Humus ist nicht gleich Humus – Teil 1

In dieser dreiteiligen Serie berichtet Dieter über unser schwarzes Gold, den Humus. Im ersten Teil fragen wir uns: was ist das eigentlich genau? Im zweiten Teil geht es um die Humusfördernden Maßnahmen auf dem SOLAWI Isartal Acker. Im dritten Teil widmen wir uns der CO2-bindenden Eigenschaften des Humus.

Was ist eigentlich Humus und wieviel Humus braucht ein gesunder Boden?

Wenn wir vom Humus in einem Boden reden, meinen wir den Anteil der organischen Substanz im Boden. Der Rest der Bodens besteht in der Regel aus mineralischen Bestandteilen, die in unterschiedlichen Teilchengrößen (Sand-Schluff-Ton) vorliegen und ihren Ursprung zumeist in dem unterliegenden Gestein haben, aus dem sie über Jahrtausende gebildet wurden.

Die organische Substanz besteht aus allen pflanzlichen und tierischen Teilen und deren Abbauprodukten. All diese Teile bestehen im Grunde aus energiereichen Kohlenstoffverbindungen, die ursprünglich über die Fotosynthese (CO² aus der Luft + H²O + Sonnenlicht) durch grüne Pflanzen assimiliert wurden.

Deshalb können wir den Humusgehalt eines Bodens durch das Messen des Kohlenstoffgehaltes bestimmen.

Grundsätzlich beschreibt man zwei Arten von Humus: Den Dauer- und den Nährhumus, wobei dies nur eine grobe Einordnung ist, denn eine klar definierte Abgrenzung zwischen diesen beiden ist nicht möglich, weil wir es mit lebendigen und dynamischen Prozessen zu tun haben.

Dauerhumus

Der Dauerhumus ist eine Art Endprodukt der äußerst komplexen biologischen Abbauvorgänge von organischer Substanz durch die riesige Anzahl vielfältiger Bodenorganismen(z.B. Regenwürmer, Springschwänze, Bakterien, Pilze) und  besteht hauptsächlich aus stabilen Ton-Humus-Komplexen. Die Höhe des Dauerhumus ist sehr konstant, weitgehend boden- und standortspezifisch und ist kaum oder nur sehr schwer veränderbar. Sie hat sich also in der Regel langfristig auf Grund der Bodenart und der klimatischen Situation eingestellt. Sandböden können z.B. nur wenig Dauerhumus (meist weniger als 1%) enthalten, während tonhaltige Böden wesentlich höhere Werte (meist 2-4%) aufweisen können. Sogenannte „Schwarzerdeböden“ können noch viel höhere Gehalte haben.

Nährhumus

Der Nährhumus beinhaltet alle Stadien des Verrottungsprozesses von organischer Substanz (im Boden eingearbeitete Blätter- oder Erntereste, lebende und abgestorbene Wurzeln, Macro- und Microorganismen, Abbauprodukte aus dem Bodenleben etc). Dieser Teil des Humus unterliegt dauernden Umwandlungsprozessen, wobei der enthaltene Kohlenstoff zum großen Teil schrittweise von den Bodenorganismen “veratmet“ wird und weitgehend als CO², Methan oder Lachgas in die Atmosphäre entweicht. Die ursprünglich in der organischen Substanz enthaltenen Mineralstoffe bleiben übrig (Mineralisation) und stehen den Pflanzen als Nährstoffe zur Verfügung oder werden in den Unterboden oder das Grundwasser verlagert bzw. ausgewaschen.

Als grober Anhaltspunkt kann gesagt werden, daß im Durchschnitt nur ca 10% der zugeführten organischen Substanz letztlich zum Aufbau von Nähr- oder Dauerhumus zur Verfügung steht.

Der Rest wird zur Energielieferung für das Bodenleben verbraucht.

Wie oben erwähnt, ist der gemessene Humusgehalt nur ein Überbegriff für die Menge an organischer Substanz  im Boden. Ob es sich dabei um nur leicht verrottete Erntereste, Gras oder Wurzelreste handelt oder ob es hauptsächlich Zwischenprodukte des Verrottungsprozesses sind, die gemessen werden, oder inwieweit sich schon in größerem Maße wertvolle Humusstrukturen (z.B. sogenannte Lebendverbauungen: Verklebungen von Bodenteilchen durch Abfallprodukte der Microorganismen) oder stabile Ton-Humuskomplexe gebildet haben, gibt es keine Aussage.

Humus ist also nicht gleich Humus. Bei einer Bodenbewertung sollte also neben dem Humusgehalt auch die Zusammensetzung und Qualität des Humus berücksichtigt werden.

Die stabilen oder auch weniger stabilen Humusstrukturen sind es letztlich, die für die Qualität der Bodenstruktur (Krümelstruktur) verantwortlich sind.
Außerdem besitzen sie eine außerordentlich hohe Quellfähigkeit und können wie ein Schwamm sehr viel Wasser speichern. Zudem haben sie eine äußerst große Oberfläche, an der sich Nährstoffe binden bzw. ausgetauscht werden können.

Alle lebenden Organismen wie die Pflanzenwurzeln, Regenwürmer, Insekten, Bakterien und Pilze bilden in einem gesunden Boden ansich schon eine enorme Biomasse, wobei es unter anderem bedeutsam ist, in welcher Tiefe der Boden belebt ist. Je vollständiger und tiefer der Boden mit Pflanzenwurzeln, Regenwurmgängen und Pilzhyphen durchdrungen ist, desto mehr sind die Nährstoffe auch aus tiefen Bodenschichten für die Pflanzen verfügbar und desto besser wird auch die  Bodenstruktur sein.

Je nach Tiefgründigkeit, Bodenart, Verdichtungsgrad und Bewuchs des Bodens kann die belebte Bodenschicht zwischen 30 und 300cm dick sein. 

Von Apfelblüten und Edelreis

Die SOLAWI Isartal hat eine Fallobstwiese in Schäftlarn und auf dem eigenen Acker angelegt und pflegt diese jetzt. Diesen Mai wurden die Bäumchen nun veredelt.

Die Fallobswiese in Schäftlarn Mai 2023

Wie werden Obstbäume veredelt?

Das Veredeln ist ein Sonderfall der vegetativen Vermehrung: Zwei Pflanzen werden zu einer verbunden, indem man ein sogenanntes Edelreis oder Edelauge auf eine Unterlage (Wurzel mit Stammstück) setzt. Welche Apfelsorte man erntet, hängt also vom verwendeten Edelreis ab. (Quelle: Mein-schöner-Garten.de)

Vorfreude auf die alten Apfelsorten

Herzlichen Dank für die nun erledigte Veredelung durch unseren kooperierenden Obstbauern Oli. Die in den nächsten Jahren heranreifenden Früchte sind folgende Sorten:

  • Alkmene
  • Falchs Gulderling
  • Gustavs Dauerapfel
  • Holsteiner Cox
  • Jakob Fischer
  • Kanada Renette
  • Korbiniansapfel
  • Königin-Sophien-Apfel
  • Luxemburger Renette
  • Napoleon Apfel
  • Piemonteser
  • Rodauner Goldapfel
  • Roter Bellefleur
  • Wiltshire
  • Winston
  • Wintergravensteiner
  • Winterhimbeerapfel
  • Zabergäurenette

Übrigens hat unser Vorbild schon Früchte getragen. Da wir im Dezember ein Loch zu viel ausgehoben hatten, hat ein Nachbar die Chance ergriffen und noch eine Kirsche dazu gespendet. Danke sehr!

Gut Ding will Weile und Pflege haben

So eine Fallobstwiese hat Tradition und ist recht pflegeleicht. Aber ein bisschen was muss schon getan werden. So müssen diesen Frühsommer zum Beispiel die Baumscheiben durchhackt werden, so dass der Apfelbaum keine Konkurenz durch nachwachsende Pflänzchen bekommt. Eine Arbeit, die die Genossenschaft druch Ehrenamtliches Engagement und Freude an der Gärtnerei stemmt.

Das Abenteuer der Ackerumstellung Teil 3

Wie wir bei der SOLAWI lernen, Regenwürmer zu füttern

In drei Teilen nimmt das Acker-Team euch auf unser gemeinsames Abenteuer der Ackerumstellung von konventionell zu biologisch mit. Im ersten Teil berichtet das Team, wie sie den Acker vorgefunden und im ersten Jahr ihre Erfahrungen gemacht haben. Im zweiten Teil werden der Boden und die Zusammenhänge von seinen Bewohnern und den Inhaltsstoffen beschrieben. Jetzt lasst uns direkt ansehen, wie die konkreten Anbaumethoden aussehen, die gut für unseren Boden sind.

Wir werden zum Beispiel dieses Jahr (2023) im Rahmen der Förderung des Amtes für Ländliche Entwicklung eine artenreiche Blumenwiese pflanzen auf 900 Quadratmetern zwischen den Apfelbäumen, in der viele verschiedene heimische Kräuter und Gräser vorkommen. Diese Pflanzen wurzeln unterschiedlich tief und bereichern dadurch das Bodenleben, sie können auch Nährstoffe aus anderen Bodenschichten aktivieren. Zum Beispiel Luzerne und Bibernelle kommen mit ihren Wurzeln 3 Meter tief in den Boden.
Dadurch, dass wir das Mähgut dann auf anderen Flächen ausbringen, werden sich diese Kräuter und Gräser dann auch weiter verbreiten. Zum Beispiel auf den Wiesenflächen hinter und unter den Hecken.

Um zu leben und wirksam zu sein, braucht das Bodenleben Energie in Form von energiereichen Kohlenstoffverbindungen (z.B. Zucker, Zellulose etc.), welche, wie fast alles organische Material, von Pflanzen durch Fotosynthese mit Hilfe des Sonnenlichtes hergestellt werden.
Wir “füttern“ also das Bodenleben durch den gezielten Anbau von vielfältigen Pflanzen. Die kontinuierlich absterbenden Feinwurzeln dienen als “Nahrung“. Außerdem schicken die Pflanzen verschiedene Stoffe (z.B. Zuckermoleküle) über die Wurzeln in den Boden, um das Bodenleben zu ernähren, damit dieses wiederum Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar macht.

Ein weiteres “Futter“ stellen wir durch Mulchen mittels “Transfer-Heu“ von einer Grünfläche zur Verfügung, welches sich das Bodenleben schrittweise “einverleibt“ und umwandelt. Das Mulchen schützt außerdem vor Austrocknung und Erhitzung der Böden, was für uns von besonderer Bedeutung ist, da wir leider nur äußerst begrenzte Möglichkeiten haben, die Kulturen zu begießen. Wir haben in einem ersten Schritt vorgesehen, 30% der Ackerfläche weiterhin als Kleegras zu belassen und dieses Gras 3 bis 4 mal im Jahr zu mähen, um daraus Heu oder Silage zu gewinnen, welche wir dann auf den Gemüseanbauflächen ausbringen werden. Dafür haben wir jetzt schon eine Mähmaschine, einen Heuwender und Heuschwader gekauft. Die Heuballen werden wir dann vom Maschinenring pressen lassen, so dass wir das Heu lagern können bis wir es brauchen.

Wie wir jetzt im Einzelnen auf unserem Acker die verschiedenen Maßnahmen einsetzen, hängt von vielen Faktoren ab. Dabei spielt natürlich eine Rolle, wie wir eine Fruchtfolge planen, welche Kulturen wir in welcher Reihenfolge und auf welchen Beeten bauen, welche Bodenbarbeitung wir zu welchem Zeitpunkt durchführen, wieviel Arbeitskräfte und welche Maschinen zu welchen Zeiten verfügbar sind etc. Die jeweilig Vorfrucht oder z.B. die Wetterbedingungen spielen dabei natürlich auch immer eine Rolle.

Im Moment planen wir z.B. auf einer Fläche, die mit frühen Kulturen wie zum Beispiel erste Salate bepflanzt sind, nach der Ernte im Juli gleich wieder ein artenreiches Kleegras einzusäen. Dieses wird dann im Rest vom Jahr und im Folgejahr Stickstoff für uns binden und Pflanzenmasse bilden. Unter die Kohlpflanzen werden wir, noch während sie wachsen, auch artenreiche Untersaaten einsäen, so dass der Boden rechts und links vom Kohl bedeckt ist und das Bodenleben genährt wird.

Wir haben uns in der diesjährigen Anbauplanung entschieden, unseren neuen Schlepper und den von der Gärtnerei Weidenkam geliehenen Damm-Kultivator (Turielpflug) zu nutzen und die Kulturen auf Dämmen (90cm Abstand und ca. 20cm hoch) anzubauen. Dies verspricht eine erhöhte Durchlüftung und damit einhergehende Aktivierung des Bodenlebens mit all den beschriebenen Vorteilen. Die Herausforderung bei diesem System ist, daß die Gefahr besteht, daß durch die Aktivierung mehr Humus ab- als aufgebaut wird.

Wir achten deshalb noch mehr auf humusaufbauende Maßnahmen wie Dauerbegrünung, Zwischenfruchtanbau, Mulchen etc. Wir werden zum Beispiel auch die Täler zwischen den einzelnen Dämmen mit artenreichen Mischungen bepflanzen, die immer Leguminosen (Stickstoffsammler), aber teilweise auch Blühpflanzen für die Insekten beinhalten.
Eine Vision ist, den Boden und das Bodenleben durch die beschriebenen Maßnahmen in 3-5 Jahren so weit aufzubauen, daß wir schrittweise immer weniger und irgendwann vielleicht gar keinen Handelsdünger von außen mehr zuführen müssen, und wir dennoch hohe Erträge mit hochwertigem Biogemüse ernten können. Im Moment düngen wir noch mit einem Bio-Dünger pflanzlicher Herkunft.

Eine größere Herausforderung, der wir im Moment begegnen, ist der Umbruch des 1,5-jährigen Kleegras auf denjenigen Flächen, die wir dieses Jahr mit Gemüse bebauen wollen.
Wir unterschneiden die Grasnarbe mit speziellen Werkzeugen, die an dem Turielpflug angebaut werden, den wir wiederum am Schlepper angehängt haben. Hier braucht es mehrere Arbeitsgänge. Nach ein paar Tagen des Abtrocknens wird das aufgerissene Kleegras mit einer aus der Gärtnerei Weidenkam geliehenen Kreiselegge weiter gelockert und die Erde aus dem Wurzelwerk abgeklopft, sodaß es weiter abtrocknen kann und nicht mehr anwurzelt. Das nun abgestorbene organische Material kann jetzt oberflächlich in die zu bildenden Dämme eingarbeitet werden und als Nährstofflieferant für Pflanzen und Bodenleben dienen.

Ihr seht also, die Sache wird spannend, und es gibt unendlich viel zu erforschen und zu entdecken. Allerdings gibt es auch eine Menge zu tun.

Jeder in der Genossenschaft ist eingeladen, sich durch Nachfragen, Mithelfen oder Einbringen von Know How oder auch durch finanzielle Zuschüsse (wir brauchen noch Maschinen und Geräte) an dem Abenteuer zu beteiligen. Wir können jede Hilfe gebrauchen, vor allem, solange wir noch keinen professionellen Gärtnerin in Vollzeit gefunden haben.

Dieter, Ella und Walter – Mitglieder Ackergruppe

Das Abenteuer der Ackerumstellung Teil 2

Wie wir in der SOLAWI einen nachhaltigen Weg suchen

In drei Teilen nimmt das Acker-Team euch auf unser gemeinsames Abenteuer der Ackerumstellung von konventionell zu biologisch mit. Im ersten Teil berichtet das Team, wie sie den Acker vorgefunden und im ersten Jahr ihre Erfahrungen gemacht haben. Die Bodenproben zeigten, wie der Zustand des Bodens ist.

Wie sieht ein gesunder Boden aus?

Bodengesundheit bedeutet z.B., dass der Boden gut und tiefgründig durchwurzelt ist, dass es möglichst keine Verdichtungen gibt und die Erde eine gute Bodenstruktur (Durchlüftung, Wasserhaltefähigkeit) mit möglichst viel Dauerhumus aufweist und ein hochdiversifiziertes, aktives Bodenleben in sich trägt. Vorbild für einen gesunden Boden in unserer Region wäre z.B. ein ungestörter Mischwaldboden.

Wohin geht die spannende Reise jetzt?

Der wichtigste Schlüssel zum Aufbau eines gesunden Bodens liegt im Unterstützen des Bodenlebens. Das sollte die Basis aller Anbauplanung sein. Dazu braucht es ein ausgeklügeltes System von unterschiedlichen Maßnahmen, mit denen wir in Zukunft experimentieren wollen.

Solche Maßnahmen sind:

  • Ganzjährige, permanente Begrünung: Diese dient zuallererst der konstanten Durchwurzelung des Bodens, was wiederum für das “Füttern“ des Bodenlebens, die Verbesserung der Bodenstruktur und einen Humusaufbau Bedeutung hat. Offene Erde wird außerdem im Sommer stark erhitzt, was das Bodenleben in der oberen Schicht einschränkt. Sie neigt zudem bei Starkregen zur Verschlemmung (Verkrustung), was eine Durchlüftung des Bodens behindert.
  • Anbau von vielen unterschiedlichen Pflanzenarten, damit die mit den verschiedenen Pflanzen assoziierten Bodenlebewesen sich nicht einseitig entwickeln und immer Patner*innen für Symbiosen finden. Auch, weil unterschiedliche Pflanzen unterschiedliche Nährstoffe verbrauchen.
  • Mulchen von Flächen zwischen und unter den Kulturpflanzen: Mulchen bedeutet, dass wir Pflanzenreste oder Gras/Heu auf den Boden legen und damit immer wieder Biomasse (Kohlenstoff und Nährstoffe) zuführen, um Nährstoffe auszugleichen, die wir mit der Ernte entnehmen und darüber hinaus das Bodenleben “füttern“. Außerdem schützen wir den Boden dadurch vor Austrocknung und können, falls gewünscht, bei dicker Auflage auch die Ausbreitung von Beikräutern zumindest teilweise unterdrücken .
  • Schonende Bodenbearbeitung: Zur Beikrautregulierung und zur Bodendurchlüftung braucht es eine Bodenbearbeitung, die wir versuchen zu minimieren, um das Bodenleben, die natürliche Bodenstruktur und z.B. Regenwurmtunnel und die Pilzgeflechte nicht zu stören.
  • Bodenverdichtung soweit wie möglich vermeiden oder minimieren. Also den Boden nur befahren, wenn notwendig.
  • Fruchtfolge, die viel Raum lässt für bodenverbessernde und humusmehrende Maßnahmen: Zwischenfruchtanbau, Gesundungsjahr, Untersaaten, jeweils mit den unterschiedlichsten und vielfältigsten Pflanzenmischungen.
  • Stickstoffsammlung durch Leguminoseneinsaat: z.B. Erbsen, Wicken, alle Kleearten, Luzerne, Lupine, Bohnen etc., welche an den Wurzeln in Symbiose mit speziellen Bakterien den Stickstoff aus der Luft einbauen und verwerten können.
  • Transfermulchprinzip: Grünflächen eines Gesundungsjahres werden gemäht und das Schnittgut auf die Kulturbeete aufgebracht.
  • Agroforstwirtschaft: Die Hecken und Obstbäume, die wir schon gepflanzt haben, wurzeln besonders tief. Sie erhöhen die Vielfalt, liefern Biomasse durch ihre Blätter und sorgen für eine bessere Wasserhaltefähigkeit.

Im Grunde geht es neben einer geschickten Bodenbearbeitung hauptsächlich um das “Füttern“ des Bodenlebens, denn letztlich findet durch dieses die Bodengesundung und das möglichst harmonische und bedarfsgerechte Zurverfügungstellen von Nährstoffen für die Kulturpflanzen statt.

Nährstoffe sind Mineralien und Spurenelemente, die wir bei der Ernte dem Acker entziehen.

In einem tiefgründigen Boden, der wie bei uns aus Sand und Lehm besteht, können in der Regel, d.h. wenn er nicht inzwischen durch Wind und Wasser erodiert wird, Mikroben über Jahrtausende die benötigten Nährstoffe aus der Bodensubstanz herauslösen und für die Pflanzen verfügbar machen. Es wird sich aus dem Untergrundgestein in solchen Zeiträumen zusätzlich weitere Bodensubstanz bilden. Durch Mulchmaterial, das wir eventuell von äußeren Quellen (z.B. Schnittgut von Landschaftsschutzflächen oder zugekauftes Stroh oder Heu vom Biobauern) einführen, können wir aber auch einen Teil der Nährstoffe wieder auf den Acker zurückführen.

Welche Rolle spielt das Bodenleben für den Boden und die Nährstoffe?

Das Bodenleben besteht aus sichtbaren Lebewesen (Regenwürmer und Millionen Käfer, Larven und sonstige Krabbeltiere) und Mikroben, die großenteils nur mit dem Mikroskop erkennbar sind (Bakterien, einem – im besten Fall – riesigen Pilzgeflecht), die in einem ungeheuer komplexen Zusammenspiel Nährstoffe aus dem Boden lösen, verarbeiten und mit den Kulturpflanzen symbiotisch kooperieren. Gleichzeitig bauen diese Lebewesen gemeinsam die Krümelstruktur der Ton-Humus-Komplexe, den stabilen Dauerhumus und somit einen feinkrümeligen Boden mit guter Durchlüftung und Wasserhaltefähigkeit auf.

Jedes Prozent mehr Humusgehalt in den oberen 30 cm des Bodens kann bis zu 400m³/ha mehr Wasser speichern. Außerdem werden mit jedem Prozent mehr Humus pro Hektar ca. 40 Tonnen CO2 aus der Luft entnommen und im Boden eingelagert. Wir bemühen uns gerade darum diese CO2-Speicherung zertifizieren zu lassen.

Die Vielfalt des Bodenlebens (Diversifikation) ist dabei ein entscheidender Faktor, was wiederum von der Vielfältigkeit des oberirdischen Bewuchses und dessen Wurzelwerkes abhängig ist. Monokulturen sind hier kontraproduktiv.

Lest im dritten Teil, die konkrete Umsetzung sinnvoller Maßnahmen und die Herausforderungen und weitere Planung auf dem SOLAWI-Acker. Die Sache wird spannend, und es gibt unendlich viel zu erforschen und zu entdecken.
Allerdings gibt es auch eine Menge zu tun.

Jeder in der Genossenschaft ist eingeladen, sich durch Nachfragen, Mithelfen oder Einbringen von Know-how oder auch durch finanzielle Zuschüsse (wir brauchen noch Maschinen und Geräte) an dem Abenteuer zu beteiligen. Wir können jede Hilfe gebrauchen, vor allem, solange wir noch keinen professionellen Gärtnerin in Vollzeit gefunden haben. Ihr erreicht das Acker-Team z.B. per E-Mail.

Das Abenteuer der Ackerumstellung Teil 1

Wie wir in der SOLAWI unserem Boden auf den Grund gehen.

In drei Teilen nimmt das Acker-Team euch auf unser gemeinsames Abenteuer der Ackerumstellung von konventionell zu biologisch mit. Freut euch auf Erfahrungsberichte aus unserem ersten Anbaujahr, fundierte Fakten zur Ökologie und landwirtschaftlichem Anbau, eine Tuchfühlung mit dem Regenwurm und unsere Planung zu Anbaumethoden auf unserem Acker.

Wir haben die Aufgabe, einen bisher konventionell bewirtschafteten Acker auf biologischen Anbau umzustellen, um hochwertiges, gesundes, Bio-Gemüse auf nachhaltige Weise zu produzieren. Dass gesundes Gemüse nur auf einem gesunden Boden wachsen kann, ist nicht schwer nachvollziehbar. Das führt uns zu der für uns grundsätzlichen Frage:

Was bedeutet nachhaltige Bodengesundheit und wie kann sie langfristig verbessert werden?

Unser Acker wurde bis 2021 konventionell bewirtschaftet, was bedeutet, dass er regelmäßig gepflügt wurde. Dadurch bildete sich eine verdichtete Pflugsohle aus, eine Barriere für die Pflanzenwurzeln im Boden mit schlechter Durchlüftung. Der Acker war mit Monokulturen (z.B. Mais oder Getreide) bebaut, wurde mit Mineraldünger und massivem Gülleeinsatz gedüngt, gegen Unkraut und Pilzbefall regelmäßig gespritzt und regelmäßig mit schweren und schwersten Maschinen (Ernte, Güllefaß etc.) befahren.
All diese Faktoren stören massiv die Entwicklung eines gesunden Bodens, der sich durch eine hohe Vielfalt der Bodenlebewesen und eine gute Bodenstruktur auszeichnet. Es ist jetzt unsere Aufgabe, eine solche Entwicklung wieder zu ermöglichen.

Wir haben eine Bodenprobe von unserem Acker in einem anerkannten Institut bestimmen lassen und einen Humusgehalt von über 3% festgestellt, was für einen konventionell bewirtschafteten Acker nicht schlecht ist. Dennoch ist es aus vielen Gründen (z.B. höhere Wasserhaltefähigkeit, bessere Bodenstruktur, CO²-Speicherung) bedeutsam, den Humusgehalt weiter zu erhöhen. Das wollen wir auf zwei Wegen machen:

  1. Wir fördern in vielfältigster Weise Pflanzen, die viele und tiefgründig Wurzeln produzieren.
  2. Wir werden Pflanzenreste und Schnittgut auf den Boden auflegen (Mulchen), denn beide sind Futter für die Mikro- und Makroorganismen, z.B. Regenwürmer, Springschwänze, Bakterien und ganz wichtig: das Pilzgeflecht im Boden.

Wir haben in Probegrabungen und mit Sonden festgestellt, dass die oberste humushaltige Schicht auf unsere Acker zwischen 30 und 50 cm dick ist. Auch das ist eine gute Ausgangssituation und das liegt wohl daran, dass der Acker in der „Talsohle“ liegt, und die Erosion eher für uns gearbeitet hat und Erde von den Nachbarfeldern über Jahrtausende hinweg auf unseren Acker geschwemmt hat.

Bitte auf die Bilder klicken, um eine Beschreibung zu sehen.

In unserem ersten Anbaujahr 2022 waren wir primär damit beschäftigt, unsere ersten Erfahrungen mit Freilandgemüsebau ohne die Nutzung chemischer Hilfsmittel zu machen und hatten glücklicherweise erstaunliche Erfolge, nicht zuletzt, weil wir im Jahr 2022 sehr günstige Wetterbedingungen hatten. Außerdem haben wir von dem relativ hohen Humusgehalt unseres Bodens profitiert: Durch die Bodenbearbeitung wird der Boden durchlüftet, was das Bodenleben aktiviert, welches sich unter anderem von dem vorhandenen Humus ernährt und diesen dadurch teilweise abbaut. Ein kleiner Teil der im Humus gespeicherten Nährstoffe werden dadurch freigesetzt und für die Pflanzen verfügbar.

Ein Aufbau von Bodengesundheit und Humusgehalt war damals noch nicht unser primäres Anliegen, wird es aber in Zukunft um so mehr sein.

Denn jedes Prozent mehr Humusgehalt in den oberen 30cm des Bodens kann bis zu 400m³/ha mehr Wasser speichern. Außerdem werden mit jedem Prozent mehr Humus pro Hektar ca. 40 Tonnen CO2 aus der Luft entnommen und im Boden eingelagert. Wir bemühen uns gerade darum diese CO2-Speicherung zertifizieren zu lassen.

Lest im zweiten Teil, wohin die Reise geht und welche Anbaumethoden konkret geplant sind. Lest im dritten Teil die aktuellen sinnvollen Anbaumethoden und Herausforderungen. Die Sache wird spannend, und es gibt unendlich viel zu erforschen und zu entdecken.
Allerdings gibt es auch eine Menge zu tun.

Lest im dritten Teil,

Jeder in der Genossenschaft ist eingeladen, sich durch Nachfragen, Mithelfen oder Einbringen von Know-how oder auch durch finanzielle Zuschüsse (wir brauchen noch Maschinen und Geräte) an dem Abenteuer zu beteiligen. Wir können jede Hilfe gebrauchen, vor allem, solange wir noch keinen professionellen Gärtnerin in Vollzeit gefunden haben. Ihr erreicht das Acker-Team z.B. per E-Mail.

Dieter, Ella und Walter – Mitglieder Ackergruppe

Besuch bei unserem Kooperationsbetrieb am Hofgut Letten

Das Ackerteam der SOLAWI hat unseren Kooperationsbetrieb aus der Schlossgärtnerei Weidenkam an seinem zweiten Standort auf dem Hofgut Letten besucht.

Von Tom Braun haben wir uns erklären zu lassen, wie wir die Symbiosen der Bodenlebewesen nutzen, fördern und nachahmen können. z.B. durch Zwischensaaten, Mulchen und häufeln. Wir haben erfahren, welche Geräte wir noch brauchen, um unseren Same Traktor verwenden zu können: Fräsen, Häufelpflug, Bewässerung, Mulden, Gabeln und Pflanzmaschinen.

Dann haben wir uns noch die Maschinen angeschaut, mit der die Pflanzwürfel vorbereitet werden in denen u.a. unsere Salate vorgezogen werden. Das ist das Bild vom Gewächshaus mit den Jungpflanzen. Im April bekommen wir die dann, und werden sie gemeinsam auf unserem Acker pflanzen.

Auf den Bildern vom Acker sind verschiedene Zwischensaaten erkennbar: eine Gras- und Kleemischung und Gerste. Beides wird nach dem Abernten im Sommer/Herbst gepflanzt, damit im Boden über den Winter das Leben weiter geht und Kohlenstoff und Stickstoff gesammelt wird.

So können wir im Frühjahr wieder gut starten, brauchen weniger Dünger, und verlieren keinen Humus bei Regenfällen oder durch den Wind. Danke für die super spannende Betriebsführung Tom!

Alle Mitglieder die Lust haben, zu schrauben und zu basteln sind herzlich eingeladen sich mit uns gemeinsam da reinzufuchsen.

Bürgerkraft und SOLAWI Isartal informieren

„Tue Gutes und rede darüber!“. Gutes tun – das klappt seit den zwei erfolgreichen Betriebsjahren dank der tatkräftigen, hervorragenden, kreativen Unterstützung im Leitungsteam, in Arbeitskreisen und durch Förderer und Kistenbezieher*innen.

Das mit dem darüber reden, verwirklichen wir mit unserem „Mutter-Verein“ Bürgerkraft Isartal e.V. durch das halbjährlich herauskommende Heft „BÜRGERKRAFT UND SOLAWI ISARTAL informieren“. Darin findet ihr Themen rund um die Klima-, Energie- und Agrarwende. Außerdem starten wir mit diesem Heft auch die Kooperation mit anderen regionalen Direktvermarktern. Sieben Höfe und Läden stellen ihre Angebote vor. So findest du neben dem frischen SOLAWI Gemüse auch leckere Eier, Hühnchen oder Brot vor Ort.

Wo bekommst du das Heft?

Unsere Mitglieder verfügen über ein Kontingent an gedruckten Exemplaren, um sie CO2-sparend zu verteilen. Schreibe uns bei Bedarf oder dein Feedback gern an mitmachen(at)solawi-isartal.de, oder lade die digitale Version hier einfach herunter.

Die SOLAWI Isartal im München TV

Nicht nur ein Gaumenschmaus, sondern einen Augenschmaus bereitet die SOLAWI Isartal am 20.10.2022 um 18:45 Uhr auf München TV.

Eva Nusshart besuchte uns auf unserem noch üppig bewachsenen Acker bei der Ernte und interviewte unsere Gärtnerin Iris und unseren Obstbaum-Lieferanten Oli für die Sendung „München tut gut„.

Schaut doch mal rein! Hier geht’s zur Sendungswebsite.

Bildrechte: Peter Tillmann/Oliver Braunhold

Prinz Albrecht zum Anbeißen

Äpfel in der SOLAWI Kiste. Das kam gut an! Zuletzt habt ihr die alte Apfelsorte Prinz Albrecht probieren dürfen. Grund genug euch den Leckerbissen etwas vorzustellen.

Der Albrechtapfel

Der Apfel wurde 1863 vom Hofgärtner C. Braun auf Schloss Kamenz bei Glatz (heute Polen) aus den Apfelsorten „Kaiser Alexander“ und „Baumanns Renette“ gekreuzt. Zu Ehren des Schlossherren benannte Braun die neue Apfelsorte „Prinz Albrecht von Preußen“ und ist heute auch als „Albrechtapfel“ bekannt. Sie zeichnet sich durch Robustheit, Ertragreichtum und einen süß-säuerlich, saftigen Geschmack aus.

Die mittelgroße Frucht wächst eher breit und gleichmäßig. Die glatte Schale ist gelblich und zeigt zur Reife rote Flecken oder Streifen. Der mittellange Stiel sitzt tief in einer berosteten Mulde. Die weit schlüsselförmige Kelchgrube umgibt einen großen, offenen Kelch, der in eine trichterförmige Kelchhöhle übergeht. Das Kerngehäuse ist klein und geschlossen mit breiten Kernen. Der Baum wächst langsam, wird schnell ertragreich, ist wenig anfällig bei Frost und Krankheiten und ist daher sehr gut auch für kleinere Gärten geeignet. Der Boden sollte nährstoffreich und feucht sein. Ein regelmäßiger Schnitt regt das Wachstum an.

Die Äpfel werden ab September bis Oktober reif und lassen sich bis Ende Dezember lagern, werden dabei aber mürbe. Das Fruchtfleich ist auch für Allergiker gut geeignet.

Die Informationen über die Apfelsorte sind der Zeitschrift „Gartenpraxis“ Ausgabe 10/22 entnommen.

Obstgärtnerei Oliver Braunhold

Die Ziele vom Obstbaumgärtner Oliver Braunhold sind: das Wiederauffinden alter, robuster und gut schmeckender Sorten, die Erhaltung und Verbreitung der Sortenvielfalt, und ein Bioanbau ohne jegliche Pestizide.

Heute sind weltweit mehr als 10.000 Apfelsorten beschrieben. Etwa 2.000 davon sind in Deutschland beheimatet. Mittlerweile pflegt Oliver über 200 Apfel- und über 80 Birnensorten! Vielleicht finden bald wieder regionale Äpfel aus der einzigen Bio-Obstgärtnerei der Region den Weg zu euch.

Bildrechte: A. Rockwell und Peter Tillmann/Oliver Braunhold