Landwirtschaft zwischen Klimasünderin und Klimaschützerin

Landwirtschaft als Klimatreiberin und Klimabetroffene – das beschäftigt die Medien in Zeiten des rasanten Klimawandels zunehmend. So berichteten diese zwei Beiträge in der Süddeutschen Zeitung wie sich die Bauern der Region auf Wetterextreme einstellen und teilweise versuchen ihnen vorzubeugen:
(1) 18. August 23 – Anpassen an die Extreme
(2) 02.September 23, Feldforschung am Klimawandel

Im Folgenden sollen die Inhalte zusammengefasst werden und die SOLAWI Isartal zeigt eine Übersicht auf, was sie für Klimaschonenden Anbau betreibt, der auch zur Prävention von Starkwetter-Ereignissen geeignet ist.

Warum ist die Landwirtschaft sowohl Klima-Treiberin, als auch eine der am stärksten Betroffenen?

Der vergangene Juli gilt global als heißester Monat seit Beginn der Messungen. Auf Hitzewellen folgten Starkregen, Stürme und Hagel prasselte auf Ackerböden „Damit könnte diese Periode einen Vorgeschmack auf die Folgen der Erderwärmung geben, denn für die Zukunft rechnen Klimaforscher mit einer Zunahme an Starkwetterereignissen. Die Landwirtschaft ist in diese Veränderungen doppelt involviert: Einerseits werden vor allem in der Viehhaltung und Düngung Methan und Kohlenstoffdioxid ausgestoßen, etwa sieben Prozent der CO₂ -Emissionen gehen in Deutschland auf die Landwirtschaft zurück. Andererseits sind die Betriebe auch unmittelbar von Wetterextremen betroffen, die die Erträge bedrohen.“ (1)

Wie stellen Ackerbauern sich auf Starkwetterereignisse ein?

„Das Wetter können die Landwirte nicht kontrollieren, wie sie auf ihren Feldern arbeiten jedoch schon. Dabei geht es einerseits darum, sich auf die veränderten Bedingungen einzustellen und den eigenen Ertrag zu sichern. Andererseits kann eine nachhaltige Landwirtschaft auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“ (2) Den Ackerbau vor Hagel- und Regenschäden zu schützen ist nicht einfach. Viele Ackerbauern stellen hier auf Grünland um, da der Ertrag durch Abmähen und Viehwirtschaft mehrmals im Jahr eingeholt werden kann, während ein „verhageltes“ Gemüse die Ernte des ganzen Jahres bedroht. Zudem werden bestimmte Fruchtfolgen eingehalten, Trockenheits-unempfindliche Pflanzen eingesetzt und sogenannte Legumiosen angebaut, die in einer Symbiose mit bestimmten Bakterien Stickstoff im Boden binden. „Seit dem Artenschutz-Volksbegehren werde der Anbau von mehr als fünf verschiedenen Früchten auf einem Feld von der Regierung gefördert„. (2) „Eine vorbeugende Maßnahme, um Äcker vor Starkregen zu schützen, gibt es [dem Landwirt] Fichtner zufolge noch nicht. Derzeit ließe sich Saatgut über Zuchtverfahren unempfindlicher gegenüber Trockenheit und Pilzen designen, aber Kulturen, die Starkregen und Hagel abkönnen, „dahin führt noch kein Weg.“ Die einzige Möglichkeit zur Prävention besteht für Fichtner darin, dass Versicherungen durch den Klimawandel verursachte Schäden abdecken.“ (1)

Nun ist klar: solche Versicherungen werden immer teurer und können gerade für kleinere Betriebe unbezahlbar werden, je größer die Schäden sind, die zunehmenden Wetterextreme auf dem Acker anrichten. Anstatt dann aber nach staatlichen Hilfen zu rufen, bieten sich nicht nur andere Anbaumethoden an, die die Schäden z.B. durch Starkregen verringern können.

Wie schützt die SOLAWI Isartal das Klima?

In dem vorgenannten SZ-Artikel kommt auch die Aufsichtsrätin der Gemüse-Genossenschaft Solawi Isartal eG, Ella von der Haide, zu Wort. Sie beschreibt, wie eine „langfristige Prävention“ aussehen könnte und verweist auf die Praxis der Genossenschaft auf ihrem Acker bei Münsing. Wie im Bio-Landbau üblich, wird großer Wert auf die Förderung des Bodenlebens und die Erhöhung des Humusanteils in der Erde gelegt. Dies führt u.a. dazu, dass der Boden mehr Wasser für Trockenperioden aufnehmen und speichern kann als im konventionellen Anbau. Zudem werden auf dem Acker Kulturen gepflanzt, die mit ihren Wurzeln den Boden tiefer durchstoßen und ihn so durchlässiger machen. Weiter hilft der praktizierte Gemüseanbau in Dammkulturen dabei, die Folgen von Starkregen abzumildern. Die Gemüsesorten werden auf den Spitzen von 30 cm hohen Dämmen angebaut. Bei großen Niederschlagsmengen verschlammt das Wasser die Dämme nicht so stark, die Damm-Spitzen bleiben weitgehend verschont.

Durch die Damkultur stehen die Pflanzen nach Starkregen nicht im Wasser. Bildrechte: Walter Kunert

Aber auch unter einem anderen Aspekt ist die Solawi Isartal eG interessant. Die Idee der „Solidarischen Landwirtschaft“ beruht darauf, dass das Risiko von Missernten zB durch den Klimawandel nicht der Produzent allein trägt. Es wird auf viele Schultern verteilt, wenn eine Genossenschaft dahintersteht, deren Mitglieder die Ernte unter sich aufteilen, egal wie gut oder schlecht sie ausfällt. Die „Gemeinschaft von Produzenten und Konsumenten“ trägt das Risiko gemeinsam. Die Solawi hat sich deshalb bewusst gegen den Abschluss solcher Versicherungen entschieden.

Regional und Saisonal aus Klimaschutzgründen

Regionale Frischware hat beim Verbraucher oft einen Bonus, doch sie steht auch mit dem Weltmarkt in Konkurrenz. Dabei ist es wichtig, dass Verbraucher wieder lernen, regional und saisonal einzukaufen und zu kochen. „Schließlich verringern kürzere Transportwege auch die Emissionen. Die Landwirte selbst wollen ebenfalls vermehrt regional vermarkten, Anna-Maria Stürzer träumt von einem eigenen Hofverkauf. Die Umsetzung gestalte sich jedoch schwierig, sowohl rechtlich als auch praktisch. Die [Landwirtin] ist überzeugt davon, dass wir uns in Deutschland selbst versorgen könnten. Deshalb sei es auch so unverständlich, gerade in Anbetracht der Klimakrise, so sehr auf Import und Export zu setzen.“ (2)
Von politischer Seite besteht Nachholbedarf. Die Förderungen müssen umgebaut werden, damit die richtigen Praktiken zum Schutz der Natur, des Bodens und damit auch des Klimas überhaupt angestrebt werden. Vor allem große Betriebe haben Probleme, sich auf einen diverseren Anbau umzustellen, deshalb ist das Überleben von kleinen Betrieben enorm wichtig.

Text: Eva Weigell und Hans-Werner Thürk, Auszüge aus den genannten Artikeln

Vogelkunde auf dem SOLAWI Isartal Acker

Ackerführung zusammen mit dem Vogelexperten Manfred Siering (BUND Naturschutz, Grünwald)

Auf dem SOLAWI Isartal-Acker wird nicht nur Gemüse produziert, sondern durch unterschiedliche Maßnahmen die Artenvielfalt von Vögeln, Insekten, Würmern und Mikroben gefördert. Der weithin bekannte Ornithologe und engagierte Naturschützer Manfred Siering gab uns am Samstag, 28.10.2023 einen Einblick in die Bedeutung regenerativer Landwirtschaft für die Vogelwelt.

Rund 40 Besucher tummelten sich auf dem sonnigen Acker mit bestem Blick auf die Alpen. Nicht sofort erspäht man die scheuen Vögel, doch wer Augen und Ohren offen hält und sich auf die Umgebung einlässt, sieht und hört es plötzlich auffliegen, zwitschern, rufen, spähen, gleiten… Der Vogelkundler Manfred Siering führte über das Feld, ließ die Besucher durch sein Fernrohr spähen und erzählte anschaulich und abwechslungsreich über die Vogelwelt, ihre Herkunft, ihre Beobachtung, über die Zusammenhänge mit der umgebenden Fauna und Flora und kannte jedes Kraut und jedes Mäuschen mit Vor- und Nachnamen.

Und tatsächlich schwirrten die Goldammern in Schwärmen über unsere Köpfe, der Mäusebussard umkreiste uns, die Bachstelze eilte im schnellen Bogenflug Richtung iberischer Halbinsel und der Turmfalke spie sein Gewölle auf der Sitzstange aus und flog dann scheinbar erleichtert zur nächsten Jagd. Nur der Rotmilan, der sonst unsere Felder überfliegt, ließ sich diesmal nicht blicken.

Was die Vögel am Acker der SOLAWI Isartal schätzen ist das reiche Speiseangebot. So picken sie Körner aus den Blumen und naschen an Kräutern, finden ein reiches Buffet an Insekten und Würmern und jagen spektakulär nach den Wühlmäusen, die unsere Rüben anknabbern. In Hecken und Bäumen, die das Feld säumen, finden sie bald auch ausreichend Nistplätze und Verstecke. Auch die Steinhaufen der Lesesteine dienen als Wohnraum für Eidechsen und andere Amphibien. So soll auf dem Acker ein ökologisches Gleichgewicht entstehen. Wir profitieren davon, da wir keine Pestizide einsetzen müssen, um trotzdem eine gute Ernte ohne Knabberstellen einfahren zu können. Na und schöner, ist es auf einem lebendigen Acker sowieso.

Text: Eva-Maria Weigell

07. 10.2023, 15 Uhr: Nachhaltige Landwirtschaft erleben mit der SOLAWI Isartal

Die SOLAWI Isartal und der BUND Naturschutz laden zur Führung auf den Acker in Umstellung auf Bio-Anbau ein.

  • Was hat sich nach dem ersten Anbaujahr auf dem Acker getan?
  • Wie verändern sich Flora und Fauna?
  • Welche Anbaumethoden sind nachhaltig?
  • Was wächst wann vor unserer Haustür?
  • Wie schmeckt das junge Gemüse direkt aus der Erde?
  • Was kommt in die SOLAWI Isartal Gemüsekiste?

Die Führung findet am 07.10.2023 um 15 Uhr statt.

Anfahrt: Sie finden den SOLAWI Isartal Acker auf der Degerndorfer Straße zwischen Münsing und Degerndorf.

Die genossenschaftlich geführte Bio-Gärtnerei SOLAWI Isartal pachtete den konventionell bewirtschafteten Acker und begann 2022 den eigenen regenerativen Bio-Anbau. Bis 2024 soll die Bio-Zertifizierung abgeschlossen sein. „Wir haben bei unseren Gärtnerinnen und Mitgliedern viel Wissen zum ökologischen Anbau und bilden uns gemeinsam weiter. Unser Ziel ist es, mit verschiedenen Methoden die Artenvielfalt auf unserem Acker zu vergrößern und gleichzeitig gesundes Gemüse zu ernten. Wir fördern Bodenlebewesen, Insekten, Reptilien und Vögel. Gemüseanbau ist nur selten regenerativ. Die Erfahrungen, die wir jetzt als Vorreiterin in diesem Feld machen, werden auch der Agrarwende und der Landwirtschaft der Zukunft zu Gute kommen.“, so Aufsichtsrätin und Gärtnerin Ella von der Haide.

In diesen Artikeln berichtet die SOLAWI Isartal über das Abenteuer Acker-Umstellung:

Wir nehmen weitere Abonnent*innen Anfang 2024 auf!

Und das Konzept der nachhaltigen, regenerativen Landwirtschaft geht auf: Im ersten Jahr wurden bereits 120 Haushalte mit wöchentlichen Gemüsekisten versorgt und die SOLAWI Isartal nimmt ab 2024 noch weitere Gemüsekisten-Abonnent*innen auf und plant sogar eine weitere Gemüse-Station in Starnberg.

  • Werde Fördermitglied und kaufe je nach Geldbeutel Anteile an der Genossenschaft
  • Werde Gemüsekisten-Abonnent*in
  • Werde aktiv auf dem Acker oder anderen ökologischen Projekten
  • Erlebe nachhaltigen Gemüseanbau und gesunde Ernährung aus eigener Produktion

Kürbis- und Karottenernte in den Ferien

In der letzten Ferienwoche haben wir besonders auch die Familien eingeladen bei der Ernte zu helfen. Dran waren die Karotten und Kürbisse. In 2 Stunden waren 4 Erwachsene und 5 Kinder Erntehelfer. „Viele Hände, rasches Ende!“, so Jan, unser Gärtner.

Die Karotten haben mit ihren verschlungenen Formen für Begeisterung gesorgt und die Kinder waren stolz, wenn sie ein besonders dickes Exemplar aus der Erde zogen. Außerdem haben wir bunte Raupen – vermutlich vom Schwalbenschwanz-Schmetterling – gefunden und in einzelnen Rettungsaktionen zu anderen Karottenpflanzen gebracht.

Die Kürbisernte war direkt eine Schatzsuche. Die verschiedenen Sorten (Butternut, Hokaido, Sweet Dumpling und Reste vom Rondini) verstecken sich unter dem dichten Blätterdach. So staksen wir durch das Grün und finden alle paar Schritte einen Kürbis. Die bleiben auf dem Acker zu Sortenhaufen sortiert zum trocknen.

Was für ein Erlebnis!

Dem Boden auf den Grund gehen. Wie die SOLAWI ihren Boden kennen lernt.

Am Samstag 29.7.2023 analysierten Interessierte gemeinsam mit einer Bodenkundlerin Ruth Mahla den SOLAWI Isartal Ackerboden. Weitere Termine sind in Planung, auch zum Thema Humus und Kompost.

Der Boden ist die wichtigste Ressource für den Ackerbau. Die erfahrene Bodenkundlerin und Gartenpädagogin Ruth Mahla („BODEN.KENNEN.LERNEN“) führte im Workshop durch die Bodenuntersuchung mit den einfachen Mitteln im Bodenkoffer. Die erlernten Methoden lassen sich auch im eigenen Garten anwenden:

  • Wir schärfen unsere Sinne für den Zustand unseres Bodens.
  • Wie hängen Probleme bei der Bewirtschaftung mit dem Boden zusammen?
  • Welches Gemüse braucht welchen Boden?
  • Wie erkennt man den Zustand des Bodens und wie kann ich die Qualität des Bodens verbessern oder halten?
  • Wie viel muss ich meinen Boden gießen?
  • Was erzählt die Zusammensetzung des Bodens über seine Geschichte?

Unsere Bodenstruktur haben wir z.B. in einem Filter und einem Versickerungsring getestet und herausgefunden, dass wir auf dem Acker eine gute Bodenstruktur haben. Es könnte noch etwas mehr Humus im Boden eingelagert sein aber ansonsten haben wir wirklich Glück gehabt mit unserem Acker, und das trotz konventioneller Landwirtschaft vor uns. 

Jeder, der Boden bewirtschaftet, kann durch besseres Bodenverständnis sehr viel zu seinem Schutz und Gesundung beitragen, und damit auch etwas für Klima- und Biodiversität in seiner Region tun. 

Bodenbeobachtungen im Acker-Alltag

Klar, wer auf’s Feld kommt, der hat sofort mit dem Boden zu tun: Wie riecht’s denn hier? Sinkt man bei jedem Schritt ein, oder ist der Boden hart und Trocken? Wie viele große Steine müssen wir beim Einpflanzen zur Seite räumen? Und und und..

In der SOLAWI wollen wir Regenerative Landwirtschaft betreiben, dass heisst, dass wir die Lebewesen, die im Boden leben – von Regenwürmern bis hin zu Bakterien und Pilzen – hegen und pflegen. Denn ein gesundes vielfältiges Bodenleben baut aus den Mineralien (Sand, Schluff und Ton) und dem Humus (Organische Anteile) eine stabile und gleichzeitig poröse Bodenstruktur auf. Man nennt dass Lebendverbauung. 

Je besser die Bodenkrümelstruktur, um so mehr Wasser und Luft kann der Boden aufnehmen und um so besser Nährstoffe halten und zur Verfügung stellen. 

Wir beobachten das Wetter und freuen uns, wenn der Boden nach einer Durststrecke wieder genug Regenwasser bekommt und genug Zeit es auch aufzunehmen. Zu viel des guten Wassers führt sonst auch wieder zu Nährstoff-Auswaschung und Luftmangel. Ein guter Grund für unsere Agroforstwirtschaft. Denn die Bäume und Sträucher helfen dem Boden unter anderem das Wasser aufzunehmen und zu halten. Außerdem fördert es das Bodenleben, dass z.B. hilft, den Boden zu durchlüften.

„Endlich haben wir wieder genug Bodenfeuchte für die Pflanzen in allen Bodentiefen. Die kommenden Tage ist zwar sehr viel Regen angesagt. Aber der Boden kann auch noch locker 50 l/qm  aufnehmen… Wenn es allerdings viel mehr wird, wird es wieder ungesund…

Dieter S.
Stationsgrafik Bodenfeuchte vom 31.07.2023, Deutscher Wetterdienst

Nicht zu Letzt achten wir sehr genau darauf, was unsere Anbaumethoden „bringen“. Wir experimentieren aktuell mit der Dammkultur und nutzen den Turiel-Pflug für eine schonende Bodenbearbeitung. Damit aber nicht genug: Im Juli 2023 haben wir einige Pflanzreihen mit verschiedenen Anbaumethoden nebeneinander angelegt, um so den direkten Vergleich zu haben. Die Unterschiede werden z.B. bemerkbar sein, wie die Pflanzen unterschiedlich wachsen, das Wasser halten, wie sich das Bodenleben entwickelt, aber auch wie leicht die Pflege und Ernte von der Hand geht.

Zum Vergleich von Anbaumethoden: In der Mitte zwei Reihen Dammkultur mit 90er Dämmen (wie bisher in diesem Jahr), rechts drei Reihen Dammkultur mit 60er-Dämmen und 50% mehr Pflanzen, links ebenfalls 50% mehr Pflanzen, aber vierreichig mit mehr Abstand in der Reihe auf einem Flachbeet (statt Dammkulur). Bild: Estelle

Weitere Infos zu unserem Acker-Boden findest du hier in der Bodenkundlichen Bewertung.

29.07.2023, 15:00 Uhr: Was uns der Boden verrät. DIY-Workshop mit Bodenkundlerin auf dem SOLAWI Isartal Acker

Am Samstag 29.7.2023 von 15.00 bis 18.00 Uhr gibt es auf dem Acker der SOLAWI Isartal die Möglichkeit den Ackerboden gemeinsam mit einer Bodenkundlerin zu analysieren und kennen zu lernen. Das Wissen über die Bodenanalyse kann auch im eigenen Garten angewandt werden.

Kosten: 10 Eur

Begrenzte Teilnehmer*innenzahl!
Anmeldung bei ella.von.der.haide@gmail.com 

Der Boden ist die wichtigste Ressource für den Ackerbau. Mit der erfahrenen Bodenkundlerin und Gartenpädagogin Ruth Mahla („BODEN.KENNEN.LERNEN“) lernen wir unseren Ackerboden besser kennen. Sie führt im Workshop durch die Bodenuntersuchung mit den einfachen Mitteln im Bodenkoffer. Die erlernten Methoden lassen sich auch im eigenen Garten anwenden:

  • Wir schärfen unsere Sinne für den Zustand unseres Bodens.
  • Wie hängen Probleme bei der Bewirtschaftung mit dem Boden zusammen?
  • Welches Gemüse braucht welchen Boden?
  • Wie erkennt man den Zustand des Bodens und wie kann ich die Qualität des Bodens verbessern oder halten?
  • Wie viel muss ich meinen Boden gießen?
  • Was erzählt die Zusammensetzung des Bodens über seine Geschichte?

Jeder, der Boden bewirtschaftet, kann durch besseres Bodenverständnis sehr viel zu seinem Schutz und Gesundung beitragen, und damit auch etwas für Klima- und Biodiversität in seiner Region tun. 

Zwei Stunden sind reine Workshop-Zeit, anschließend bleibt die Referentin gerne für weitere Fragen, Erfahrungsaustausch und einen Umtrunk da.

Die Veranstaltungen findet bei jedem Wetter statt.  

Ort: SOLAWI Isartal -Acker auf GoogleMaps

Bild: Ruth Malah

Die Turiel-Dammkultur

Oft fällt in Bezug auf die bodenschonende Bearbeitung unseres Ackers der Begriff „Turiel-Pflug“. Was steckt dahinter?

Wir nutzen auf dem Acker in diesem Jahr zum ersten Mal ein von Julien Turiel entwickeltes Anbausystem für Dammkultur, welches ein spezielles Bodenbearbeitungsgerät (der Turiel-Rahmen) als Basis hat, an dem verschiedene Werkzeuge angebaut werden können. Ein solches Gerät wird uns zur Zeit zum Testen als Leihgabe von Tom Braun, unserem Kooperationspartner aus Letten und Weidenkam zur Verfügung gestellt.

Nutzpflanzen auf Dämmen anzubauen hat eine lange Tradition und wird in Südländern immer noch häufig praktiziert. Auch bei uns werden z.B. Kartoffeln meist in Dämmen kultiviert. Außerdem gibt es auch in unseren Breiten immer mehr Landwirte und Gemüsebauer (z.B. Tom Braun), die ihre Betriebe auf Dammkultur umgestellt haben, mit oft erstaunlichen Ergebnissen.

Was ist die Turiel-Dammkultur?

Julien Turiel ist in Spanien aufgewachsen, wo in seinem Umfeld Dammkultur betrieben wurde. Als Landwirt und Metallbaumeister hat er die sogenannte Turiel-Dammkultur entwickelt, die er nach Deutschland gebracht hat und seit 25 Jahren mit seinem Sohn weiterentwickelt und vertreibt.

Ein auffälliges Merkmal des Turiel-Rahmens ist, dass er mit besonderen Zinken (genannt: Grindel) bestückt wird, die zwischen den Dämmen gefahren werden und eine fixe Spur im Boden hinterlassen, in die sie bei wiederholtem Fahren immer wieder hineinfinden und somit eine exakte Bodenlockerung sehr nahe an der Kulturpflanze möglich wird.

Mit dem sogenannten Turiel-Gerät kann man Dämme in unterschiedlich breiten Abständen formen. Außerdem kann man mittels entsprechend angebauten Werkzeugen die Dämme während der Kultursaison hacken oder striegeln, sodass die Dämme und Zwischenräume immer eine gelockerte Oberfläche haben und weitgehend unkrautfrei gehalten werden können.

Vorteile der Dammkultur

Der Vorteil der Dammkultur gegenüber der Beetkultur besteht in unseren Breiten wohl hauptsächlich darin, dass die Bodenoberfläche vergrößert ist und dadurch mehr Oberboden durchlüftet wird. Außerdem erwärmen sich die Dämme im Frühjahr schneller als flacher Boden, was bei frühen Kulturen ein schnelleres Wachstum generiert.

Der Boden wird nicht gewendet, sondern es wird immer nur die obere Humusschicht auf die Dämme gehäufelt, sodaß die Dämme gegenüber den „Tälern“ tendenziell eine erhöhte Bodenqualität erhalten. Wenn man die Dämme mehrjährig anlegt, bleibt die Bodenschichtung in den Dämmen die Gleiche, was für einen langfristigen Aufbau der Bodenstruktur und -belebung durch die Bodenorganismen vorteilhaft ist.

Mehr durchlüftete Oberkrume und eine erhöhte Erwärmung haben zur Folge, dass sowohl die Pflanzenwurzeln als auch das Bodenleben bessere Wachstumsbedingungen vorfinden. Das Bodenleben kann dann Stickstoff und andere Nährstoffe aus dem Boden mobilisieren und den Pflanzen verfügbar machen.

Ein schnelleres Abtrocknen der Dämme in Nässeperioden kann als Vorteil angesehen werden, ein schnelleres Austrocknen in Trockenperioden, speziell in leichten Böden, wiederum als Nachteil.

Dieses Frühjahr stand unser Acker wegen der andauernden Niederschläge teilweise unter Wasser, wobei die Pflanzen auf den Dämmen glücklicherweise vor dem Ertrinken gerettet werden konnten.

Bei allen Vorteilen darf allerdings nicht vergessen werden, daß die durch die Dammkultur vermehrte Aktivierung des Bodenlebens dazu führt, daß der im Boden vorhandenen Humus schneller abgebaut wird als im Flachanbau, was durch verstärkte humusaufbauende Maßnahmen ausgeglichen werden muß.

Es grüßt die Ackergruppe

Was blüht uns da? Ackerführung mit rund 50 interessierten Teilnehmenden

Am Samstag, den 24.06.2023, wurden ca. 50 Interessierte aus dem Umland über den Acker der SOLAWI Isartal geführt in Kooperation mit dem BUND Naturschutz. Der Acker der genossenschaftlich organisierten Gärtnerei befindet sich in Bio-Umstellung und versorgt derzeit ca. 150 Haushalte mit frischem Gemüse und ist Lebensraum für eine biodiverse, vielfältige Fauna und Flora.

Peter Tilmann (Vorstand) und Ella von der Haide (Aufsichtsrätin) begrüßten die rund 50 Teilnehmenden im spärlichen Schatten des Ackers. Anwesende ehrenamtliche Enthusiasten, die das gemeinwohlorientierte Projekt voran bringen, wurden vorgestellt und die gute Sache der SOLAWI Isartal erläutert.

„Wir sind Teil einer Agrarwende. Das heißt, dass unser Gemüse regional unter fairen und nachhaltigen Bedingungen erzeugt wird. Das Projekt kann in alle Richtungen weiter wachsen.“, erklärt Peter und zeigt auf die Wiesenhügel rund um den SOLAWI-Acker. „Wir haben Vorbildfunktion.“ Mit dem Ansatz einer regenerativen Bodenbearbeitung mit speziellem Gerät, Handarbeit und speziellen Anbaumethoden leistet die SOLAWI Isartal sogar Pionierarbeit.

Auch die ehrenamtliche Arbeit wird gewürdigt, wenn der derzeit einzige angestellte Gärtner, Jan Willenbrock, hervorhebt: „Ich bin froh um den Einsatz und Austausch mit den erfahrenen Landwirten aus den Mitgliedsreihen und die helfenden Hände der Ehrenamtlichen. Wenn ich das alleine machen müsste, dann sähe das nicht so gut aus.“ Und tatsächlich sprießen und wachsen die Gemüsesorten in langen, wechselnden Damm-Reihen, die dem Bodenleben zuträglich sind. Walter, einer der federführenden ehrenamtlichen Planer und Umsetzer auf dem Feld, beantwortet neben dem Gärtner die guten Fragen der Besucher mit fundiertem Fachwissen. Wie wird gearbeitet? Wie wird gegossen? Wie wird gedüngt? Es gibt einen Traktor und Leihgeräte, doch es bleibt viel Handarbeit z.B. beim Unkraut Jäten. Es wird besonders gegossen, um die Jungpflanzen anwachsen zu lassen, doch wenn es soweit ist, ziehen die Wurzeln das Wasser möglichst nur aus tieferen Schichten. Gedüngt wird mit Mulch-Methoden mit eigenem Heu und mit biologischer Biomasse, die sehr Punktgenau an die Pflanzen gebracht wird. Gespritzt gegen wird nur bei Bedarf sehr zurückhaltend mit einer Bakterienlösung. Die Biozertifizierung steht bevor, doch welches Label man sich aneignen wird, ist noch in Diskussion. In einer Genossenschaft sprechen eben alle mit.

Ella von der Haide hebt hervor, wie wichtig die Biodiversität auf dem Acker genommen wird. Das Bodenleben wird gepflegt und gefüttert, rund um sind alte Apfelsorten, Hecken und Blühstreifen für die Artenvielfalt gepflanzt, Steinhaufen geben Reptilien Schutz und der Rotmilan und andere Greifvögel ziehen interessiert Kreise über dem Acker.

Die Begeisterung für die Zusammenhänge der Landwirtschaft soll weitergegeben werden. So fordert Eva, die für die Webseite der Genossenschaft verantwortlich ist, dass Veranstaltungen und die inhaltliche Auseinandersetzung mit den ökologischen Themen weiter vorangetrieben werden. Sie hat auch ihren Sohn dabei, der während des Vortrags frech immer wieder Gurkenstücke einfordert. Apropos Gurke: Peter betont, dass die Gurke im Supermarkt mehrere Tage Lagerung von der Ernte bis zum Verkauf hinter sich hat. Das Gemüse der SOLAWI-Kiste findet seinen Weg innerhalb von ein, zwei Tagen. „Die Qualität und Frische bekommt man woanders kaum. Und man weiß genau unter welchen Bedingungen das Gemüse gewachsen ist und wer es geerntet hat.“ Was nicht am Freilandacker wächst, kommt aus den Gewächshäusern der Demeter-Gärtnerei Weidenkam, die in enger Kooperation mit der SOLAWI Isartal arbeitet.

Nach der Vorstellungsrunde laufen die Besucher in drei Gruppen noch lange über die Felder und lassen sich von der Atmosphäre des Ackers mit Bergpanorama begeistern. So löst sich die Gesellschaft erst nach fast 3 Stunden auf. Ein wunderschöner Acker-Tag mit freundlichem Sonnenschein und der Hoffnung, dass eine andere Landwirtschaft und Ernährungssystem möglich sind. Es darf von allem mehr werden: mehr Förderer, mehr angestellte Gärtner*innen, mehr Bildungsprojekte, mehr Gemüse-Abos. Aber wir stehen ja auch noch am Anfang. Wir danken allen Organisator*innen, Kommunikator*innen, Mitwirkenden, Interessierten und Besucher*innen.

Humus ist nicht gleich Humus – Teil 3

In dieser dreiteiligen Serie berichtet Dieter über unser schwarzes Gold, den Humus. Im ersten Teil fragen wir uns: was ist das eigentlich genau? Im zweiten Teil geht es um die Humusfördernden Maßnahmen auf dem SOLAWI Isartal Acker. Im dritten Teil fragen wir nach den CO2-bindenden Eigenschaften des Humus.

Humusaufbau zur CO²-Speicherung

Da ein Humusaufbau in Ackerböden einen erheblichen Beitrag leisten könnte, CO² aus der Atmosphäre zu entnehmen und im Boden zu speichern, wird zunehmend über entsprechende Maßnahmen diskutiert.

Es werden Zertifikate ausgestellt, die eine Festlegung von CO² dokumentieren und z.B. Unternehmen, die viel CO² ausstoßen, die Möglichkeit geben, durch den Kauf solcher Zertifikate ihren Ausstoß “kleinzurechnen“ und sich z.B. als CO²-neutrale Unternehmen darzustellen.

Dabei spielen Fragen über die Möglichkeit einer realistischen Dokumentation eines Humusaufbaus bzw. über die Stabilität bzw. Langlebigkeit eines aufgebauten Humusgehaltes eine bedeutende Rolle. Hier ist noch vieles unklar und es gibt großen Diskussionsbedarf.

Schwierigkeiten bei der Messung des Humusaufbaus

Bei der üblichen Messung des Humusgehaltes im Labor wird der organisch gebundene Kohlenstoffgehalt (von allen Teilchen, die durch ein 2 mm-Sieb passen) des Bodens bestimmt, der multipliziert mit einem Umrechnungsfaktor von 1.724 den Gesamthumusgehalt ergibt, wobei nicht zwischen Dauer- oder Nährhumus unterschieden wird (siehe dazu Teil 1). Die Umrechnung beruht auf der statistischen Annahme, dass Humus durchschnittlich 58% Kohlenstoff enthält, was allerdings schwankungsanfällig ist.

Humusaufbau in Jahresabständen zu messen und zu dokumentieren, ist kaum möglich, da die jährlich mögliche Erhöhung im besten Fall 0,1% beträgt, die Fehlerquote durch Probenahme und Labortechnik jedoch in ähnlicher Größenordnung liegt.

Auf einer Ackerparzelle kann der Humusgehalt an verschiedenen Stellen nicht selten um mehr als 0,5% schwanken. Außerdem gibt es auch erhebliche Schwankungen des Gehaltes im Laufe eines Jahres.

So kann man feststellen, dass wir relevante Aussagen über ein eventuelles Ansteigen des Humusgehaltes frühestens nach Ablauf von ca. 10 Jahren treffen können, und das auch nur, wenn wir häufig testen und bei den Probenahmen sehr auf repräsentative Qualität achten. Aber auch wenn eine CO²-Speicherung durch Humusaufbau dokumentiert werden kann, bleibt die Frage im Raum, was mit dem gespeicherten CO² passiert, wenn irgendwann der Landwirt oder Gärtner keine intensiven humusaufbauenden Maßnahmen mehr ergreift.

Wird der erhöhte Humusgehalt wieder abgebaut, geht das gespeicherte CO² wieder in die Atmosphäre zurück, oder wieviel von dem gespeicherten CO² bleibt langfristig im Boden gespeichert?

Hier sind sich Wissenschaftler uneinig, was die Zertifizierung von CO²-Speicherung im Boden zumindest derzeit als fragwürdig erscheinen lässt.

Artenvielfalt fördern über und unter der Erde

Heute haben wir entlang der Nordseite unseres Ackers bei Münsing auf 500qm einen Blühenden Bienensaum und eine artenvielfältige Wiese gepflanzt. Ziel ist die Artenvielfalt auf unserem Acker zu erhöhen und dadurch viele Nützlinge über und im Boden einzuladen bei uns zu wohnen und sich gemeinsam mit uns um die Gesundheit unserer Gemüsepflanzen zu kümmern.

Finanziert zu 75% durch das Amt für ländliche Entwicklung. Danke!

Wir haben erst das Gras oberflächlich gekreiselt, dann abgerecht und anschließend die Samen angewalzt. Beim nächsten Regen sollen die Samen keimen. Das bringt uns dem Artenschutz ein Stückchen näher. Im August kommen nochmal 300 qm dazu. Wir werden die Wiesen dann 1 bis 2 mal im Jahr mähen und wir hoffen, dass sich die Arten auch in die anderen Wiesenstücke verbreiten werden.

Wir wollen die Vielfalt der Pflanzen auf unserem Acker  und dadurch die Vielfalt der Nützlinge (Insekten, Bakterien, Einzeller, Pilze, Würmer … ) unter und über der Erde erhöhen, um so weniger Schädlinge und Krankheiten in unseren Kulturen zu haben.

Mit unserem Heu mulchen wir unsere Pflanzen. Dadurch wird der Boden geschützt, der Humus aufgebaut, das Bodenleben genährt und Beikräuter unterdrückt. Bei der Arbeit beobachten uns die Vögel, wie der Rotmilan, Bussarde, Falken und Raben.

Eine gemeinsame Pause musste natürlich auch sein. Geholfen haben Ella, Jan, Peter, Hans-Werner, Walter und Dieter. Bernd hat unseren Parkplatz gemäht. DANKE an alle!