Humus ist nicht gleich Humus – Teil 3

In dieser dreiteiligen Serie berichtet Dieter über unser schwarzes Gold, den Humus. Im ersten Teil fragen wir uns: was ist das eigentlich genau? Im zweiten Teil geht es um die Humusfördernden Maßnahmen auf dem SOLAWI Isartal Acker. Im dritten Teil fragen wir nach den CO2-bindenden Eigenschaften des Humus.

Humusaufbau zur CO²-Speicherung

Da ein Humusaufbau in Ackerböden einen erheblichen Beitrag leisten könnte, CO² aus der Atmosphäre zu entnehmen und im Boden zu speichern, wird zunehmend über entsprechende Maßnahmen diskutiert.

Es werden Zertifikate ausgestellt, die eine Festlegung von CO² dokumentieren und z.B. Unternehmen, die viel CO² ausstoßen, die Möglichkeit geben, durch den Kauf solcher Zertifikate ihren Ausstoß “kleinzurechnen“ und sich z.B. als CO²-neutrale Unternehmen darzustellen.

Dabei spielen Fragen über die Möglichkeit einer realistischen Dokumentation eines Humusaufbaus bzw. über die Stabilität bzw. Langlebigkeit eines aufgebauten Humusgehaltes eine bedeutende Rolle. Hier ist noch vieles unklar und es gibt großen Diskussionsbedarf.

Schwierigkeiten bei der Messung des Humusaufbaus

Bei der üblichen Messung des Humusgehaltes im Labor wird der organisch gebundene Kohlenstoffgehalt (von allen Teilchen, die durch ein 2 mm-Sieb passen) des Bodens bestimmt, der multipliziert mit einem Umrechnungsfaktor von 1.724 den Gesamthumusgehalt ergibt, wobei nicht zwischen Dauer- oder Nährhumus unterschieden wird (siehe dazu Teil 1). Die Umrechnung beruht auf der statistischen Annahme, dass Humus durchschnittlich 58% Kohlenstoff enthält, was allerdings schwankungsanfällig ist.

Humusaufbau in Jahresabständen zu messen und zu dokumentieren, ist kaum möglich, da die jährlich mögliche Erhöhung im besten Fall 0,1% beträgt, die Fehlerquote durch Probenahme und Labortechnik jedoch in ähnlicher Größenordnung liegt.

Auf einer Ackerparzelle kann der Humusgehalt an verschiedenen Stellen nicht selten um mehr als 0,5% schwanken. Außerdem gibt es auch erhebliche Schwankungen des Gehaltes im Laufe eines Jahres.

So kann man feststellen, dass wir relevante Aussagen über ein eventuelles Ansteigen des Humusgehaltes frühestens nach Ablauf von ca. 10 Jahren treffen können, und das auch nur, wenn wir häufig testen und bei den Probenahmen sehr auf repräsentative Qualität achten. Aber auch wenn eine CO²-Speicherung durch Humusaufbau dokumentiert werden kann, bleibt die Frage im Raum, was mit dem gespeicherten CO² passiert, wenn irgendwann der Landwirt oder Gärtner keine intensiven humusaufbauenden Maßnahmen mehr ergreift.

Wird der erhöhte Humusgehalt wieder abgebaut, geht das gespeicherte CO² wieder in die Atmosphäre zurück, oder wieviel von dem gespeicherten CO² bleibt langfristig im Boden gespeichert?

Hier sind sich Wissenschaftler uneinig, was die Zertifizierung von CO²-Speicherung im Boden zumindest derzeit als fragwürdig erscheinen lässt.

Humus ist nicht gleich Humus – Teil 2

In dieser dreiteiligen Serie berichtet Dieter über unser schwarzes Gold, den Humus. Im ersten Teil fragen wir uns: was ist das eigentlich genau? Im zweiten Teil geht es um die Humusfördernden Maßnahmen auf dem SOLAWI Isartal Acker. Im dritten Teil widmen wir uns den CO2-bindenden Eigenschaften des Humus.

Woher kommt der Humus eigentlich und brauchen wir mehr davon?

Wenn wir über Humusaufbau sprechen, beziehen wir uns hauptsächlich auf den Nährhumus-Gehalt, der über Jahre durch konsequente, vielfältige humusmehrende Maßnahmen langsam angehoben werden kann (in der Praxis maximal ca 1-2% innerhalb von 10 Jahren), wobei er aber bei Beendigung der Maßnahmen oft wieder einem meist relativ schnellen Abbauprozeß unterliegt. Dies bezieht sich auf Ackerbau (z.B. Getreide -oder Feldgemüsebau), nicht auf Kleingärten, welche ganz andere Möglichkeiten haben, Humus kurzfristig aufzubauen.

Je mehr wir den Boden bearbeiten (z.B. Hacken, Dämme ziehen), wird dieser stärker durchlüftet und dadurch ein Humusabbau gefördert, was durch andere (humusaufbauende) Maßnahmen kompensiert werden muss. Das Thema ist wesentlich für unseren Acker, da wir zur Zeit mit Dammkultur arbeiten, was die Bodendurchlüftung enorm verstärkt, und wir vor der Herausforderung stehen, wie wir das kompensieren können.

Wie wird Humus aufgebaut?

Bei den humusmehrenden Maßnahmen kann man grundsätzlich zwei Wege unterscheiden:

Eine Zuführung von organischer Substanz von außen (Mist, Kompost, Stroh, Heu, Silage) oder ein Humusaufbau durch spezielle pflanzenbauliche Maßnahmen (Dauerbegrünung durch vielfältige,  flach- und tiefwurzelnde Pflanzenarten mittels Untersaaten, Zwischenfruchtanbau, Fruchtfolge mit Gesundungsjahr(en) etc).

Wachsende Pflanzen geben in der vegetativen Phase (vor dem Beginn des Blühens) energiereiche Nährstoffe (vor allem zuckerähnliche Substanzen) über die Wurzeln in den Boden ab, durch welche das Bodenleben genährt wird und Humus aufbauen kann. Hinzu kommt natürlich die enorme Menge der Pflanzen und Wurzeln selbst, die nach Absterben als Grundlage für einen Humusaufbau dient.

In jedem Boden scheint es außerdem ein standortspezifisches Fließgleichgewicht zu geben, bei dem bei einem bestimmten Humusgehalt auch bei hoher Zufuhr von organischer Substanz kaum noch eine Erhöhung möglich ist. Ein solches Fließgleichgewicht stellt sich natürlich auch in Abhängigkeit von der Art der Bodenbewirtschaftung ein. So kann es z.B. sein, daß bei jahrzehntelanger Nutzung als Dauergrünland das Fließgleichgewicht bei 5-10% Humusgehalt liegt, während es bei vergleichbaren Böden am gleichen Standort unter Ackernutzung nur bei 2-3% liegt.

Wieviel Humus ein Boden braucht, um als “gesund“ bezeichnet zu werden, muss also sehr differenziert betrachtet werden.

Was ist ein angemessener Humusgehalt?

Da Humus in bewirtschafteten Böden in der Regel positive Wirkung zeigt (Wasserhaltefähigkeit, Durchlüftung, gute Boden-Krümelstruktur etc), kann man sagen, dass eine Erhaltung oder Erhöhung des Levels anstrebenswert ist, wobei ein optimaler Humusgehalt schwer zu definieren ist und, wie erwähnt, zuallererst vom Standort (Bodenart, Klima) und der Bewirtschaftungsart abhängig ist.

Böden, die über lange Zeit wenig Möglichkeiten hatten, Humus aufzubauen, werden dabei durch Zufuhr von organischer Substanz oder durch spezielle pflanzenbauliche Maßnahmen deutlicher positive Reaktionen zeigen, als Böden, die schon “von Haus aus“ gut mit Humus versorgt sind.

Wenn ein Boden schon einen – der Bodenart, dem Klima und der Bodennutzung entsprechend –  angemessenen Humusgehalt hat, so mag es aus Sicht des Landwirtes oder Gärtners nicht unbedingt notwendig sein, den Gehalt weiter aufzubauen. Hier werden die ackerbaulichen Maßnahmen eher darauf gerichtet sein, den Umsatz (Auf- und Abbau) des Nährhumus zu erhöhen, da es diese komplexen lebendigen Umsetzungsprozesse im Boden sind, die für ein gesundes Wachstum der Kulturpflanzen äußerst förderlich sind. Denn durch solch erhöhte Aktivität des Bodenlebens werden Nährstoffe aus der Bodensubstanz herausgelöst und den Wurzeln verfügbar gemacht. Außerdem ergeben sich vielfältige, symbiotische Phänomene zwischen Pflanzenwurzel und Microorganismen, die für die Nährstoffaufnahme der Pflanzen bedeutsam sind. Zudem wird die Lebendverbauung der Bodenteilchen (Krümelbildung) vermehrt, was die Bodenstruktur verbessert.

Man wird also humusfördernde Maßnahmen nicht nur deswegen anwenden, um den Humusgehalt zu erhalten oder zu erhöhen, sondern insbesondere auch dafür, um ausschließlich das Bodenleben zu “füttern“.

Man strebt also einen schnellen Umsatz von organischer Substanz an und benötigt dafür einen gut durchlüfteten, nicht zu sehr verdichteten, möglichst tiefgründigen und gut durchwurzelten Boden mit einer stabilen Krümelstruktur und mit einem möglichst vielfältigen (diversifizierten) Bodenleben.

Solch einen Boden können wir einen gesunden Boden nennen, der ein üppiges Wachstum gesunder Kulturpflanzen wahrscheinlich macht.

Ein verantwortungsbewußter Landwirt oder Gärtner wird seine Maßnahmen neben den ökonomischen Notwendigkeiten also auch daran orientieren, eine solch wünschenswerte Bodenqualität zu erreichen bzw. zu erhalten. Welche Maßnahmen ihm dafür verfügbar sind, ist ein anderes Thema.

Führung auf dem Acker auf Bio-Umstellung am 24.06.2023 – 15 Uhr

Nachhaltige Landwirtschaft erleben mit der SOLAWI Isartal und dem BUND Naturschutz

Die SOLAWI Isartal und der BUND Naturschutz laden zur Führung auf den Acker in Umstellung auf Bio-Anbau ein.

  • Was hat sich nach dem ersten Anbaujahr auf dem Acker getan?
  • Wie verändern sich Flora und Fauna?
  • Welche Anbaumethoden sind nachhaltig?
  • Was wächst wann vor unserer Haustür?
  • Wie schmeckt das junge Gemüse direkt aus der Erde?
  • Was kommt in die SOLAWI Isartal Gemüsekiste?

Die Führung findet am 24.06.2023 um 15 Uhr statt.

Anfahrt: Sie finden den SOLAWI Isartal Acker auf der Degerndorfer Straße zwischen Münsing und Degerndorf.

„Die Idee von nachhaltiger Landwirtschaft, Ernährung und der Teilhabe daran deckt sich mit unseren Vorstellungen.“

1. Vorsitzender der Kreisgruppe BUND Naturschutz, Friedl Krönauer

Was heißt Bio in Umstellung?

Die genossenschaftlich geführte Bio-Gärtnerei SOLAWI Isartal pachtete den konventionell bewirtschafteten Acker und begann 2022 den eigenen regenerativen Bio-Anbau. Bis 2024 soll die Bio-Zertifizierung abgeschlossen sein. „Wir haben bei unseren Gärtnerinnen und Mitgliedern viel Wissen zum ökologischen Anbau und bilden uns gemeinsam weiter. Unser Ziel ist es, mit verschiedenen Methoden die Artenvielfalt auf unserem Acker zu vergrößern und gleichzeitig gesundes Gemüse zu ernten. Wir fördern Bodenlebewesen, Insekten, Reptilien und Vögel. Gemüseanbau ist nur selten regenerativ. Die Erfahrungen, die wir jetzt als Vorreiterin in diesem Feld machen, werden auch der Agrarwende und der Landwirtschaft der Zukunft zu Gute kommen.“, so Aufsichtsrätin und Gärtnerin Ella von der Haide.

In diesen Artikeln berichtet die SOLAWI Isartal über das Abenteuer Acker-Umstellung:

Wir nehmen weitere Abonnent*innen auf!

Und das Konzept der nachhaltigen, regenerativen Landwirtschaft geht auf: Im ersten Jahr wurden bereits 120 Haushalte mit wöchentlichen Gemüsekisten versorgt und die SOLAWI Isartal nimmt diesen Sommer noch weitere Gemüsekisten-Abonnent*innen auf und plant sogar eine weitere Gemüse-Station in Starnberg.

  • Werde Fördermitglied und kaufe je nach Geldbeutel Anteile an der Genossenschaft
  • Werde Gemüsekisten-Abonnent*in
  • Werde aktiv auf dem Acker oder anderen ökologischen Projekten
  • Erlebe nachhaltigen Gemüseanbau und gesunde Ernährung aus eigener Produktion

Unser erster SOLAWI Isartal Apfel

Die Apfelbäumchen, im Winter ’22 gepflanzt, fühlen sich sichtlich wohl in Ebenhausen-Schäftlarn. Der erste Apfel ist bereits gesichtet! Auch wenn die große Ernte erst in mehreren Jahren spruchreif ist, freuen wir uns so sehr über diesen Fund, dass er uns einen Bericht wert ist.

Danke an Elisabeth, die unserem Aufruf nachgekommen ist, und die Baumscheiben dder Bäumchen frei gehackt hat. So nehmen andere Pflanzen den Apfelbäumen kein Wasser oder Närstoffe weg.

Weiter so, ihr kleinen Äpfelchen!

Humus ist nicht gleich Humus – Teil 1

In dieser dreiteiligen Serie berichtet Dieter über unser schwarzes Gold, den Humus. Im ersten Teil fragen wir uns: was ist das eigentlich genau? Im zweiten Teil geht es um die Humusfördernden Maßnahmen auf dem SOLAWI Isartal Acker. Im dritten Teil widmen wir uns der CO2-bindenden Eigenschaften des Humus.

Was ist eigentlich Humus und wieviel Humus braucht ein gesunder Boden?

Wenn wir vom Humus in einem Boden reden, meinen wir den Anteil der organischen Substanz im Boden. Der Rest der Bodens besteht in der Regel aus mineralischen Bestandteilen, die in unterschiedlichen Teilchengrößen (Sand-Schluff-Ton) vorliegen und ihren Ursprung zumeist in dem unterliegenden Gestein haben, aus dem sie über Jahrtausende gebildet wurden.

Die organische Substanz besteht aus allen pflanzlichen und tierischen Teilen und deren Abbauprodukten. All diese Teile bestehen im Grunde aus energiereichen Kohlenstoffverbindungen, die ursprünglich über die Fotosynthese (CO² aus der Luft + H²O + Sonnenlicht) durch grüne Pflanzen assimiliert wurden.

Deshalb können wir den Humusgehalt eines Bodens durch das Messen des Kohlenstoffgehaltes bestimmen.

Grundsätzlich beschreibt man zwei Arten von Humus: Den Dauer- und den Nährhumus, wobei dies nur eine grobe Einordnung ist, denn eine klar definierte Abgrenzung zwischen diesen beiden ist nicht möglich, weil wir es mit lebendigen und dynamischen Prozessen zu tun haben.

Dauerhumus

Der Dauerhumus ist eine Art Endprodukt der äußerst komplexen biologischen Abbauvorgänge von organischer Substanz durch die riesige Anzahl vielfältiger Bodenorganismen(z.B. Regenwürmer, Springschwänze, Bakterien, Pilze) und  besteht hauptsächlich aus stabilen Ton-Humus-Komplexen. Die Höhe des Dauerhumus ist sehr konstant, weitgehend boden- und standortspezifisch und ist kaum oder nur sehr schwer veränderbar. Sie hat sich also in der Regel langfristig auf Grund der Bodenart und der klimatischen Situation eingestellt. Sandböden können z.B. nur wenig Dauerhumus (meist weniger als 1%) enthalten, während tonhaltige Böden wesentlich höhere Werte (meist 2-4%) aufweisen können. Sogenannte „Schwarzerdeböden“ können noch viel höhere Gehalte haben.

Nährhumus

Der Nährhumus beinhaltet alle Stadien des Verrottungsprozesses von organischer Substanz (im Boden eingearbeitete Blätter- oder Erntereste, lebende und abgestorbene Wurzeln, Macro- und Microorganismen, Abbauprodukte aus dem Bodenleben etc). Dieser Teil des Humus unterliegt dauernden Umwandlungsprozessen, wobei der enthaltene Kohlenstoff zum großen Teil schrittweise von den Bodenorganismen “veratmet“ wird und weitgehend als CO², Methan oder Lachgas in die Atmosphäre entweicht. Die ursprünglich in der organischen Substanz enthaltenen Mineralstoffe bleiben übrig (Mineralisation) und stehen den Pflanzen als Nährstoffe zur Verfügung oder werden in den Unterboden oder das Grundwasser verlagert bzw. ausgewaschen.

Als grober Anhaltspunkt kann gesagt werden, daß im Durchschnitt nur ca 10% der zugeführten organischen Substanz letztlich zum Aufbau von Nähr- oder Dauerhumus zur Verfügung steht.

Der Rest wird zur Energielieferung für das Bodenleben verbraucht.

Wie oben erwähnt, ist der gemessene Humusgehalt nur ein Überbegriff für die Menge an organischer Substanz  im Boden. Ob es sich dabei um nur leicht verrottete Erntereste, Gras oder Wurzelreste handelt oder ob es hauptsächlich Zwischenprodukte des Verrottungsprozesses sind, die gemessen werden, oder inwieweit sich schon in größerem Maße wertvolle Humusstrukturen (z.B. sogenannte Lebendverbauungen: Verklebungen von Bodenteilchen durch Abfallprodukte der Microorganismen) oder stabile Ton-Humuskomplexe gebildet haben, gibt es keine Aussage.

Humus ist also nicht gleich Humus. Bei einer Bodenbewertung sollte also neben dem Humusgehalt auch die Zusammensetzung und Qualität des Humus berücksichtigt werden.

Die stabilen oder auch weniger stabilen Humusstrukturen sind es letztlich, die für die Qualität der Bodenstruktur (Krümelstruktur) verantwortlich sind.
Außerdem besitzen sie eine außerordentlich hohe Quellfähigkeit und können wie ein Schwamm sehr viel Wasser speichern. Zudem haben sie eine äußerst große Oberfläche, an der sich Nährstoffe binden bzw. ausgetauscht werden können.

Alle lebenden Organismen wie die Pflanzenwurzeln, Regenwürmer, Insekten, Bakterien und Pilze bilden in einem gesunden Boden ansich schon eine enorme Biomasse, wobei es unter anderem bedeutsam ist, in welcher Tiefe der Boden belebt ist. Je vollständiger und tiefer der Boden mit Pflanzenwurzeln, Regenwurmgängen und Pilzhyphen durchdrungen ist, desto mehr sind die Nährstoffe auch aus tiefen Bodenschichten für die Pflanzen verfügbar und desto besser wird auch die  Bodenstruktur sein.

Je nach Tiefgründigkeit, Bodenart, Verdichtungsgrad und Bewuchs des Bodens kann die belebte Bodenschicht zwischen 30 und 300cm dick sein. 

Von Apfelblüten und Edelreis

Die SOLAWI Isartal hat eine Fallobstwiese in Schäftlarn und auf dem eigenen Acker angelegt und pflegt diese jetzt. Diesen Mai wurden die Bäumchen nun veredelt.

Die Fallobswiese in Schäftlarn Mai 2023

Wie werden Obstbäume veredelt?

Das Veredeln ist ein Sonderfall der vegetativen Vermehrung: Zwei Pflanzen werden zu einer verbunden, indem man ein sogenanntes Edelreis oder Edelauge auf eine Unterlage (Wurzel mit Stammstück) setzt. Welche Apfelsorte man erntet, hängt also vom verwendeten Edelreis ab. (Quelle: Mein-schöner-Garten.de)

Vorfreude auf die alten Apfelsorten

Herzlichen Dank für die nun erledigte Veredelung durch unseren kooperierenden Obstbauern Oli. Die in den nächsten Jahren heranreifenden Früchte sind folgende Sorten:

  • Alkmene
  • Falchs Gulderling
  • Gustavs Dauerapfel
  • Holsteiner Cox
  • Jakob Fischer
  • Kanada Renette
  • Korbiniansapfel
  • Königin-Sophien-Apfel
  • Luxemburger Renette
  • Napoleon Apfel
  • Piemonteser
  • Rodauner Goldapfel
  • Roter Bellefleur
  • Wiltshire
  • Winston
  • Wintergravensteiner
  • Winterhimbeerapfel
  • Zabergäurenette

Übrigens hat unser Vorbild schon Früchte getragen. Da wir im Dezember ein Loch zu viel ausgehoben hatten, hat ein Nachbar die Chance ergriffen und noch eine Kirsche dazu gespendet. Danke sehr!

Gut Ding will Weile und Pflege haben

So eine Fallobstwiese hat Tradition und ist recht pflegeleicht. Aber ein bisschen was muss schon getan werden. So müssen diesen Frühsommer zum Beispiel die Baumscheiben durchhackt werden, so dass der Apfelbaum keine Konkurenz durch nachwachsende Pflänzchen bekommt. Eine Arbeit, die die Genossenschaft druch Ehrenamtliches Engagement und Freude an der Gärtnerei stemmt.

Lust aufs (An-)Packen

Bei der Genossenschaft der SOLAWI Isartal werden die Aufgaben auf viele ehrenamtliche Helfer verteilt. Jedes Mitglied kann, muss aber nicht mitmachen – jeder so, wie er kann und will. Dabei macht die Arbeit in der Gemeinschaft allen Anpacker*innen Spaß und meist gibt es da noch den wunderschönen Ausblick im Voralpenland noch dazu. Das gilt für viele Bereiche, die bei uns in Arbeitskreise aufgeteilt sind:

  • Kistenorganisation
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Anbau und Infrastruktur
  • Feste und Events
  • Leitungskreis

Wer Lust auf’s Mitmachen hat, meldet sich für weitere Informationen gern unter mitmachen@solawi-isartal.de oder bei den jeweiligen Arbeitskreisen (Ansprechpartner im internen Bereich mit Login).

Beim Gemüsekisten-Packen ist Teamwork gefragt

Neben dem Anbau auf unserem eigenen Acker ist eine der wichtigsten Aufgaben das Kistenpacken für unsere ca. 130 Kisten-Abonnent*innen. Jeden Mittwoch Nachmittag wird die Ernte und Gemüse/Obst z.B. von der Gärtnerei Weidenkam von Angie und 2-3 Freiwilligen aufgeteilt. Da ist Konzentration und Teamwork gefragt.

Swantje erzählt vom Packen diese Woche: „Punktlandung bei 1000 g Äpfeln pro Kiste! Hat Spaß gemacht im super Team: eine an den Zwiebeln, eine an den Kartoffeln, ich an den Äpfeln. Angie und Estelle haben den Rest befüllt“

Auf die Bilder klicken für Beschreibung und Bildrechte.

Online-Info-Abend am 25.05.23: Weitere Gemüsekisten-Abos diesen Sommer

Lust auf regionales und saisonales Gemüse?

Ein letzter SOLAWI Isartal Online-Infoabend diese Saison steht fest:

  • Donnerstag 25. Mai 2023, 19:30 Uhr

Wir sind eine gemeinschaftsgetragene Gemüse-Genossenschaft mit Acker und einer Bio-Gärtnerei.

Wir wachsen und Du kannst eine wöchentliche Gemüsekiste beziehen, oder uns als Fördermitglied unterstützen, beim Anbau und vielem mehr aktiv teilnehmen!

Wir stellen uns und unsere nachhaltige Bewirtschaftung vor und zeigen dir, was dir eine ökologische, saisonale und regionale Ernährung bringt. Neugierig? Dann werde Teil unserer SOLAWI Community. Melde dich über das Kontaktformular unverbindlich zum Online-Infoabend an, um eine E-Mail mit Videokonferenz-Link zu erhalten.

Hier geht’s zum entsprechenden Zeitpunkt direkt in die Videokonferenz:

PS: Schnelle Entscheidungen werden belohnt: Wer seinen Vertrag bis 16.06.23 einsendet und Mitglied mit Gemüseabo wird, bekommt die Gelegenheit eine Traktor-Einweisung zu erhalten und eine Runde auf dem Acker zu drehen.

Solidarische Landwirtschaft in Deiner Region
Agrarwende – Fördern – Mitgestalten – Erleben

Das Abenteuer der Ackerumstellung Teil 3

Wie wir bei der SOLAWI lernen, Regenwürmer zu füttern

In drei Teilen nimmt das Acker-Team euch auf unser gemeinsames Abenteuer der Ackerumstellung von konventionell zu biologisch mit. Im ersten Teil berichtet das Team, wie sie den Acker vorgefunden und im ersten Jahr ihre Erfahrungen gemacht haben. Im zweiten Teil werden der Boden und die Zusammenhänge von seinen Bewohnern und den Inhaltsstoffen beschrieben. Jetzt lasst uns direkt ansehen, wie die konkreten Anbaumethoden aussehen, die gut für unseren Boden sind.

Wir werden zum Beispiel dieses Jahr (2023) im Rahmen der Förderung des Amtes für Ländliche Entwicklung eine artenreiche Blumenwiese pflanzen auf 900 Quadratmetern zwischen den Apfelbäumen, in der viele verschiedene heimische Kräuter und Gräser vorkommen. Diese Pflanzen wurzeln unterschiedlich tief und bereichern dadurch das Bodenleben, sie können auch Nährstoffe aus anderen Bodenschichten aktivieren. Zum Beispiel Luzerne und Bibernelle kommen mit ihren Wurzeln 3 Meter tief in den Boden.
Dadurch, dass wir das Mähgut dann auf anderen Flächen ausbringen, werden sich diese Kräuter und Gräser dann auch weiter verbreiten. Zum Beispiel auf den Wiesenflächen hinter und unter den Hecken.

Um zu leben und wirksam zu sein, braucht das Bodenleben Energie in Form von energiereichen Kohlenstoffverbindungen (z.B. Zucker, Zellulose etc.), welche, wie fast alles organische Material, von Pflanzen durch Fotosynthese mit Hilfe des Sonnenlichtes hergestellt werden.
Wir “füttern“ also das Bodenleben durch den gezielten Anbau von vielfältigen Pflanzen. Die kontinuierlich absterbenden Feinwurzeln dienen als “Nahrung“. Außerdem schicken die Pflanzen verschiedene Stoffe (z.B. Zuckermoleküle) über die Wurzeln in den Boden, um das Bodenleben zu ernähren, damit dieses wiederum Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar macht.

Ein weiteres “Futter“ stellen wir durch Mulchen mittels “Transfer-Heu“ von einer Grünfläche zur Verfügung, welches sich das Bodenleben schrittweise “einverleibt“ und umwandelt. Das Mulchen schützt außerdem vor Austrocknung und Erhitzung der Böden, was für uns von besonderer Bedeutung ist, da wir leider nur äußerst begrenzte Möglichkeiten haben, die Kulturen zu begießen. Wir haben in einem ersten Schritt vorgesehen, 30% der Ackerfläche weiterhin als Kleegras zu belassen und dieses Gras 3 bis 4 mal im Jahr zu mähen, um daraus Heu oder Silage zu gewinnen, welche wir dann auf den Gemüseanbauflächen ausbringen werden. Dafür haben wir jetzt schon eine Mähmaschine, einen Heuwender und Heuschwader gekauft. Die Heuballen werden wir dann vom Maschinenring pressen lassen, so dass wir das Heu lagern können bis wir es brauchen.

Wie wir jetzt im Einzelnen auf unserem Acker die verschiedenen Maßnahmen einsetzen, hängt von vielen Faktoren ab. Dabei spielt natürlich eine Rolle, wie wir eine Fruchtfolge planen, welche Kulturen wir in welcher Reihenfolge und auf welchen Beeten bauen, welche Bodenbarbeitung wir zu welchem Zeitpunkt durchführen, wieviel Arbeitskräfte und welche Maschinen zu welchen Zeiten verfügbar sind etc. Die jeweilig Vorfrucht oder z.B. die Wetterbedingungen spielen dabei natürlich auch immer eine Rolle.

Im Moment planen wir z.B. auf einer Fläche, die mit frühen Kulturen wie zum Beispiel erste Salate bepflanzt sind, nach der Ernte im Juli gleich wieder ein artenreiches Kleegras einzusäen. Dieses wird dann im Rest vom Jahr und im Folgejahr Stickstoff für uns binden und Pflanzenmasse bilden. Unter die Kohlpflanzen werden wir, noch während sie wachsen, auch artenreiche Untersaaten einsäen, so dass der Boden rechts und links vom Kohl bedeckt ist und das Bodenleben genährt wird.

Wir haben uns in der diesjährigen Anbauplanung entschieden, unseren neuen Schlepper und den von der Gärtnerei Weidenkam geliehenen Damm-Kultivator (Turielpflug) zu nutzen und die Kulturen auf Dämmen (90cm Abstand und ca. 20cm hoch) anzubauen. Dies verspricht eine erhöhte Durchlüftung und damit einhergehende Aktivierung des Bodenlebens mit all den beschriebenen Vorteilen. Die Herausforderung bei diesem System ist, daß die Gefahr besteht, daß durch die Aktivierung mehr Humus ab- als aufgebaut wird.

Wir achten deshalb noch mehr auf humusaufbauende Maßnahmen wie Dauerbegrünung, Zwischenfruchtanbau, Mulchen etc. Wir werden zum Beispiel auch die Täler zwischen den einzelnen Dämmen mit artenreichen Mischungen bepflanzen, die immer Leguminosen (Stickstoffsammler), aber teilweise auch Blühpflanzen für die Insekten beinhalten.
Eine Vision ist, den Boden und das Bodenleben durch die beschriebenen Maßnahmen in 3-5 Jahren so weit aufzubauen, daß wir schrittweise immer weniger und irgendwann vielleicht gar keinen Handelsdünger von außen mehr zuführen müssen, und wir dennoch hohe Erträge mit hochwertigem Biogemüse ernten können. Im Moment düngen wir noch mit einem Bio-Dünger pflanzlicher Herkunft.

Eine größere Herausforderung, der wir im Moment begegnen, ist der Umbruch des 1,5-jährigen Kleegras auf denjenigen Flächen, die wir dieses Jahr mit Gemüse bebauen wollen.
Wir unterschneiden die Grasnarbe mit speziellen Werkzeugen, die an dem Turielpflug angebaut werden, den wir wiederum am Schlepper angehängt haben. Hier braucht es mehrere Arbeitsgänge. Nach ein paar Tagen des Abtrocknens wird das aufgerissene Kleegras mit einer aus der Gärtnerei Weidenkam geliehenen Kreiselegge weiter gelockert und die Erde aus dem Wurzelwerk abgeklopft, sodaß es weiter abtrocknen kann und nicht mehr anwurzelt. Das nun abgestorbene organische Material kann jetzt oberflächlich in die zu bildenden Dämme eingarbeitet werden und als Nährstofflieferant für Pflanzen und Bodenleben dienen.

Ihr seht also, die Sache wird spannend, und es gibt unendlich viel zu erforschen und zu entdecken. Allerdings gibt es auch eine Menge zu tun.

Jeder in der Genossenschaft ist eingeladen, sich durch Nachfragen, Mithelfen oder Einbringen von Know How oder auch durch finanzielle Zuschüsse (wir brauchen noch Maschinen und Geräte) an dem Abenteuer zu beteiligen. Wir können jede Hilfe gebrauchen, vor allem, solange wir noch keinen professionellen Gärtnerin in Vollzeit gefunden haben.

Dieter, Ella und Walter – Mitglieder Ackergruppe