einen gesunden Boden in unserer Region wäre z.B. ein ungestörter Mischwaldboden.
Wohin geht die spannende Reise jetzt?
Der wichtigste Schlüssel zum Aufbau eines gesunden Bodens liegt im Unterstützen des Bodenlebens. Das sollte die Basis aller Anbauplanung sein. Dazu braucht es ein ausgeklügeltes System von unterschiedlichen Maßnahmen, mit denen wir in Zukunft experimentieren wollen.
Solche Maßnahmen sind:
- Ganzjährige, permanente Begrünung: Diese dient zuallererst der konstanten Durchwurzelung des Bodens, was wiederum für das “Füttern“ des Bodenlebens, die Verbesserung der Bodenstruktur und einen Humusaufbau Bedeutung hat. Offene Erde wird außerdem im Sommer stark erhitzt, was das Bodenleben in der oberen Schicht einschränkt. Sie neigt zudem bei Starkregen zur Verschlemmung (Verkrustung), was eine Durchlüftung des Bodens behindert.
- Anbau von vielen unterschiedlichen Pflanzenarten, damit die mit den verschiedenen Pflanzen assoziierten Bodenlebewesen sich nicht einseitig entwickeln und immer Patner*innen für Symbiosen finden. Auch, weil unterschiedliche Pflanzen unterschiedliche Nährstoffe verbrauchen.
- Mulchen von Flächen zwischen und unter den Kulturpflanzen: Mulchen bedeutet, dass wir Pflanzenreste oder Gras/Heu auf den Boden legen und damit immer wieder Biomasse (Kohlenstoff und Nährstoffe) zuführen, um Nährstoffe auszugleichen, die wir mit der Ernte entnehmen und darüber hinaus das Bodenleben “füttern“. Außerdem schützen wir den Boden dadurch vor Austrocknung und können, falls gewünscht, bei dicker Auflage auch die Ausbreitung von Beikräutern zumindest teilweise unterdrücken .
- Schonende Bodenbearbeitung: Zur Beikrautregulierung und zur Bodendurchlüftung braucht es eine Bodenbearbeitung, die wir versuchen zu minimieren, um das Bodenleben, die natürliche Bodenstruktur und z.B. Regenwurmtunnel und die Pilzgeflechte nicht zu stören.
- Bodenverdichtung soweit wie möglich vermeiden oder minimieren. Also den Boden nur befahren, wenn notwendig.
- Fruchtfolge, die viel Raum lässt für bodenverbessernde und humusmehrende Maßnahmen: Zwischenfruchtanbau, Gesundungsjahr, Untersaaten, jeweils mit den unterschiedlichsten und vielfältigsten Pflanzenmischungen.
- Stickstoffsammlung durch Leguminoseneinsaat: z.B. Erbsen, Wicken, alle Kleearten, Luzerne, Lupine, Bohnen etc., welche an den Wurzeln in Symbiose mit speziellen Bakterien den Stickstoff aus der Luft einbauen und verwerten können.
- Transfermulchprinzip: Grünflächen eines Gesundungsjahres werden gemäht und das Schnittgut auf die Kulturbeete aufgebracht.
- Agroforstwirtschaft: Die Hecken und Obstbäume, die wir schon gepflanzt haben, wurzeln besonders tief. Sie erhöhen die Vielfalt, liefern Biomasse durch ihre Blätter und sorgen für eine bessere Wasserhaltefähigkeit.
Im Grunde geht es neben einer geschickten Bodenbearbeitung hauptsächlich um das “Füttern“ des Bodenlebens, denn letztlich findet durch dieses die Bodengesundung und das möglichst harmonische und bedarfsgerechte Zurverfügungstellen von Nährstoffen für die Kulturpflanzen statt.
Nährstoffe sind Mineralien und Spurenelemente, die wir bei der Ernte dem Acker entziehen.
In einem tiefgründigen Boden, der wie bei uns aus Sand und Lehm besteht, können in der Regel, d.h. wenn er nicht inzwischen durch Wind und Wasser erodiert wird, Mikroben über Jahrtausende die benötigten Nährstoffe aus der Bodensubstanz herauslösen und für die Pflanzen verfügbar machen. Es wird sich aus dem Untergrundgestein in solchen Zeiträumen zusätzlich weitere Bodensubstanz bilden. Durch Mulchmaterial, das wir eventuell von äußeren Quellen (z.B. Schnittgut von Landschaftsschutzflächen oder zugekauftes Stroh oder Heu vom Biobauern) einführen, können wir aber auch einen Teil der Nährstoffe wieder auf den Acker zurückführen.
Welche Rolle spielt das Bodenleben für den Boden und die Nährstoffe?
Das Bodenleben besteht aus sichtbaren Lebewesen (Regenwürmer und Millionen Käfer, Larven und sonstige Krabbeltiere) und Mikroben, die großenteils nur mit dem Mikroskop erkennbar sind (Bakterien, einem – im besten Fall – riesigen Pilzgeflecht), die in einem ungeheuer komplexen Zusammenspiel Nährstoffe aus dem Boden lösen, verarbeiten und mit den Kulturpflanzen symbiotisch kooperieren. Gleichzeitig bauen diese Lebewesen gemeinsam die Krümelstruktur der Ton-Humus-Komplexe, den stabilen Dauerhumus und somit einen feinkrümeligen Boden mit guter Durchlüftung und Wasserhaltefähigkeit auf.
Jedes Prozent mehr Humusgehalt in den oberen 30 cm des Bodens kann bis zu 400m³/ha mehr Wasser speichern. Außerdem werden mit jedem Prozent mehr Humus pro Hektar ca. 40 Tonnen CO2 aus der Luft entnommen und im Boden eingelagert. Wir bemühen uns gerade darum diese CO2-Speicherung zertifizieren zu lassen.
Die Vielfalt des Bodenlebens (Diversifikation) ist dabei ein entscheidender Faktor, was wiederum von der Vielfältigkeit des oberirdischen Bewuchses und dessen Wurzelwerkes abhängig ist. Monokulturen sind hier kontraproduktiv.
Lest im dritten Teil, die konkrete Umsetzung sinnvoller Maßnahmen und die Herausforderungen und weitere Planung auf dem SOLAWI-Acker. Die Sache wird spannend, und es gibt unendlich viel zu erforschen und zu entdecken.
Allerdings gibt es auch eine Menge zu tun.
Jeder in der Genossenschaft ist eingeladen, sich durch Nachfragen, Mithelfen oder Einbringen von Know-how oder auch durch finanzielle Zuschüsse (wir brauchen noch Maschinen und Geräte) an dem Abenteuer zu beteiligen. Wir können jede Hilfe gebrauchen, vor allem, solange wir noch keinen professionellen Gärtnerin in Vollzeit gefunden haben. Ihr erreicht das Acker-Team z.B. per E-Mail.